»Wo arbeitest du nochmal?«, fragte die Rothaarige am anderen Ende des Tisches und belud zeitgleich ihre Gabel. Die Rothaarige neben ihm hatte ihm beruhigend ihre Hand auf seine, die angespannt auf ihrem Oberschenkel lag, gelegt, massierte mit leichten Bewegungen seinen Handrücken, um die Spannung zu verringern.
Harry musste zugeben, dass er verdammt aufgeregt war. Er wollte unbedingt ein gutes Bild Anas Eltern gegenüber abgeben. Da diese hoch anständige Leute waren, würde das noch schwer werden, das wusste er.
Vielleicht war ihre Mutter schon mehr oder weniger mit ihm einverstanden, ja, bei ihrem Vater aber hatte er keine Ahnung wie er stand. Es konnte gut möglich sein, dass er ihn okay fand, ebenso aber war es möglich, dass er ihn kein Stück leiden konnte. Sein Gesicht war schlecht zu lesen, sogar für Harry.
»Bei der Firma meines Vaters, Styles Electronics.«
»Und was genau ist das für eine Firma?«
»Mein Vater vertreibt mit seinem Geschäftspartner elektronische Sicherheitssysteme an große Konzerne oder zum Beispiel Banken«, antwortete er wahrheitsgemäß und hoffte, dass Anas Eltern diesen Beruf akzeptabel fanden.
»In welchem Bereich arbeitest Du?«
Ana musste beinahe über die unendliche Neugier ihrer Mutter lachen, tat dies aber nicht, da sie Harry, der stark am Nachdenken war, nicht aus dem Konzept bringen wollte.
»Ich setze mich mit den Problemen der Kunden auseinander und muss den Wartungsservice gegebenenfalls organisieren.«
»Vielleicht kannst du Ana ja davon überzeugen auch einen Job in diese Richtung in Betracht zu ziehen.« Sie schaute kurz erwartungsvoll zu ihrer Tochter, die nur stumm den Kopf schüttelte.
Sie hatte zwar noch alle Möglichkeiten offen stehen, doch hatte sie ihrer Mutter schon etliche Male gesagt, dass ein Bürojob für sie auf keinen Fall in Frage käme. Zudem war sie momentan doch sowieso in dem Restaurant angestellt, also gab es keinen Grund irgendetwas Zukunftstechnisches zu überstürzen.
Harry entging Anas kleine Geste nicht, er runzelte die Stirn über dieses Thema, das anscheinend schon mehr als oft in dieser Familie erwähnt wurde.
»Cynthia du weißt dass Sia sowas nicht möchte«, warf ihr Vater, Walt, ein, machte Harry zum ersten Mal mit seinem eigenem Spitznamen für seine Tochter bekannt. Auch wenn er sie vielleicht schon Ewigkeiten so nannte, passte der Name nicht so gut wie Ana' zu ihr, irgendwie klang es für ihn falsch, sie so zu nennen. Andererseits war es aber auch ein Zeichen eines besonderen Verhältnisses zwischen Vater und Tochter.
Walt schaute seine Frau kurz ermahnend an, bevor er weiter aß.
»Danke Dad«, stimmte seine Tochter ihm zu und warf ihm ein dankendes Lächeln zu; schaute ihn mit den zu seinen eigenen identischen Augen an.
»Ich meine ja nur...«, wiederholte Cynthia und ließ den Satz ins Leere verlaufen, aß stattdessen weiter. Wenn Walt Ana zuhielt hatte sie nicht den Hauch einer Chance sie nur zum Nachdenken anzuregen, also ließ sie es einfach komplett sein.
Als Walt und Cynthia sich angeregt zu unterhalten begannen, schaute Harry kurz zu Anas Oberschenkel herunter, schmunzelte bei dem Anblick. Um jedoch nichts zu offensichtlich zu machen, schaute er wieder vor sich, aß mit der einen Hand weiter, während er mit der anderen, die immer noch von Anas bedeckt war, langsam anfing ihren Schenkel zu kneten. Nicht zu fest oder zu deutlich, aber bemerkbar genug, dass Ana einen kurzen Moment zusammenzuckte, sich dann sofort wieder entspannte und überprüfte, ob ihre Eltern irgendetwas gesehen hatten- hatten sie nicht.
Genauestens von Harry beobachtet aß sie unauffällig weiter; in den Momenten, in denen er etwas kräftiger knetete, konnte er beobachten, wie ihre Gabel ansatzweise zitterte.