Leise stimmte ich in James Arthur' Gesang mit ein, während ich meinen Schrank nach etwas Brauchbaren durchforstete. In einer Stunde wird Brianna vor der Tür stehen und erwartete mich startklar.
Denn heute werde ich seit langer Zeit wieder mal Tamian, Shane, Xavier und Sofia sehen.
Schlechtes Gewissen kam in mir auf. Ich hatte mich in den letzten Wochen wirklich nur spärlich bei ihnen gemeldet. Irgendwie waren sie unter dem Projekt, dem Zusammenbruch von Grandma und Jaron etwas untergegangen.
Ich vermisste die 4, die wohl die verrücktesten und nervenaufreibendsten Freunde waren, die man haben konnte und doch unersetzlich waren.
Es war für mich immer noch fraglich, wie es überhaupt dazu kam, dass sich zwischen ihnen eine solch starke Freundschaft entwickelt hatte, so unterschiedlich wie sie waren.
Gerade als ich ein Kleid aus dem Schrank zog, klopfte es an der Tür.
Bevor ich jedoch überhaupt jemanden hereinbitten konnte, ging die Tür auch schon auf und Dad streckte den Kopf hinein.
Das war wieder Mal so typisch für ihn. Klopfen dann aber doch nicht abwarten.
Als er mich entdeckte trat er ganz ein,"Hey Mäuschen, hast du kurz Zeit?"
"Klar, was gibts?", fragte ich, während ich das Kleid vor mich halte und mich spiegel betrachtete, nur um es darauf gleich wieder in den Schrank zu verfrachten.
Ein frustrierter Seufzet entfloh mir.
Mein Vater schien von meinem Problem nichts mitzukriegen, er hatte es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht und drehte mit die Musikbox auf meinem Nachtisch etwas leiser.
"Tut mir leid, dass deine Mum und ich in letzter Zeit nicht oft zu Hause waren. Wir haben uns kaum zu Gesicht bekommen."
Ich liess für einen Moment von meinem Schrank ab und drehte mich zu Dad um,"Kein Problem. Dein Job beansprucht nun mal deine volle Aufmerksamkeit und Grandma ist im Moment einfach wichtiger."
Er nickte und lächelte mich liebevoll an,"Ich bin froh, dass du das so siehst. Aber ich hoffe du weisst, du musst nur sagen wenn etwas ist."
Ich grinste in mich hinein.
Er konnte es einfach nicht lassen,"Dad ich bin erwachsen.
Ich komm schon klar."
Den Blick, welchen ich daraufhin geschenkt bekam, zeigte wie sehr ihm das Gesagte missfiel.
"Übermorgen sind wir bei deiner Grossmutter zum Abendessen eingeladen.", teilte er mir dann nach ein paar Sekunden des Schweigens mit. Ich hatte mich derweil für eine dunkle Jeans entschieden. Nun fehlte nur noch ein passendes Oberteil dazu.
"Sollten nicht wir sie einladen? Ist sie überhaupt wieder fit genug?", warf ich besorgt ein.
Dad lachte leise und schüttelte den Kopf,"Deine Mutter ist genau der selben Meinung. Mutter dürfte nicht mal mehr zum Briefkasten laufen, wenn es nach ihr ginge."
Auch ich musste grinsen.
Das konnte ich mir gut vorstellen.
Grandma kriegte bestimmt schon die Krise. Ich kannte es ja selbst nur allzu gut.
"ADRIAN DAVIES!", Dad und ich schauten uns beide mit grossen Augen an. Wenn Mum so ausrief, dann konnte das nur eins bedeuten.
"Dad hast du wieder deine Schmutzwäsche im Bad liegen lassen?", riet ich amüsiert.
Ertappt schlug dieser sich gegen die Stirn und stiess einen Fluch aus.
Ich konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken, als er aufsprang und zu meiner Zimmertür hechtete.
Er drehte sich jedoch nochmal und deutete auf das Top was ich in der Hand hielt,"Das ziehst du mir nicht an -viel zu freizügig, Fräulein."
Bevor ich was erwidern konnte, war er auch schon verschwunden.
Kopfschüttelnd grinste ich ihm hinter her. Wenn Mum eins hasste, dann wenn Dad seine benutzte Kleidung im Bad herumliegen liess. Sie war sonst recht kulant, doch da hörte der Spass bei ihr auf.
Umso froh war ich, dass ich ein eigenes Bad hatte, in welches Mum selten einen Fuss setzte.
Denn leider kam ich in der Hinsicht ganz nach meinem Vater.
Mein Zimmer war zwar immer ganz gut aufgeräumt, jedoch war dann mein Bad das genaue Gegenteil davon.***
Dreissig Minuten später stolperte ich komplett gestylt die Treppe herunter und machte noch einen kurzen Abstecher in die Küche.
Von wo ich wieder Mal Sam Harber' Stimme ausmachen konnte. Typisches Zeichen, dass Mum Dad eins auswischen wollte.
Dieser konnte den Sänger nämlich überhaupt nicht ausstehen.
Was wohl hauptsächlich an der Schwärmerei seiner Frau lag.
Sonst beschränkte sich Mum nur am Morgenfrüh auf diese Musik zurück zu greifen, doch wenn sie sauer war und dann auch noch mein Vater der Grund dafür war, kam die Playlist auch mal am Abend zum Einsatz.
"Ich bin dann gleich weg. Wartet nicht auf mich. Kann spät werden."
Mum schaute von ihrem Kochbuch auf und lächelte mich an.
Dad blickte vom Abwasch auf und sein ohne hin schon grimmigen Gesichtsausdruck verstärkte sich.
"Hab ich mich vorhin nicht klar ausgedrückt ?", er deutete anklagend auf mein Oberteil was mich zum Augen verdrehen brachte.
Ich hatte mich, trotz seines Einwurfs, für das graue Top entschieden.
Es hatte einen tiefen Ausschnitt und war an der Stelle geschnürt.
Nicht wirklich etwas gravierendes.
Halt etwas, was man zu einem Abend in einer Bar unter Freunden anzog. Doch Dad schien das anders zu sehen.
"Hör nicht auf deinen Vater, Liebes. Du siehst toll aus! Jetzt geh schon und hab deinen Spass! Ich kümmere mich um den Griesgram.", mischte sich meine Mutter bestimmt ein und warf ihrem Mann einen mahnenden Blick zu.
"Danke Mum! Wir sehen uns.", mit diesen Worten drückte ich ihr, sowie meinem Dad, einen Kuss auf die Wange, schlüpfte in meine schwarzen Vans und verliess das Haus.
Das alles passierte schneller als Dad noch etwas hätte sagen können, was er bestimmt getan hätte.
Brianna stand schon mit ihren Wagen vor unserer Einfahrt und trommelte zum Takt der Musik ihres Radios auf dem Lenkrad herum.
"Wartest du schon lange?", begrüsste ich sie, als ich mich auf den Beifahrersitz gleiten liess.
Sie schenkte mir ein Lächeln und startete verneinend den Wagen,"Bin auch erst gerade gekommen."
"Kommt Eric nicht mit?", erkundigte ich mich verwundert.
Erst heute Morgen hatte Anna noch erzählt, dass sie ihn Tamian, Xavier, Shane und Sofia bekannt machen wollte.
Enttäuschung trat in die Mimik meiner Freundin,"Er musste kurzfristig die Schicht eines Freundes im Blackpear übernehmen."
Ich nickte verstehend.
Blackpear war eine Sportbar etwas ausserhalb. Ein paar Schüler kellnerten dort immer mal wieder um sich etwas dazu zu verdienen.
So anscheinend auch Eric.
"Er wird unsere 4 Verrückten schon noch genug früh kennenlernen.", meinte ich tröstend und grinst leicht bei dem Gedanken was Tamian und Shane sicherlich wieder für eine Show abziehen würden.
Anscheinend dachte Anna im Moment genau dasselbe, denn auch sie schüttelte schmunzelnd den Kopf,"Du hast recht. Vielleicht ist es sogar besser so. Ich möchte ihm Shane und Tamian noch nicht zumuten."
Ich lachte leise,"Die zwei sind schlimmer als ein Sack Flöhe wenn die mal in Fahrt kommen."
Sie stimmte zustimmend mit ein.
Die beiden waren wirklich unverbesserlich.
"Was läuft jetzt eigentlich bei dir und dem Eisklotz? Schon Fortschritte?", wollte Anna dann breit grinsend wissen.
Mein ausgelassene Stimmung schwand ein wenig und ich schüttelte bedrückt den Kopf,"Nein, nichts."
Nun war es Brianna, die mir einen mitfühlenden Seitenblick zuwarf, ehe sie sich wieder auf die Strasse vor sich konzentrierte,"Ach Süße..."
Sie wusste sichtlich nicht was sagen. Sie war der Sache schon die ganze Zeit über skeptisch gewesen.
Und das musste bei Brianna' überfunktionalen romantischer Ader was heissen.
Und sie schien recht zu behalten.
Ich hatte in den letzten Tagen gefühlt jedes Stadium an Gefühlen durchgekaut.
Nachdem ich vergangenen Samstag gegen Mittag von den Doe' nach Hause gefahren war, konnte ich gar nicht aufhören wie eine Vollidiotin zu grinsen. Ich schwebte wortwörtlich durch den Tag. Sogar Mum und Dad hatten das mitgekriegt.
Sonntags verflog die Glückseligkeit dann nach und nach.
Zweifel und der Drang zu wissen wo wir nun genau standen, nahmen mich stattdessen ein.
Mit meinem Handy, welches immer griffbereit war, Jaron könnte ja jeden Moment schreiben, war ich ein reines Nervenbündel. Gegen den Abend wurde ich dann immer ungeduldiger. Als ich mich dann innerlich endlich genug gepusht hatte und bereit war, den ersten Schritt zu machen, musste ich verblüfft feststellen, dass ich ja nicht mal irgendwelche Kontaktdaten von Jaron besaß.
Er war weder auf einer Socialmedia-Plattform zu finden, noch hatte ich seine verdammte Nummer.
Auch als ich ein wenig umher gefragt hatte, schien mir niemand helfen zu können.
Welcher Mensch in unserem Alter war Bitteschön so abgeschieden?!
So kam es, dass ich meine ganze Hoffnung auf eine klare Antwort seinerseits auf den kommenden Schultag setzte.
Doch auch am darauffolgenden Montag war von dem werten Herr, wie auch von seinem Bruder, keine Spur. Was die Flemmings fast in den Wahnsinn trieb.
Sie hatte Jaron verständlicher Weise ganz schön auf dem Kieker.
So wie er immer kam und ging, wie es ihm gerade passte.
Und auch heute waren die beiden nicht erschienen. Mittlerweile war ich nicht mehr ruhelos, sondern einfach nur noch sauer und auch ein wenig gekränkt.
Ich war sonst eher eine Person, die lieber auf der sicheren Schiene fuhr, anstatt sich Hals über Kopf in eine Sache zu stürzten, bei der nicht mal annähernd eine gewisse Garantie vorhanden war.
Denn genau das verkörperte Jaron.
Ich hatte noch nie einen Menschen kennengelernt, der so verschiedene Facetten hatte und so ein grosses Risiko darstellte.
Von aggressiv, einschüchternd bis zu sanft fast schon zärtlich war alles dabei und nie wusste man auf was man stossen würde. Ich sah eine Gewisse Herausforderung darin aus Jaron schlau zu werden.
Er führte ein kompliziertes Leben und obwohl ich mich erst vor kurzer Zeit selbst von einem komplizierten Leben verabschieden konnte, war ich nicht abgeneigt von seinem Einblick zu bekommen. Von Jaron Einblick zu bekommen. Doch das schien fast schon unmöglich.
Die ganze weitere Fahrt blieb es Still zwischen uns. Zu Beginn versuchte Anna noch die bedrückte, nachdenkliche Stimmung zu kippen, doch sie merkte schnell, dass ich gerade nicht ansprechbar war.
Das war sie von mir schon gewöhnt. Immer wenn mich etwas so vereinnahm, war ich für anderes nicht zu gebrauchen. Und ich war froh so jemanden wie Anna zu haben, die mir die Ruhe und den Freiraum gab ohne etwas erzwingen zu wollen.
An der Bar angekommen, mussten wir erstmal eine Weile nach einer Parkmöglichkeit suchen.
Alles um den Schuppen herum war voll, so dass wir auf der gegenüberliegenden Strasse etwas finden mussten.
Anscheinend waren wir nicht die Einzigen, die hier den Abend ausklingen lassen wollten.
Hoffen wir einfach mal, dass es nicht zu voll ist. Ich hasste es, wenn man sich kaum bewegen konnte und der Lärmpegel ins unermessliche ging.
Als ich durch die schwere Holztür trat, musste ich erstmal blinzeln.
Das Licht war in ein grelles Neongrün getaucht.
Wie erwartet war die Bar gut besucht. So gut wie jeder Platz war besetzt. Umso erleichtert waren wir, als wir unsere Freunde an einem von den beiden Billardtischen stehen sahen, die im hinteren Teil der Bar standen.
Mit einem leicht verunsichertem Lächeln ging ich auf sie zu,"Hey Leute."
Shane und Tamian blinzelten ein paar mal übertrieben, ehe sich Shane zu seinem Freund drehte,"Kennen wir die?"
Tamian, ganz der Schauspieler, mimte eine ahnungslose Miene und schüttelte den Kopf,"Nein Bro, nie gesehen."
Nun schauten beide wieder zu mir und betrachteten mich mit einem spöttischen Zug.
Abwehrend hob ich die Hände und lachte leise,"Ist ja schon gut! Ich habs verstanden. Tut mir wirklich leid!"
Das schien Shane und Tamian nicht zu reichen, weswegen ich gleich darauf noch leise hinzufügte,"Vielleicht freut es euch ja zu hören, dass ich euch wirklich vermisst habe."
Sofort änderte sich die Haltung der beiden und sie grinsten zufrieden.
"Aww Shane, hast du das gehört?
Die Kleine hat uns vermisst!"
Bevor ich ihre Selbstgefälligkeit etwas dämpfen konnte, das war wohl etwas zu viel für ihr ohnehin schon zu grosses Ego, fand ich mich in einer herben Aftershave Umarmung wieder. Und was für einer, beide drückten so fest zu, dass ich das Gefühl hatte gleich an Luftmangel zu verrecken. Wie gesagt, die verrücktesten Freunde die man finden konnte.
"Lasst mal locker, sie bekommt ja kaum noch Luft!", erklang da die dunkle, vernünftige Stimme von Xavier, ehe er die beiden Kuschelmonster von mir weg zog. Wofür er von mir einen dankbaren Blick erntete. Brianna hatte sich schon zu Sofia gesellt und beide hatten die kleine Showeinlage amüsiert beobachtet.
Ich begrüsste auch noch Sofia und Xavier mit einer freundschaftlichen Umarmung. Dann bestellten Anna und ich uns auch je noch ein Getränk, wobei sie auf ein Cocktail zurückgriff und ich ganz harmlos eine Cola bevorzugte. Morgen war schliesslich wieder Schule und ich hatte ja schon einmal am eigenen Leib erfahren müssen, wie gut mein Körper den Alkohol wegsteckte — nämlich gar nicht.
Während sich Xavier und Shane überraschend ernst ein Billiardrunde vom aller Feinsten lieferten, beobachteten wir restlichen das Geschehen und feuerten sie an oder redeten ein wenig.
Sofia war für drei Wochen in Spanien gewesen und hatte ihre Grosseltern besucht, Tamian jammerte etwas über seinen Job in der Autowerkstatt und Brianna schwärmte von Eric. Somit waren wir ganz gut an Gesprächsstoff versorgt.
Jedenfalls war uns nicht langweilig.
Später versuchte ich noch mein Glück gegen Tamian, doch ich scheiterte kläglich. Treffen war nicht so meine Stärke.
Etwas später, etwa so um 22:30, hatten die anderen Besucher der Bar Spass daran gefunden die Jukebox non-stop mit Kleingeld zu füttern, so dass die ganze Palette an 80er Songs durch das Gasthaus klang.
Als dann Eye of the Tiger aus den Boxen drang, waren meine angetrunkenen Freunde schnell auf der, bis dahin noch leeren, kleinen Tanzfläche. Ich blieb grinsend an der Bar zurück und zückte mein Handy. Das musste einfach gefilmt werden. Da ich keinen Tropfen Alkohol zu mir genommen hatte, war ich nicht so willig wie die fünf mich vor allen zu blamieren.
Die Bewegungen, die sie zu Stande brachten, gingen nicht wirklich mehr unter die Kategorie Tanzen.
In einem Club wäre das wahrscheinlich nich weiter aufgefallen, doch hier in einer kleinen Bar wo alles ein wenig sittlicher zu ging, dagegen schon.
Auch nachdem ein anderes Lied den Laden aufmischte, gingen sie nicht von der Tanzfläche.
Mich und auch die anderen Gäste störte das keineswegs.
Es war sehr amüsant.
Mein Grinsen verrutschte jedoch etwas als sich ein unangenehmer Geruch von Rauch und Alkohol, sowie Schweiss neben mir ausmachte.
Ein Kerl, ich schätzte ihn so Mitte zwanzig, hatte auf dem Platz von Brianna platzgenommen und grinste mich nicht gerade sympathisch von der Seite an,"Alleine hier?"
Ich rutschte unweigerlich etwas weg, ehe ich bemüht freundlich verneinte und auf meine Freunde deutete.
"Die scheinen ihren Spass zu haben. Was ist mit dir?", unter anderen Umständen könnte diese Frage eine ganz normal freundliche sein, wobei man um das Wohlbefinden des anderen interessiert war.
Jedoch nicht in diesem Fall, dafür war das Grinsen des Typs viel zu dreckig und notgeil.
"Ich denke nicht, dass sie an deiner Vorstellung von Spass interessiert ist. Und jetzt verzieh dich.", mein Körper reagierte bei der Stimme sofort mit einer Gänsehaut. Auch der Kerl schien eine zu bekommen, wenn auch aus einem anderen Grund.
Schneller als ich es ihm in seinem betrunkenen Zustand zugetraut hätte, machte er sich vom Acker, ohne sich nochmal umzudrehen.
Ich schaute ihm kurz nach, bevor ich mich zu der Stimme umdrehte.
"Das hätte auch auch alleine geschafft.", stellte ich sogleich klar, bemüht um eine undurchdringende Miene.
Jaron setzte sich auf den soeben freigewordenen Hocker und nickte dem Barkeeper zu um sich eine Cola zu bestellen, ehe er zu mir blickte,"Ein Danke hätte gereicht."
Ungläubig starrte ich ihn an.
Wut brodelte in mir auf.
Was dachte er sich eigentlich?!
Zuerst drei Tage nicht melden und dann so selbstgefällig hier aufzutauchen und dabei so tun, als wäre nie was gewesen.
Sowas musste ich mir nun wirklich nicht geben!
"Ist das alles was du zu sagen hast?!
Verdammt Jaron wo warst du?", fauchte ich aufgebracht.
Unbeeindruckt erwiderte Jaron mein wütenden Blick,"Ich hatte was zu erledigen."
Ich verdrehte die Augen und schüttelte enttäuscht den Kopf.
Ich hatte mehr erwartet.
"Klar hattest du das.", erwiderte ich trocken.
"Clea hör zu, ich weiss..-
"War irgendwas davon Ernst gemeint?", unterbrach ich ihn fahrig.
Verwirrt runzelte er die Stirn,"Was meinst du?"
Ich riss meinen Blick von der dunklen Holzplatte los und blickte direkt in seine braunen Augen,"Das was du bei der Gala gesagt hast, war das wahr?"
Sofort änderte sich sein Blick.
Er wurde weicher und ein entschlossener Zug nahm sein markantes Gesicht ein,"Jedes Wort."
Es klang so viel Überzeugung in diesen beiden Worten mit, dass es mir kurz den Atem verschlug.
"Aber dann versteh ich nicht...", verwirrt und auch eine Spur verzweifelt versuchte ich aus seinem Verhalten schlau zu werden.
"Mein Leben ist kompliziert, Clea.
Ich muss manchmal einfach für ein paar Tage weg. Es tut mir leid wenn es für dich so rüber kam, als hätte ich keinen Gedanken mehr an dich verschwendet. Ich will nur nicht dass das hier", er teigte zwischen ihm und mir hin und her,"jemand erfährt."
Mein Herz, was zu Beginn seiner Worte viel zu schnell schlug, stolperte und die plötzliche Wärme in mir verschwand wieder mit einem Schlag.
Ich biss mir auf die Lippen und versuchte meine brennenden Augen zu ignorieren. Verdammt!
Diese wechselnde Achterbahn von Gefühlen war ich mir einfach nicht gewöhnt!
"Verstehe.", meine Stimme klang lange nicht so stark wie gewollt.
Als Jaron meinen Blick sah, weiteten sich seine Augen und er fuhr sich leise fluchend durch die Haare.
Ich wollte nur noch hier weg.
Ich schnappte mir meine Tasche und rannte schon fast aus der Bar.
Dicht gefolgt von einem fluchenden Jaron.
"Clea verdammt bleib stehen!
Wieso muss ich dir auch immer hinterher rennen..?! Clea!!"
Draussen fiel mir auf, dass ich ja gar nicht weg konnte.
Ich war mit Brianna' Wagen hier, ausser ich will nach Hause laufen. Und angesichts der jetzigen Situation würde ich das sogar in Betracht ziehen. Doch soweit konnte es erst gar nicht kommen.
Wie schon letztes Mal packten mich zwei grosse Hände an den Unterarmen und zwangen mich zum Stehen. Das brachte das Fass zum überlaufen. Ich war sowas auf 180.
"Lass mich los! Du verdammtes Arschloch! Was denkst du eigentlich wer du bist?! Du bist so ein grosskotziger, blöder, arroganter, eingefrorener, selbstsüchitiger...-", meine Aufzählungen an, zugegebener Massen schwachen Adjektiven, wurden von seinen Lippen zum verstummen gebracht.
Und ich Idiotin konnte natürlich nicht lange standhaft bleiben, geschweige denn, ihn von mir wegdrücken.
Als Jaron sich kurz darauf wieder von mir löste, starrte ich mit grossen Augen verblüfft zu ihm auf.
"So ist es schon besser.", schmunzelte er leicht und lehnte seine Stirn an meine. Seine Worte brachten mich gleich wieder in Fahrt, doch bevor ich ein weiters Mal loslegen konnte, kam er mir wieder dazwischen,"Du hast das falsch verstanden. Ich wollte damit nicht sagen, dass ich mich für dich schäme. Es ist nur so, dass manche Leute in meinem Leben nur auf eine Gelegenheit warten, mich angreifbar zu machen und mit dir wären sie bedient. Ich möchte nicht dass dir etwas passiert, nur weil du in Verbindung zu mir stehst."
Überfordert versuchte ich das Gesagte zu verarbeiten.
Er wollte mich beschützen?
Aber von wem?
Was hatte er angestellt dass ihm jemand schaden wollte?
Doch von wem sprachen wir hier überhaupt? Jaron Doe war sicherlich kein Unschuldslahm. Das war mir schon von Anfang an klar gewesen.
Was mich im Moment interessierte war einzig allein, dass ich hier in seinen Armen lag und den Blick, mit dem er mich bedachte, einfach nur geniessen wollte.
Diese Fragen mussten warten. Irgendwann werde ich das alles schon noch erfahren.
Jetzt drängte sich eher eine andere Frage in den Vordergrund.
"Heisst das, dass wir...nun ja...-ich meine sind wir...", stotterte ich immer noch etwas überfordert.
Grr, wie ich es hasste!
Wieso musste ich auch ausgerechnet jetzt unfähig sein, einen vernünftigen Satz herauszubringen?!
Amüsiert hob der Idiot vor mir herausfordernd seine Braue und schaute leicht grinsend zu mir herunter,"Ja?"
Empört schlug ich ihm leicht auf die Schulter,"Idiot!"
"Du weisst genau was ich meine!", grummelte ich beleidigt.
Leise lachend beugte er sich zu mir herunter, seine Lippen streiften
für eine Millisekunde die meinen,
"Ja, ich denke das heisst es wohl."Meinungen?
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Beyond all reason - Gegen jede Vernunft
Romance-Reason is powerless in the expression of love- Wenn Jaron und Clea aufeinander treffen, prahlen zwei Welten zusammen für die es tausend Gründe gibt es nicht zu tun. Kein schwarz oder weiss, kein Gut oder Böse nur zwei Menschen die versuchen, ihr G...