11. Eine etwas andere Party

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"Oh nein vergiss es!", Brianna bedachte mich mit einem abschätzenden Blick.
Ich seufzte geschlagen und drehte mich zu meinem Laptop, worauf Caro abgebildet war.
"Und wie findest du es?"
"Sorry Süße aber das ist nicht das Richtige...", meinte auch sie und lächelte entschuldigend.
Ratlos schaute ich an mir herunter.
Was soll an einer schwarzen kurzen Hose, einem einfachen grauen Shirt und einem grünen kariertem Hemd um die Hüfte bitteschön nicht gut sein?
Schliesslich war das, soweit ich mitgekriegt hatte, ja keine richtige Party.
"Das ist zu schlicht! Du musst auffallen.", mit diesen Worten begab sich Anna vor meinen Schrank und durchsuchte ihn fleissig nach etwas, was ihren Ansprüchen entsprach.
Ich setzte mich derweil auf mein Bett und warf Caro einen Hilfe suchenden Blick zu. Doch diese schien voll und ganz auf Brianna' Seite zu sein.
"Süße sie hat recht! Du musst zeigen was du hast!"
Als Antwort bekam sie von mir nur ein wehleidiges lächeln, wobei sich mein Blick dann wieder auf Anna richtete, die voll in ihrem Element zu sein schien.

10 Minuten später betrachtete ich mich in meinem Spiegel und war positiv überrascht.
Mein Körper umschmeichelte ein schwarzer Lederrock der mir bis zur Taille reichte und nach aussen verlief. Er ging mir bis zur Mitte meiner Oberschenkeln.
Fragt mich nicht woher ich den hatte. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, je so ein Teil gekauft zu haben...
Zum Rock trug ich ein weinrotes bauchfreies Top, dass einen Ausschnitt hatte, der nicht zu viel zeigte, aber dennoch betonte.
Alles in allem gar nicht mal so schlecht.
"Bin ich gut oder bin ich gut?!", Brianne erschien hinter mir und suchte über den Spiegel direkten Blickkontakt zu mir.
Dabei zog sie wissend ihre einte perfekt gezupfte Braue in die Höhe.
Sie wusste nur zu gut, dass sie mit diesen beiden Teilen genau meinen Geschmack getroffen hatte. Weswegen ich ihr nur ein Schmunzeln schenkte.
Auch Caro, die immer noch auf meinem Bildschirm zusehen war, schien begeistert.
Jetzt fehlte nur noch Anna' Outfit.
Doch sie wurde um einiges schneller fündig als ich.
Sie entschied sich für jeans Hotpants und ein bauchfreies schwarzes Top, was ihren flachen Bauch schön zur Geltung brachte.
Die Haare liess sie gestreckt über ihre Brust fallen. Heute schminkte sie sich etwas stärker als gewohnt.
Doch das Smokey-Eye stand ihr.
Ich dagegen griff auf einen 0815 Lidstrich, Mascara, ein wenig Rouge zurück.
Ich liess mich schlussendlich sogar noch von den beiden Nervensägen dazu überreden einen dunklen Lippenstift, welcher die Farbe meines Oberteils widerspiegelte, aufzutragen.
Meine Haare band ich zu einem lockeren Dutt und liess spielerisch ein paar Strähnen raushängen.
Im Endeffekt etwas mehr als man von mir gewohnt war, doch ich fühlte mich überraschender Weise wohl in meiner Haut.
Doch bei einer Sache konnten mich weder Anna noch Caro umstimmen.
Nämlich bei den Schuhen.
Während Brianna, wie üblich für solche Anlässe, auf hohe Hacken zurückgriff. Blieb ich, ganz zum Bedauern meiner beiden Modeberaterinnen, meinen schwarzen Vans treu.
Schliesslich musste ich mich ja noch fortbewegen können und das ohne mich selbst gleich zum Affen zu machen...
Es war halt nicht jeder so begabt mit hohen Schuhen anständig laufen zu können wie die beiden.
"Ich denke so könnt ihr euch blicken lassen! Ihr seht einfach spitze aus!", voller Euphorie klatschte Caroline in die Hände und grinste zufrieden.
Ich musste ihr da ausnahmsweise mal zustimmen.
Wir sahen wirklich nicht schlecht aus.

***

Unwohl schaute ich mich um.
Na toll, ich bereute es jetzt schon mich von Brianna und CO. davon überreden gelassen zuhaben hier hinzukommen. Zumal wir uns genau in diesem Viertel befanden, in welchem ich mich eigentlich nicht gerne aufhielt und erst recht nicht um diese Zeit.
Anna neben mir schien meine Zweifel an dieser Aktion keineswegs zu teilen. Sie hatte sich schon ein Getränk ergattert und hielt feierlustig nach Shane, Sofia, Timian und Xavier Ausschau.
Welche überhaupt erst auf diese blöde Idee gekommen waren, hier aufzutauchen.
Zur Freude meiner Freundin, kamen die vier auch gerade auf uns zu.
Sie schienen sich hier, im Gegensatz zu mir, pudelwohl zu fühlen. Sie schlenderten völlig entspannt durch die Menge.
"Gut seht ihr aus.", begrüsste uns ein breit grinsender Tamian und zog uns sogleich in eine feste Umarmung.
Ich hatte ihn, glaube ich, noch nie ohne ein Grinsen in seinem attraktiven Gesicht gesehen.
Solche Leute verdienten meinen Respekt. Immer ein Lächeln bereit zu haben war eine Kunst, die nicht jeder beherrschte.
Bei mir zumindest klappte das leider nicht wirklich.
Auch die Restlichen begrüssten uns herzlich und zogen uns sofort in Richtung Bar. Wenn man die dann so nennen konnte. Sieh schien eher provisorisch errichtet worden zu sein, doch sie tat ihren Zweck.
Wir alle bestellten uns ein Getränk, wobei ich auf einen Mojito zurückgriff.
Ich liebte dieses Getränk.
Seit ich vor ein paar Monaten mit Caroline auf einer Party war und sie mir den Cocktail unter die Nase gehalten hatte, war er zu meinem absolutem Liebling geworden.
Während sich Brianna angeregt mit unseren Freunden unterhielt, liess ich meinen Blick langsam umherschweifen.
Skeptisch blieb ich an dem, auf einem Podest empor gestellten, Boxring hängen.
Als Tamian uns zu einem Streetfight und einer anschliessenden Party eingeladen hatte, war ich nicht wirklich angetan.
Ich hielt nicht viel von solch meist unfairen Strassenkämpfen.
Doch ich wollte dieses Wochenende einfach nicht Zuhause sein und dafür würde ich sogar so einen blöden Kampf in Kauf nehmen.
Meine Eltern, vor allem Dad, waren immer noch angesäuert von meiner Aktion letztens.
Er wollte einfach nicht akzeptieren, dass ich nicht mehr sein kleines Mädchen war, was keinen Schritt ohne die stützende Hand seines Vater' machen konnte.
Ich meine, Hallo?! Ich werde bald 18!
Soll dieses ständige Überfürsorglichkeit etwa ewig anhalten?!
Ich dachte nachdem ich von Australien zurück komme, hätte sich das wieder gelegt. Doch da hatte ich wohl umsonst Hoffnungen.
Die Tatsache dass ich mich hier herumtrieb, machte das Ganze auch nicht besser. Wenn die beiden davon Wind kriegen würden, konnte ich mich endgültig von meinem Leben verabschieden. Ich denke es war eine Art Trotzreaktion meinerseits.
Kindisch ich weiss aber jetzt ist es nun mal so und für einen Rückzieher war eh zu spät, was mir die plötzlichen Scheinwerfer, welche auf den Boxring in der Mitte der Halle gerichtet waren, verrieten.
Musik, welche dafür sorgte dass die Leute gespannt auf den beleuchtetem Ring blickten, ertönten lautstark aus den Boxen. Kurz darauf erschien ein etwas schmächtiger Mann in der Mitte des Boxringes und sprach motiviert ins Mikrofon, welches er in der Hand hielt.
"Guten Abend meine Damen und Herren! Schön, dass sie alle so zahlreich erschienen sind.
Heute ist es soweit, unsere zwei Favoriten treten endlich gegeneinander an.
Heute werden wir sehen wer hier wirklich der wahre Campion ist...!
Ladies und Gentlemans begrüsst mit mir einen gnadenlosen Kämpfer, der mit einem Schlag schon so einiges bewirken kann.
Die Anzahl seiner K.o.-Siege sprengt so vieles, Iron Fist!", ein Mann, korrigiere, Hulk höchstpersönlich trat kraftprotzend in den Ring und liess sich im Jubel und Applaus der Menge sichtlich feiern.
Ich denke allein der Name Hulk verriet einem, dass er von grosser und sehr muskulöser Statur war.
Er sah zum Fürchten aus mit seinem kahlen Schädel und der langen Narbe über seiner linkenWange.
Seine krumme Nase sah man schon von weitem. Die musste sicherlich schon mehrmals gebrochen gewesen sein...
Die Meute um uns herum beruhigte sich langsam wieder und der Kommentator des heutigen Abends trat wieder ins Licht der Scheinwerfer und somit neben Hulk.
Das war ein komisches Bild.
Die beiden Männer waren Welten von einander entfernt.
Der eher etwas kleinere und dünnere Kommentator reichte Iron fist grade mal in Richtung obere Brust.
Seine Statur würde gleich drei mal in die von Hulk passen.
Dies schien diesem nun auch aufgefallen zu sein, denn er entfernte sich ein paar Schritte von dem Kämpfer und schenkte ihm ein unsicheres Lächeln.
Die Angst in seinen Zügen war ihm allzu deutlich herauszusehen. Ich an seiner Stelle wäre da nicht weniger ängstlich. Doch seine Angst liess ihn nicht davon abhalten, auch den anderen Kämpfer lautstark vorzustellen,"Und sein Gegner meine Damen und Herren kennt jeder.
Verlieren?
Dieses Wort kennt er nicht.
Jeder fürchtet ihn, jeder kennt ihn...The Sniper!!"
Tosender Applaus und Pfiffe füllten die grosse Halle. Frauen kreischten auf und hielten gierig nach dem Kämpfer Ausschau, der sie auch nicht lange warten liess.
Schwungvoll schwang sich ein schön proportionierter, muskulöser Körper über das Geländer und kam anmutig wieder auf beiden Beinen auf.

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt