Müde rieb ich meine Augen und trat aus der Mädchen Toilette. Sofort umhüllte mich der alltägliche Lärm des Schulganges. Reges treiben herrschte wie immer in ihm.
Schüler drängten sich durch die Menge um in ihre nächste Klasse zu kommen oder lehnten an ihren Spinden und sprachen angeregt mit ihren Freunden. Ich trug heute nicht so viel Motivation mit mir rum, was ich meiner Müdigkeit und dem leichten Kater der mich verfolgte zuschrieb.
Trotzdem bereute ich nichts.
Den Abstecher in die Bar gestern war genau das Richtige. Ich musste die Worte von Jaron, welche mir die ganze Zeit durch den Kopf schwirrten, irgendwie loswerden.
Wenn auch nur für kurze Zeit.
Bis zu dem Punkt in dem ich todmüde in mein Bett fiel, irgendwann um ein Uhr Morgens, klappe das alles auch ganz gut. Brianna hatte ihrem Titel als beste Freundin meinerseits alle Ehre gemacht und mich erfolgreich abgelenkt. Doch dann, so alleine in meinem Zimmer, konnte ich meinem Gehirn nichts mehr vormachen und die ganze Unterhaltung spielte sich immer und immer wieder ab.
Gegen mein Widerstreben schienen mich Jaron' Worte doch mehr zu stören, als eigentlich zuerst angenommen. Mir sollte es doch wirklich sowas von egal sein, was so ein arrogantes, exzentrisches Arsch wie er von mir dachte.
Doch komischerweise war es das in diesem Fall nicht. Und das nervte mich an dem Ganzen am meisten.
Jaron kam heute zur Verwunderung aller mal wieder zur Schule. Jackson aber erschien verständlicherweise nicht. Doch wie die Lehrer in Erfahrung gebracht haben, konnte er wahrscheinlich in den nächsten Tagen wieder nach Hause,ä. Es würde aber sicherlich noch seine Zeit dauern bis er wieder mit uns in der Klasse saß. Und ehrlich gesagt war ich froh darüber.
Einer der beiden Doe-Zwillinge ertragen zu müssen war schon genug nervenaufreibend für den Moment.
Ich verfrachtete mit einem wehleidigen Seufzen meine Deutschbücher und nahm das dickste Buch dass ich jemals in meiner bisherigen Schulkarriere besessen hatte heraus. Das Geschichtsbuch.
Wie ich dieses Fach hasste!
Naja eigentlich hasste ich nicht das Fach an sich, sondern eher die zuständige Lehrperson.
Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht wie es zu dieser „Feindschaft"gekommen war. Seit dem ersten Tag schien mich Mrs. Flemmings nicht zu mögen und irgendwann war es dann soweit das dies auf Gegenseitigkeit beruhte.
"Oh mein Gott Clea! Ich habe das mit Jackson gehört! Wie geht es ihm?
Wo liegt er? Meinst du wir können ihn besuchen?!"
Meine Laune sank wenn überhaupt möglich noch mehr, als die unverkennbare Stimme von Lydia hinter mir erklang. Seit jedermann wusste, dass ich diejenige war die Jackson ins Krankenhaus begleitet hatte, war ich hier irgendwie zum Auskunftsschalter über den Zustand von Jackson mutiert. Wobei ich nicht mehr wusste als alle anderen hier.
Doch irgendwie wollte das nicht in ihre Köpfe und langsam war meine Geduld ausgeschöpft. Nur weil sie sich nicht getrauten Jaron anzusprechen, da dieser heute wieder mal seinen angsteinflössenden Blick perfekt drauf hatte, mussten sie mir nicht auf die Nerven gehen. Manchmal wünschte ich mir wirklich ich hätte diesen Blick auch so gut drauf.
"Entschuldige Lydia, ich weiss genau so wenig wie du. Aber ich denke ich kenn da jemanden der sicher mehr darüber weiss...!", mit einem gefakten freundlichen Lächeln deutete ich auf die verhüllte Gestalt welche gerade den Gang entlang kam. Auch wenn Jaron heute wieder seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, sah man ihm an wie schlecht er heute drauf war. Das schienen auch die beiden It-Girls neben mir zu bemerken denn sie suchten schnell das Weite. Auch ich wendete meinen Blick von ihm ab und drehte mich demonstrativ wieder zu meinem Spind um. Allein bei seinem Anblick könnte ich platzen vor Wut. Doch eine weitere Showeinlage zu liefern in der ich mich mit Jaron anlegte, konnte ich momentan nicht auch noch gebrauchen. Auch wenn dieser Gedanke verlockend war diesem Idioten mal die Leviten zu lesen.
Denn seit gestern Abend haben sie da noch ein paar Beschimpfungen hinzugefügt.
Nachdem die Luft wieder rein war, schulterte ich meine gefühlt tonnenschwere Tasche und lief in Richtung Klassenzimmer.
Dort wartete auch schon Brianna auf mich. Zur Abwechslung schien sie heute auch nicht gerade gut gelaunt zu sein.
"Wo warst du denn so lange?"
"Entschuldige.", murmelte ich und liess mich auf dem Sitz neben meiner Freundin fallen, stützte meinen Kopf auf meine angewinkelten Arme und schloss die Augen. Die Stunde sollte seit 3 Minuten im Gange sein, doch der Drache schien sich heute mal Zeit zu lassen. Obwohl ich denke nicht, dass jemand hier in diesem Raum etwas dagegen hatte. Ich für meinen Teil hatte das jedenfalls nicht.
Ein kleines Nickerchen bevor die Doppelstunde Geschichte starten würde, schadete sicher nicht. Doch lange konnte ich die mir geschenkten Minuten nicht geniessen. Etwas schweres nasses klatschte mir an den Hinterkopf und ich spürte wie mir etwas den Rücken hinab tropfte.
Wie von der Tarantel gestochen schoss ich in meinem Sitz hoch.
Was war das?
Ich schaute mich nach dem Übeltäter um, bis mein Blick einen nassen Schwamm auf dem Boden entdeckte.
Nicht deren Ernst?!
Die haben mir doch nicht wirklich einen Schwamm an den Kopf geworfen?!
Mit einem vernichtenden Blick zu der Gruppe Jungs, die sich nur schwer das Lachen verkneifen konnten, hob ich das nasse Ding hoch und warf es schwungvoll in Richtung Lavabo, welches sich direkt neben dem Eingang befand. Nur landete der Schwamm nicht wie vorausgesehen im Waschbecken, sondern geradewegs im Gesicht der Flemmings, die gerade durch die Türe trat. Spätestens jetzt lachten alle im Raum. Mit der Ausnahme von mir und der Flemmings, die perplex den Schwamm von ihrem Gesicht wegwischte.
Meine Mundwinkel hoben sich bei ihrem Gesicht ebenfalls für eine Millisekunde, doch die Vorahnung was mir durch meine Aktion gerade blühen wird, sorgte erfolgreich dafür dass sie so gleich wieder runter gingen. Das wird ganz und gar nicht gut für mich ausgehen...
"Miss Davies! Was zum Teufel fällt ihnen ein?!", fuhr mich die Lehrerin auch schon stinksauer an.
Ich machte mich automatisch kleiner unter ihrer scharfen Stimme.
"Tut mir leid. War nicht meine Absicht.", murmelte ich kleinlaut.
Schnaubend pfefferte sie den Schwamm nun endgültig in das Waschbecken und drehte sich dann wieder zu mir um. Ihre Augen schienen dabei nur vor Wut und Scham Funken zu sprühen.
"Papperlapapp. Absicht oder nicht, das wird Folgen haben junge Dame!
Nach der Stunde zu mir.", ich nickte nur zögerlich und setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Da musste ich jetzt wohl durch. Diskutieren würde nicht viel bringen. Ich diskutierte normalerweise wirklich gerne und war auch nicht schlecht darin, doch gegen den Drachen zog auch ich den Kürzeren. Anna bedachte mich mit einem mitleidigen Blick von der Seite und tätschelte mir aufmunternd den Arm.
Gerade als Mrs. Flemmings mit ihrem Unterricht beginnen wollte, wurde die Tür aufgerissen und Jaron kam aufreizend unmotiviert ins Klassenzimmer geschlurft und pflanzte sich auf den letzten freien Tisch der in der Ecke stand.
Wenigstens hatte der nichts von meiner Blamage mitgekriegt.
Das hätte mir grade noch gefehlt.
"Ah sieh mal einer an! Jaron Doe.
Schön dass sie sich wieder mal blicken lassen. Sie kommen nach dem Unterricht ebenfalls zu mir!
Ihren respektlosen Abgang letzte Woche habe ich keineswegs vergessen!", Jaron gab darauf keine Regung von sich, was Mrs. Flemmings ein Augen verdrehen entlockte, ehe sie dann wirklich mit dem Unterricht startete.
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Beyond all reason - Gegen jede Vernunft
Roman d'amour-Reason is powerless in the expression of love- Wenn Jaron und Clea aufeinander treffen, prahlen zwei Welten zusammen für die es tausend Gründe gibt es nicht zu tun. Kein schwarz oder weiss, kein Gut oder Böse nur zwei Menschen die versuchen, ihr G...