„Wo gehst du hin?" Er blieb verwirrt stehen, Ana ging zielstrebig weiter, obwohl sie schon längst wieder in den Park hätten einbiegen müssen.
„Wir gehen auf die andere Seite des Parks essen", sagte sie selbstverständlich und sah Harry an, als sei es verrückt, diese Frage nur zu stellen.
„Warum?"
„Weil ich dir ersparen will, wieder da vorbei zu gehen", antwortete sie schulterzuckend und biss sich aber weitaus unsicherer auf die Unterlippe.
Sie war nicht dumm und wusste, dass Harry mit diesem Teil des Parks, der ihre Abkürzung geboten hatte, etwas Schlechtes verband. Da wollte sie ihn nicht noch einmal an diese Stelle führen. Es war doch so viel einfacher, einen anderen Weg zu nehmen.
Hätte sie das tun können, ohne es ihm erklären zu müssen, wäre es weitaus weniger seltsam gewesen.
Harry sah sie nachdenklich an, nickte letztlich aber einfach nur als Antwort und ignorierte ebenfalls die Einbiegung ins Grüne. Stattdessen ging er weiter neben Ana über den Bürgersteig, der von den Baumkronen von der Sonne geschützt wurde. Zu gerne hätte er gerade dieses Leuchten gesehen, das entstand wenn die Sonne sowohl auf Anas Haare, als auch auf ihre Augen traf.
Dieses Bild in Kombination mit dem Gefühl, zu wissen, dass Ana sich um ihn kümmerte, wäre schlichtweg perfekt gewesen. Schließlich war sie vermutlich der erste Mensch in seinem Leben, der so vollkommen auf ihn achtete und sich so viel aus ihm machte. Auch war sie jemand, der seine massenhaft vorkommenden Fehler akzeptieren konnte, ohne sie ihm dauernd vorzuhalten. Wenn er sich recht erinnerte, hatte Ana ihm noch nie irgendetwas vorgehalten, um ihn damit zu kränken.
Gott, sein Leben war gerade einfach viel zu gut.
Mit einem plötzlich erscheinenden Lächeln wechselte er die Hand, mit der er die Tüte, in der sich die Sandwichs und Getränkeflaschen befanden, festhielt, um stattdessen mit dieser nach Anas zu greifen.
„Kennst du dich eigentlich hier aus?", sprach er nach einer Weile aus, da Ana hier mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit entlang ging, eine gewisse Richtung des Parks förmlich ansteuerte.
„Nein, eigentlich nicht." Sie lachte leicht auf und machte keine Anstalten weniger schnell zu gehen. „Ich bin optimistisch, dass wir uns hier nicht verlaufen", fügte sie hinzu und lächelte in sich hinein, motivierte damit auch Harry dazu, dem Zucken seiner Mundwinkel nachzugeben, so wie nur sie es tun konnte.
***
„Bitteschön." Harry reichte Ana ihr Sandwich, woraufhin sie sich knapp bedankte, um es dann hastig auszupacken, Harrys amüsiertes Grinsen dabei zu ignorieren und ihm stattdessen einmal leicht mit dem Ellbogen in die Seite zu stupsen.
So ging das Ganze eine Weile, in der sie nur schweigend aßen, einander nicht einmal allzu oft ansahen. Irgendwie passte es zu dieser Situation; wie sie gemeinsam im Park saßen und einfach nur zuhörten, wie die Bäume vom leichten Wind geschüttelt wurden.
Ganz im Gegenteil dazu blieben die Blicke vieler Vorbeigehender einen Moment an den beiden hängen. Dabei handelte es sich nicht wie in der Vergangenheit um die der negativen Sorte, sondern um welche, die diesen zwei Menschen stumme Bewunderung entgegenbrachten, da man ihnen ansehen konnte, wie verdammt glücklich sie waren, einander zu haben. Immerhin waren es die grünen Augen, die immer wieder heimlich einen Blick von der Rothaarigen erhaschten, leuchteten als sie auf dieses geliebte Wesen schauten konnten und mitansahen, wie Ana zufrieden aß. Das entging selbst denen, die eilig an den beiden vorbeigingen, nicht.
„Willst du wissen was da passiert ist?", fragte er nach einer Weile unsicher und hielt seinen Blick auf Ana, die ihn nun aus großen Augen ansah, das erst halbgekaute Essen herunterschluckte.