54. Family Dinner

4K 132 2
                                    

"Da wären wir.", Jaron hielt vor einem kleinen, süssen Einfamilienhaus mit gepflegtem Vorgarten. Als wäre es aus einer Wohnzeitschrift entsprungen.
"Es sieht hübsch aus.", kommentierte ich, als eine Weile Stille im Wagen herrschte und wir beide das Grundstück vor uns betrachteten.
Jaron sagte darauf nichts. Wahrscheinlich ist es für ihn immer noch etwas ungewohnt jetzt gleich mit einem Teil seiner Familie an einem Tisch zu sitzen, die man davor noch nie zu Gesicht bekommen hat.

"Hey.", aufmunternd legte ich meine Hand auf sein Knie.
"Die beiden Kleinen werden von dir begeistert sein und Trevor' Frau sollte bei deinem charmanten Lächeln auch kein Problem darstellen. Geniess es und mach dir nicht so einen Kopf."
Jaron legte seine Hand auf meine und drückte,"Siehst du, genau deswegen bist du hier. Ich hätte wahrscheinlich gerade in diesem Moment kehrt gemacht."
"Das kann ich mir nicht vorstellen. Du machst vor nie etwas kehrt.", hielt ich dagegen, was mir von ihm einen undefinierbaren Blick bescherte. Eigentlich wollte ich das gar nicht laut aussprechen, doch es stimmt nun einmal.
"Es reicht wenn einer von uns das glaubt."

"Genau. Und jetzt steig aus. Wir sind ohnehin schon spät dran."

Sobald Jaron den Wagen umrundet hatte, nahm er meine Hand und drückte sie fester als notwenig gewesen wäre. Doch ich liess mir nichts anmerken. Ihn beschäftigte das ganze Abendessen doch mehr als er Anfangs vorgab.
Ich warf Jaron noch einen aufmunternden Blick zu, bevor er den Klingelknopf betätigte.
Eilige, trampelnde Schritte ertönten sogleich und Jaron hatte nicht mal die Hand von der Klingel entfernt, da wurde die Tür auch schon aufgerissen und ein kleines Mädchen, vielleicht gerade mal 6 Jahre alt, schaute breitgrinsend zu uns auf.

"Sie sind da!", rief sie mit ihrer kindlichen Stimme ins Haus und wandte sich dann sofort wieder zu uns. Die Kleine strotzte nur so vor Energie. Ihre blonde Lockenmähne stand in alle Richtungen ab und die vereinzelten Sommersprossen auf ihrer süssen Stupsnase gaben ihr einen frechen Touch, was die grosse Zahnlücke, welche sie uns pausenlos präsentierte, wieder etwas verharmloste.
Ich jedenfalls war sofort entzückt von ihr.
"Ihr seit spät. Mami ist schon fertig mit dem Essen. Ist das ein Vogel?", die kleine war sprunghafter als ein Flummi. Bevor Jaron auch nur ansatzweise etwas darauf erwidern konnte, hing sie schon an seinem Arm und inspizierte die tätowierte Schwalbe an seinem Unterarm.
Das Mädchen hatte Geschmack. Dieses Tattoo gehörte auch zu meinen Lieblingen.

"Ähm..ja.", brachte er nur heraus und beäugte sein neu dazu gewonnener Anhängsel befremdlich.
Er wusste sichtlich nicht, wie mit der Kleinen umzugehen.

"Sophie jetzt lass unsere Gäste erstmal eintreten.", eine Frau um die vierzig erschien im Gang und schenkte uns ein freundliches, wenn auch etwas nervöses Lächeln.
Die Kleine liess sofort von Jaron' Arm ab und trat gehorsam zurück.

"Du musst Jaron sein und du Clea. Freut mich euch endlich kennenzulernen. Trevor hat mir schon viel von euch erzählt, ich bin Nina."

Jaron Strecke ihr die Hand hin, doch Nina ignoriert diese und zog ihn in eine herzliche Umarmung, mit der auch ich keine drei Sekunden später beglückt wurde.

"Kommt rein. Trevor läuft mir sonst noch meinen neuen Teppich ab.", witzelte sie und trat einladend zur Seite.
So bilderbuchmässig das Haus von Aussen aussah, sah es auch von Innen aus.
Überall waren Familien Fotos und selbstgezeichnete Zeichnungen von Sophie aufgehängt und es war penibel sauber. Irgendwas sagte mir, dass Mum und Nina sich gut verstehen würden.
Nina hatte recht was ihren Mann anbelangte. Trevor tigerte nervös im Wohnzimmer auf und ab, als er uns jedoch sah entspannte er sich sofort. Mich rührte der Anblick auf irgendeine Weise.
Es zeigte, dass es ihm wirklich wichtig war, dass ihm Jaron wichtig war.

"Schön, dass ihr da seit. Setzt euch. Das Essen steht schon.", begrüsste er uns und deutete auf den reich gedeckten Esstisch.
Nina kam ebenfalls in den Raum, mit einem weiteren Kind auf den Armen. Es brabbelte frischfröhlich vor sich hin und zupfte vergnügt an den blonden Strähnen seiner Mutter.

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt