46. Enthüllungen

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"Ich finde das immer noch eine blöde Idee!"
Ich verdrehte zum zigtausendesten Mal heute die Augen, sagte aber nichts.
Meine Stimmbänder brauchten unbedingt eine Schonungsfrist, wenn ich morgen nicht stumm aufwachen wollte.
"Ich kann einfach nicht fassen, dass ihr das hinter meinem Rücken entschieden habt!", machte Jaron neben mir seinem Ärger weiter Luft.
"Weil wir wussten wie deine Antwort  gewesen wäre!"
Das wars dann wohl mit meinem Vorhaben die Klappe zu halten.
Aber er war ja mit seiner ständiger Nörgelei auch kaum auszuhalten.
"Ja, nämlich nein!"
"Genau."
Den Blick, welchen ich daraufhin von ihm geschenkt bekam, hätte töten können.
"Jaron, bitte. Es ist nur ein Essen. Hör dir an was er zusagen hat, danach kannst du ihm immer noch die Pest an den Hals wünschen.", seufzte ich bittend.
"Worauf du Gift nehmen kannst!"
Ich schwieg und entspannte mich etwas. Das reichte für den Anfang.
Mehr wollte ich gar nicht hören.
Suchend blickte ich mich um. Irgendwo hier sollte dieses verflixte Restaurant doch sein!
Wieder blickte ich auf die SMS von Trevor, worin die Adresse eines Lokals stand, wo wir uns treffen wollten.
In einem entnervten Versuch bog ich kurzer Hand rechts ab und war ausgesprochen überrascht, als mir die grosse Aufschrift des gesuchten Restaurants entgegen sprang.
Da soll sich nochmal einer über mein Bauchgefühl beschweren.
So zufrieden ich mit mir war, so missmutiger wurde der Gemütszustand meines Beifahrers.
Ich musste mich immer noch an den ungewohnten Anblick von Jaron in meinem, zugegebenermassen kleinen, Mini gewöhnen.
Es war ein komisches Bild.
Jaron glich in ihm nur noch mehr wie ein Riese mit extra Muskelpaketen.
Es war überhaupt ein Wunder, ihn hier rein gebracht zu haben.
Auch wenn ich zugeben musste, dass das nicht ganz mit fairen Mitteln meinerseits von Statten ging.
Doch jetzt war das nicht mehr wichtig. Jaron hatte gar nicht lange Zeit sich über mein fieses Manöver aufzuregen, zu sehr schockte ihn mein tatsächliches Vorhaben.
Denn ich hatte mich dazu entschieden Trevor' Bitte nachzukommen.
Wir hatten nichts zu verlieren.
Und auch wenn Jaron der Ansicht war keine Familie zu brauchen, brauchte jeder eine Familie.
Und Trevor schien mir bemüht zu sein. Wenigstens die Chance sich und sein Verhalten, was Jaron so verletzte, zu erklären hatte er verdient.
Ich parkte direkt vor dem Lokal und wartete ein paar Sekunden ab, in der Hoffnung Jaron würde etwas sagen, doch er blieb still.
Er ignorierte mich gerade zu.
Wie ein kleiner Schuljunge benahm er sich. Was gleichermassen süß aber auch unglaublich nervig war.
Entschlossen lehnte ich mich über die  Mittelkonsole und fuhr mit meinen Fingern durch seine perfekt frisierten Haare,"Jaron hab dich nicht so.
Er ist immer noch dein Onkel.
Hat er nicht wenigstens 10 Minuten deiner Aufmerksamkeit verdient? Wenn du nach diesen immer noch der gleichen Meinung bist, dann gehen wir sofort und ich lasse dich mit dem Thema in Ruhe, versprochen."
Es vergingen ein paar Sekunden und meine Hoffnung, ihn umgestimmt zu haben, schwand mit jeder Verstrichenen.
Doch dann schloss er seufzend die Augen, ehe er sich endlich zu mir wandte,"Zehn Minuten. Keine Sekunde mehr."
"Keine Sekunde.", versicherte ich und nickte.
Jaron bedachte mich mit einem durchdringenden Blick.
"Bekomme ich wenigsten noch einen Kuss bevor ich mich in die Hölle des Löwen begebe?", verlangte er trocken was mich lächeln liess.
Was für eine Dramaqueen er doch war. Jedoch gewährte ich ihm diesen Wunsch nur allzu gern.
Ich habe den Versuch, der Anziehung seiner Lippen zu widerstehen, längstens eingestellt.
"Wenn du dich an dein Versprechen hälst und wir da ohne grosses Drama wieder rauskommen, kriegst du so viele Küsse wie du willst.", murmelte ich an seine Lippen.
Jaron löste sich etwas von mir, um mir in die Augen blicken zu können.
Seine waren dunkler als sonst und ihnen war klar das Verlangen
abzulesen.
"Ich nimm dich beim Wort.", womit er abermals seine Lippen mit meinen versiegelte.
Ich wusste, dass er mit seinem Geflirte nur versuchte das Treffen hinauszuzögern und sich innerlich wappnete. So gut kannte ich ihn mittlerweile schon, um das zu durchschauen.
"Ich bin direkt neben dir, Jaron.
Ich bin auf deiner Seite. Vergiss das nicht.", sprach ich eindringlich.
Es war mir wichtig, dass er das wusste.
Denn so sicher ich ihm gegenüber auch vorkommen mag.
Ich hatte meine Zweifel. Die Angst, dass das hier alles andere als wie gehofft ausging, war dennoch da.
Umso erleichtert war ich, als mein Freund vorsichtig nickte,"Okey."
Ich schenkte ihm einen dankbaren Blick und versuchte ihm ohne Worte zu vermitteln, dass ich nur das Beste für ihn und Jackson wollte.
Nach ein paar Sekunden unterbrach ich unseren intensiven Kontakt jedoch wieder und machte mich daran den Gurt zu lösen und auszusteigen,
"Lass und reingehen, bevor Trevor noch denkt wir hätten ihn versetzt."
Ich sah Jaron an, dass er gern eine spitze Bemerkung abgelassen hätte, doch als sich unsere Blicke erneut kreuzten verkniff er sich diese gerade noch so. Ich lächelte zufrieden.

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt