"Ich dachte ich träume...", murmelte Anna kopfschüttelnd und schlürfte an ihrem Oreo Milchshake.
Sie liebte diese Kekse und seit sich unser Lieblingsgeschäft dazu entschieden hatte, einen Oreo Shake zu ihrer ohnehin schon grosser Auswahl hinzuzufügen, war sie erst recht nicht mehr von ihnen loszukriegen. Ich konnte ihre Sucht nicht wirklich nachvollziehen.
Die Kekse waren nicht wirklich meins. Doch das schien meine Freundin nicht im geringsten zu stören. Eher im Gegenteil, so blieb mehr für sie übrig.
Ich nickte zustimmend und rührte gedankenverloren in meinem Karamell Latte. Ja heute ist wirklich ein eigenartiger Tag. Zuerst verschwindet Mum kurzfristig für ein paar Tage nach New York, da anscheinend eine ihrer alten Schulfreundinnen über Nacht ein Kind bekommen hatte und sie es sich nicht entgehen lassen wollte den kleinen Sprössling auf der Welt zu begrüssen. Dann stand da heute Morgen, nicht wie erwartet eine mies gelaunte Mrs. Flemmings im Klassenzimmer, sondern ein junger attraktiver Mann Ende zwanzig.
Er war ein neuer Lehrer an unserer Schule und musste heute ausnahmsweise eingesprungen da Mrs. Flemmings anscheinend krank geschrieben war.
Was bisher noch nie der Fall war.
Aber naja es hat nicht wirklich jemanden gestört Mr. Conners anstelle der alten Schreckschraube zu haben. Doch das Beste kam erst noch. Gerade als ich mich mit Brianna angeregt diskutierend über die Feier für meinen Geburtstag nach draussen zu ihrem Wagen begab, schnitt mir jemand von dem ich gedacht hatte ihn nicht so schnell wieder zu sehen den Weg ab.
"Heute Abend um fünf bei dir?", überrascht hielt ich in meinem Satz, indem ich Anna verklickern wollte wieso ich an meinem Geburtstag nicht in dem neuen Club in der Stadt feiern wollte, inne und blickte in das versteckte Gesicht von Jaron.
"Was?", meine Verwirrung und Verwunderung war nicht zu überhören. Auch Brianna neben mir schaute den Eisklotz so an als hätte er gerade chinesisch gesprochen.
Jaron schien von meiner Begriffsstutzigkeit eher genervt.
"Wegen der Präsentation die uns aufgedrückt wurde?!", vereinfachte er ungeduldig. Doch viel gegen meine Sprachlosigkeit half diese Information nicht wirklich.
Ich wusste jetzt zwar um was es ging, doch meine Verwunderung war noch grösser als zuvor. Nach gefühlten Minuten die in Wahrheit nur ein paar wenige Sekunde waren, konnte ich mich dann dazu bringen etwas zustimmendes zu stottern ohne überhaupt richtig darüber nachgedacht zu haben, was ich da gerade tat. So im Nachhinein könnte ich mir dafür eine scheuern..!
Doch zu meiner Verteidigung musste ich auch einwerfen, dass ich niemals in meinem Leben damit gerechnet hätte, dass Jaron Doe auf mich zukommen würde wegen dieser verschissenen Strafe.
Ganz im Gegenteil, ich hatte mich schon damit abgefunden die ganze Arbeit alleine meistern zu müssen und ihm am Schluss einfach seinen fertigen Teil zu übergeben. Wäre zwar für mich doppelte Arbeit gewesen, doch das hätte ich in Kauf genommen.
"Meine beste Freundin hat ein Date mit dem Phantom der Schule!", amüsiert lehnte sich Brianna zurück.
"Ich frage mich wo du da ein Date siehst...? Ich sehe da nur ein sterbenslangweiliges Geschichtsreferat und einen miesepetrigen Partner auf den ich gerne verzichten könnte.", grummelte ich missmutig. War ja klar das Anna wieder etwas sah was nicht mal im entferntesten vorhanden war.
Ich meine, ich und Jaron ein Date ?
Nie im Leben! Da wäre mir ja sogar Trump mit seiner Löwenmähne lieber.
"Was nicht ist kann ja noch werden!", grinste meine beste Freundin vergnügt. Langsam ging sie mir mit ihren blöden Kommentaren auf die Nerven.
"Wenn du meinst.", gab ich aber dennoch nur wage von mir und nahm einen weiteren erfrischenden Schluck meines Cafés. Mit Brianna zu diskutieren war nun wirklich das Letzte was ich tun wollte.
Irgendwas sagte mir, dass ich das heute ohnehin noch zu genüge machen werde. Doch irgendwie traute ich der Sache auch nicht ganz. Was hatte Jaron' Meinung geändert, dass er sich doch dazu herabliess an der Strafe teilzuhaben, mit meiner Wenigkeit. Gestern noch schien er gar nicht begeistert...
"Komm, wenigstens musst du den Abend nicht bei deinen spießigen Grosseltern verbringen und hast etwas hübsches anzuschauen.
Denn auch wenn du Jaron nicht besonders zu mögen scheinst, abstreiten dass er gut aussieht kannst du nicht.", schien Anna nun erbarmen mit mir zu haben und versuchte mich aufzumuntern.
Bei der Erwähnung ihrer Grosseltern verzog Brianna leidend das Gesicht. Das Verhältnis zwischen ihnen war nicht das Beste. Doch um den monatlichen Anstandsbesuch kam sie nicht herum. Auch wenn ihre Eltern sonst sehr locker waren, bestanden sie bei diesem Besuch auf die Anwesenheit ihrer einzigen Tochter.
Und ich durfte mir dann einen Tag später wieder anhören, was die Grosseltern für geschmacklose Kommentare über ihre Enkelin oder Schwiegertochter abgelassen hatten, während ihr Sohn krampfhaft versucht hatte zu schlichten.
Ich denke Anna' Vater musste an solch Abenden am meisten ertragen. Zwischen seiner Familie und seinen Eltern zu stehen war sicherlich kein schönes Gefühl. Umso mehr war ich froh, dass meine Grandma meine Mum liebte wie ihre eigene Tochter und auch Grossvater ging es da zu seinen Lebzeiten nicht anders.
"Ja er sieht nicht schlecht aus.", stimmte ich leicht schmunzelnd zu und blickte aus dem Fenster des Cafés. Meine Freundin schnaubte empört,"Nicht schlecht. Das glaubst du ja selber nicht."
"Sein Aussehen hilft ihm auch nicht weiter, wenn sein Charakter hässlich ist.", meinte ich achselzuckend.
"Sagtest du nicht immer Vorurteile würden die eigene Sicht einschränken? Du kennst ihn gar nicht wirklich.", redete sie mir ins Gewissen.
"Seit wann beschützt du ihn?
Das was ich bis jetzt mitbekommen habe, sorgt nicht wirklich dafür, dass ich ihn besser kennenlernen will."
"Ich denke er kann auch anders sein. Schliesslich ist er der Bruder von Jackson, der zwar auch ein wenig eigen ist aber immerhin grösstenteils freundlich und aufgestellt.", widersprach mir Brianna und betrachtete nachdenklich ihre Fingernägel. Ich war nicht ganz überzeugt, doch bestreiten dass da nicht etwas Wahres dran war, konnte ich auch nicht.
"Wenn ja, dann hat er das bisher gut versteckt.", meine Stimme klang dabei etwas verachtend und mit einer kleinen Spur von Kränkung darin.
"Da wäre er ja nicht der Einzige...", murmelte die hübsche Blondine vor mir in ihren nicht vorhandenen Bart.
Ich verschluckte mich an meinem Café. Ich gab mir Mühe damit nicht die ganze Aufmerksamkeit der anderen Gäste im Café auf uns, respektive auf mir lag, indem ich hier an einem Hustenanfall verreckte.
In der Hoffnung mich verhört zu haben, blickte ich vorwurfsvoll zu Brianna die meinen Blick sorgfältig mied,"Wie bitte?"
"Ach komm schon! Du weisst genau was ich meine. Wenn du nicht immer so sehr damit beschäftigt wärst deine perfekte wenn auch manchmal etwas kratzbürstige Hülle aufrecht zu erhalten, würdest du vielleicht mal merken, dass ihr gar nicht so verschieden seit. Wie lange willst du dir eigentlich noch etwas vormachen?!", kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, sah man sogleich auch schon Reue in ihren Augen aufblitzen.
Zu recht würd ich mal sagen.
Damit hatte sie das einzige Thema angesprochen über das ich nicht mal mit ihr gerne sprach.
Es ging sie schlichtweg nichts an, auch wenn sie da offensichtlich anderer Meinung war.
"Clea...ich...entschuldige ich hätte n-"
"Lass ruhig. Ich denke es ist schon spät. In nicht mal anderthalb Stunden steht Jaron vor meiner Tür.", meinte ich leicht abweisend.
"Süße bitte-"
"Lass es bleiben. Wir sehen uns. Machs gut.", ich lächelte kurz zwanghaft und verliess dann das Café mit schnellen Schritten.
Auf meinen noch halb vollen Karamell Café musste ich nun wohl verzichten.
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Beyond all reason - Gegen jede Vernunft
Storie d'amore-Reason is powerless in the expression of love- Wenn Jaron und Clea aufeinander treffen, prahlen zwei Welten zusammen für die es tausend Gründe gibt es nicht zu tun. Kein schwarz oder weiss, kein Gut oder Böse nur zwei Menschen die versuchen, ihr G...