21. Vater vs. Tochter -Küchenknecht gesucht

5.8K 188 2
                                    

"Na bereit ihm mal wieder so richtig in den Arsch zu treten?"
Grinsend zog ich den Verschluss meiner Stiefel etwas fester zu und schaute auf,"Aber sowas von.
Es ist schon viel zu lange her."
"Genau das wollte ich hören!
Wir hatten es die letzten Monate echt nicht leicht. Es wird Zeit unseren Titel wieder zurückzuholen.", Enzo war und blieb der dramatischste und ehrgeizigste Man den ich kannte.
Ein Italiener mit Herz und Seele.
"Nun mach unserem Champion nicht so Druck! Sie weiss schon was sie tut.", Enzo' Partner Wesley tauchte hinter ihm auf und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
"Mach ich doch gar nicht!", verteidigte sich der Italiener sofort und funkelte Wesley beleidigt an. Dieser aber liess sich nicht aus der Ruhe bringen und verdrehte nur die Augen. Ich lachte leise.
Schön zu sehen, dass sie sich auch heute noch prächtig verstanden.
Und anhand von dem was Dad mir erzählt hatte, schienen sie ihren Job als Streifenpolizisten auch immer noch gut zu meistern. Sie waren nun schon seit 10 Jahren Partner und die besten Freunde, auch wenn beide nicht unterschiedlicher sein könnten.
Enzo, der grünäugige Italiener der nur so von Leidenschaft und Energie strotzte, wogegen Wesley eher der ruhigere, nachdenklichere war und Essen über alles liebte.
Was sein rundlicher Bauch einem auch verriet.
"Wo sind die anderen?", wollte ich wissen und versuchte so eine anbahnende Diskussion zwischen den beiden zu verhindern.
"Sie warten draussen. Alle sind schon bereit.", antwortete mir Wesley und lächelte verschmitzt.
"Na dann lassen wir sie mal nicht länger warten.", entschied ich und stand auf.
Mit den beiden vor sich hinzackenden Polizisten im Schlepptau trat ich aus der Umkleide zum kleinen Vorplatz auf welchem schon eine Gruppe Polizisten des New Jersey Police Departments standen, und das in voller Montur.
Welche in diesem Fall  aber nicht aus ihren üblichen Uniformen bestand, sondern aus einem Tarnanzug der beim Militär üblich war.
Darunter war eine Schutzweste, Knie- und Ellbogenschoner sowie ein Halsschutz versteckt.
Jeder trug eine schwarze Mütze auf dem Kopf und eine grosse Schutzbrille.
In den Händen der Männer lag eine Luftdruckwaffe, auch Markier genannt. Alle schienen bester Laune zu sein und konnten es kaum erwaraten zu starten.
Die Meisten waren zwar nicht mehr die Jüngsten, doch sie liessen sich den den Ausflug, der alle drei Monate war, nicht nehmen.
Mein Dad hatte sich dafür eingesetzt, diesen Ausflug regelmässig mit seinen Leuten machen zu dürfen.
Er wollte die Teamfähigkeit stärken aber auch etwas machen, was seinen Leuten Spass machte.
Vater wusste nur zu gut wie dieser Job einen beschäftigen konnte.
Also entschied er vor drei Jahren einen regelmässigen Abstecher in die Paintball- Area zu machen.
Es war zuvor schon ein grosses Hobby von ihm gewesen und er wollte damals auch seine Leute davon begeistern, was teilweise sogar geklappt hatte.
Bevor Dad vor 4 Jahren den Chefposten übernommen hatte, war er mit mir und seinem engsten Freund Marco, der gleichzeitig mein Onkel war, oft hier hingekommen und hatte mir alles beigebracht was es über diesen Sport zu wissen gab. Schnell konnte auch ich mich für diesen Mannschaftssport begeistern. Ich war gar nicht mal schlecht.
Ich will ja nicht angeben aber ich beherrschte es gut.
Ich wusste was ich tat.
Schnell hatte Dad die Idee mich zu den dreimonatlichen Treffen mitzunehmen.
Ich war natürlich begeistert gewesen.
Seit dem her war ich eigentlich so gut wie jedes Mal mit von der Partie und mischte den Haufen etwas auf.
Wir verstanden uns alle prächtig.
Ab und zu kam sogar meine Mum mit, doch sie begnügte sich damit von Weitem zuzuschauen und mich anzufeuern. Was Dad natürlich noch mehr anspornte mich zu besiegen. Denn darauf lief es so gut wie jedes Mal hinaus. So sehr sich die Kollegen meines Vaters auch bemühten, einer nach dem anderen fiel raus bis nur noch Dad und ich im Spiel waren. Wir waren immer in gegnerischen Teams und versuchten uns gegenseitig zu übertrumpfen. Manchmal gewann er, manchmal aber auch ich. Bevor ich ein Jahr nach Australien gegangen war, hatte ich ihn so gut wie jedes Spiel geschlagen. Jetzt aber war ich mir da nicht mehr so sicher.
Schliesslich war ich seit einem Jahr nicht mehr an solch einem Spiel beteiligt gewesen, ganz im Gegensatz zu meinem Dad.
Aber wir werden sehen. Einfach werde ich es ihm jedenfalls nicht machen. Dad war zwar geübter was das Zielen und das Auge für seine Umgebung anging, doch ich war flinker und konnte mich viel besser verstecken und auf den Überraschungsmoment setzten.
Dad dagegen hatte Probleme damit sich ungesehen auf dem Areal bewegen zu können.
Schliesslich war er sehr gross und muskulös. Ausserdem gehörte er eher zu den Menschen die immer mitten im Geschehen sein mussten und das Risiko willkommen hiessen wie ein Junkie sein nächster Schuss.
Ein sehr gefährliche aber auch zu beneidende Lebenseinstellung.
"Was ist es dieses Mal?", fragte Onkel Marco, der ebenfalls Polizist war, sichtlich amüsiert, als ich bei ihnen ankam und deutete auf das diskutierende Duo hinter mir.
"Wer weiss das schon.", erwiderte ich nur lachend und verdrehte die Augen.
Mein Dad erschien hinter seinem Freund und grinste mich jungenhaft an,"Na Kleines bereit zu verlieren?"
Gespielt arrogant blickte ich ihm entgegen und reckte das Kinn empor,"Die Frage ist wohl eher ob du es bist? Nicht ich habe die letzten Male immer verloren."
"Wir werden ja sehen.", in seinen braunen Augen war die Vorfreude und der Ehrgeiz deutlich zu sehen. Ich genoss unser kleines Blickduell. In den letzen Tagen war er eher still und miesepetrig gewesen. Ich vermutete stark, dass der Grund dafür ein halb nackter Jaron war, welcher dann anschliessend mit uns zu Abend  ass und Mum total von sich begeisterte. Es war wirklich erstaunlich, wie gut sich die beiden verstanden.
Den ganzen Abend sprachen sie miteinander, auch wenn Mum die Hauptarbeit leistete, schliesslich war Jaron immer noch Jaron.
Doch er sprach doch auch mehr als üblich. Ich wusste nicht so ganz ob ich mich über diese Tatsache freuen sollte. Denn Mum hatte sich wohl in Kopf gesetzt, mich ebenfalls etwas mehr für diesen tätowierten Spast zu begeistern. Bis jetzt erfolglos.
Allein dieser Abend hatte mir gereicht, genauso wie meinem Dad. Ich wollte Jaron einfach nicht noch mehr von meinem Leben zeigen, als ohne hin schon.
Er war nicht so naiv und sah nicht nur das was er sehen wollte.
Er sah alles.
Jede noch so kleine kaputte Ecke an mir. Als wäre ich in seiner Gegenwart ein offenes Buch.
Und ich war mir zu hundertprozentig sicher, dass ich das eigentlich nich war. Sonst wär ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.
Mich selbst zusammenstauchend, dass ich schon wieder an ihn denken musste und das ausgerechnet jetzt, schob ich alles was nur annähernd mit diesem Mann zu tun hatte beiseite.
"Ich entschuldige mich für diese Ausdrucksweise Boss aber ihre Tochter und wir werden dir sowas von in den Arsch treten!", Mario einer der Kommissare auf dem Revier trat mit dem Rest meines Teams neben mich und grinste meinen Vater schadenfroh entgegen.
Dad aber liess sich nicht einschüchtern sondern lachte nur und erwiderte den Blick seines Arbeitskollegen belustigt,"Ganz schön grosse Worte für so einen kleinen Mann."
Meine Mundwinkel zuckten.
Ja Mario war wirklich nicht der Grösste und gefährlich sah er schon gar nicht aus, doch er war schlau wie ein Fuchs und das unterschätzten viele. Besagter liess sich von dem Kommentar, den er seine Karriere lang sicherlich schon Millionen Male über sich ergehen lassen musste, nicht einschüchtern.
Doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, stoppte ich das anbahnende Wortgefecht rechtzeitig. Kaum hatten Enzo und Wesley mal Ruhe gegeben, fingen schon die Nächsten an. Und da sagt man Frauen diskutieren gerne!
"Na dann lassen wir doch Taten sprechen!", rief ich dazwischen und schnappte mir die Luftdruckwaffe, welche mir Onkel Marc entgegenhielt.

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt