65. Gelandet

3.9K 139 5
                                    

Das war so unfair. Aber so richtig. Mein Wohnzimmer roch nach frischer Pizza, da alle meine Freunde eine vor sich liegen hatten und diese gerade eifrig verschlangen, während ich lustlos mit meiner Suppe vorlieb nahm. Ganz zur Belustigung aller Anwesenden.

"Na schmeckt's?", keck grinste mir Tamian von der anderen Seite des Tisches entgegen, während sich Shane und Xavier nur schwer ein Lachen verkneifen konnten.
Ich schenke ihnen einen bösen Blick, der jedoch völlig wirkungslos ausblieb. Die beiden Nervensägen waren schon weitaus schlimmeres gewohnt.
Der Kampf mit Michael war bereits vier Tage her und mir ging es Tag für Tag besser.
Mittlerweile hatte ich nur noch ab und zu mit meinem Kopf zu kämpfen und meine Prellungen spürte ich zwar noch, waren aber nur noch teilweise zu sehen. Auch die Creme, die ich vom Arzt verschrieben bekommen hatte, zeigte Wirkung.
Meiner Wange sah man jedenfalls kaum noch was an.
Das Einzige was keine Besserung zeigte, war mein Hals.
Er schmerzte immer noch unglaublich, sei es jetzt beim Sprechen oder halt beim Essen.
Deswegen war, ganz zu meinem Leidwesen, meine momentane Hauptnahrung Suppe.
Ausserdem hatte ich wieder mit Albträumen und Panikattacken zu kämpfen, doch auch dafür hatte ich Tabletten bekommen und Jaron gab sich die grösste Mühe, mir einen erholsamen Schlaf zu ermöglichen. Es reichte schon, wenn ich in seinen Armen einschlief und wusste, dass er die ganze Zeit über neben mir war und mich beschützte.
Trotz allem aber hatte ich die ganze Truppe eingeladen für einen Abend mit Pizza von Adelmo, der mit Abstand besten Pizzeria hier weit und breit.
Denn auch wenn ich die Zweisamkeit mit Jaron wirklich genoss, brauchte ich auch wieder mal etwas Unterhaltung. Und wer war da besser, als Tamian, Shane und Xavier? Natürlich waren auch Maria und Anna mit von der Partie.
Jaron unterhielt sich mit Xavier und schien sich ebenfalls immer mehr mit meinen Freunden anzufreunden. Sie machten es ihm aber auch nicht sonderlich schwer.
Vorhin jedenfalls hatte er ihnen breitwillig ein paar Schläge und Tricks demonstriert, was die Jungs geradezu in sich aufgezogen hatten, während wir Mädels uns damit begnügt hatten, sie zu beobachten.
Es hatte was, ihre Muskeln spielen zu sehen, denn alle vier waren gut bestückt davon.
Ich jedoch musste zugeben, dass meine Aufmerksamkeit ganz und gar auf Jaron gelegen hatte.
An ihn kam einfach niemand ran.
Jedenfalls war ich froh, dass alle so kurzfristig erschienen waren.
Das hiess zwar, dass ich ihnen so Einiges erklären musste, doch das hatte ich ohnehin vorgehabt.
Es war schon lange kein Geheimnis mehr, dass etwas nicht stimmte.
Und erstaunlicherweise hatten es alle ganz gut aufgenommen.
Sie hatten alle ihre Hilfe angeboten und ich war dankbar, dass sie nicht allzu viele Fragen stellten.

"Also, was schauen wir heute?", fragte Maria, während sie ihr letztes Stück Pizza in Angriff nahm.

"Wie wärs mit allen Fast&Furious Filmen?", meinte Anna schnell, bevor die Jungs einen Horrorfilm vorschlagen konnten.
Als keiner etwas sagte und alle halbwegs zufrieden mit dem Vorschlag aussahen, nickte ich,"Na dann. Die Filme sind im Sideboard, dritte Schublade rechts."

Jaron schaute nicht gerade erfreut auf meine noch halbvolle Suppenschüssel, als ich diese etwas von mir wegschob und aufstand.

Ja, ich hatte in den letzten Tagen nicht wirklich viel gegessen.
Zum einen lag das am Hals, zum anderen fehlte mir aber auch schlichtweg der Appetit.
Ich fand aber bei der ausschliesslichen Aussicht auf Suppe, konnte mir man das nicht verübeln.

Als alle fertig waren mit essen, begaben wir uns ins Wohnzimmer und zum ersten Mal wünschte ich mir, wir hätten eine grössere Couch. Denn mit allen Anwesenden wurde es ganz schön eng.
Zum Glück aber hatten wir einen weichen Teppich auf dem Boden, so dass sich Tamian und Shane dazu bereit erklärten, es sich dort bequem zu machen und auch Maria gesellte sich wenig später zu ihnen.

Als dan Anna noch mit vier Schüsseln Popcorn zu uns stiess waren alle zufrieden und unser Marathon konnte beginnen.

***

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt