Ana schaute von dem Test auf und wusste nicht, ob sie weinen sollte oder nicht.
Sie hielt in ihrer Hand den Beweis, dass sie Mutter werden würde.
Mutter von Harrys Kind.
Ihr Mund war geöffnet als sie mit Furcht ihren Blick hob, um Harry anzusehen. Sie vermutete eine zutiefst gerunzelte Stirn; das, obwohl er ihr vor wenigen Momenten wohl das schönste Liebesgeständnis gemacht hatte. Doch statt einem kritischen Gesichtsausdruck fand sie ein wunderschönes Lächeln mit einem ungekannten Ausmaß auf seinen Zügen vor.
Jedes Mal, das er davor gelächelt hatte, wurde von diesem Gesichtsausdruck in den Schatten gestellt. Sie hatte noch nie jemanden so glücklich gesehen, wie Harry in genau diesem Moment.
Genauso wenig hatte sie je gesehen, dass seine Augen vor Rührung wässrig waren und er sich zusammenreißen musste, um nicht zu weinen.
Ohne etwas zu sagen, nahm er Ana fest in den Arm und hob sie dabei ein wenig vom Boden an, sodass er sein Kinn mit Leichtigkeit auf ihre Schulter legen konnte.
"Danke", glaubte sie zu hören bevor er sie innig küsste und dann wieder vorsichtig auf den Boden setzte.
"Danke Ana. Danke", wiederholte er und küsste sie immer weiter aufs Gesicht verteilt, verschränkte seine Hände schnell mit ihren.
Dadurch schaffte er es tatsächlich sie trotz ihrer Unsicherheiten zum Lächeln zu bringen. Als er dann noch demonstrativ seine Hand auf ihren Bauch legte und darüber strich, kicherte sie sogar noch leise.
***
Wenig später saßen die beiden wieder im Wartezimmer, warteten darauf, dass sie wieder zu Dr. Fisher konnten, er wollte sofort einen Ultraschall machen, um zu überprüfen, ob man bereits etwas sehen konnte und wenn ja, in der wievielten Schwangerschaftswoche Ana bereits war.
"Alles wird gut", erinnerte er sie in ihr Ohr flüsternd und verschränkte seine Hand mit ihrer.
Sie nickte leicht und überlegte schon, wie ihre Eltern reagieren würden. Bei ihnen war sie genauso unsicher wie bei Harry, daher musste sie abwarten. Und dieses Abwarten war grausam. Sie könnte es nicht verkraften, wenn ihre Eltern nicht hinter ihr standen. Täten sie dies, würde sie es durchstehen, oder zumindest einen Weg dazu finden.
"Wir schaffen das." Harry küsste sie vorsichtig auf die Schläfe. Da das Wartezimmer abgesehen von ihnen leer war, ließ Ana ihren Kopf sogar gegen seine Schulter sacken.
Sein Anzug, den er noch von der Arbeit trug, erinnerte sie daran, dass er dort ja mit irgendeiner Begründung hatte verschwinden müssen. Oder war er einfach so verschwunden?
"Miss Evans", rief eine andere Arzthelferin Ana nun persönlich auf und wartete im Türrahmen, bis die beiden aufgestanden war. Ihr Blick ruhte bewundernd auf den verschränkten Händen der beiden.
"Dr. Fisher ist in der Sonographie", erklärte sie als Ana ihr genau gegenüber stand.
Sie nickte und ließ sich erklären, wo genau diese sich befand und dankte der Frau anschließend.
Als sie wenig später, nachdem sie hereingebeten worden waren, als erste den Raum betrat, fiel ihr Blick sofort auf den Arzt, der noch schnell etwas aufschrieb.
"Sie sind dann der Freund?", fragte er als erstes an Harry gerichtet und lächelte diesen an.
"Ja." Harry beäugte den Mann misstrauisch, zwang sich dann aber von seiner Eifersucht abzulassen. Er war hier mit seiner schwangeren Freundin, das würde den Arzt schon genug von ihr abhalten.