47. Gefängnis

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Es war bereits später Nachmittag, als ich wieder aus dem Restaurant trat.
Aus den vorgenommen zehn Minuten sind schlussendlich zwei Stunden geworden.
Doch ich konnte mich nicht beklagen. Jaron hatte seine zurückhaltende und etwas argwöhnische Haltung zwar immer noch nicht ganz abgelegt, doch wenigstens ein Stück weit.
Die drei sind immer noch im Lokal und besprachen ein paar letzte Dinge. Ich hatte mich zurückgezogen, da ich Jaron etwas Zeit alleine mit den Leuten geben wollte, die als Einzige etwas über seine Eltern wussten und ausserdem brauchte ich dringend frische Luft.
Mein Kopf schwirrte von den vielen neu dazu gewonnen Informationen und ich musste erst einmal die Neuigkeiten sacken lassen.
Jackson bekam endlich das, was er brauchte und das ohne, dass Jaron oder irgendjemand anderer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Jetzt konnte Jaron sich endlich von Jimmy und dessen krummen Geschäften lösen.
Besser konnte es eigentlich nicht mehr laufen. Nun müssen wir nur noch hoffen, dass Jackson genug stark ist das alles was noch kommt zu meistern.
Bei meinem Wagen stach mir sofort der kleine, gefaltete Zettel auf meiner Windschutzscheibe auf.
Mein Herz hämmerte von der einen Sekunde auf die andere lautstark gegen meine Brust und ich drehte mich in Sekundenschnelle um die eigene Achse, doch ich sah nichts ungewöhnliches.
Meine Finger zitterten verräterisch, als ich nach dem Zettel griff.
Als ich ihn entfaltete und mir ein Smiley entgegen blickte, schloss ich für einen Moment die Augen und versuchte meine Atmung wieder zu kontrollieren. Nein, bitte nicht.
Nicht schon wieder.

"Ist alles in Ordnung?", ich zuckte zusammen und fuhr herum.
Jaron stand auf der anderen Seite des Wagens und musterte mich prüfend.
Ich nickte hastig und verstaute den Zettel mit einer schnellen Bewegung in meiner Jackentasche.

"Ja..Ja alles gut. Seit ihr schon fertig?"

Jaron schwieg noch einen Moment, in welchem er mich genau zu beobachten schien, doch dann legte sich seine argwöhnische Haltung und er nickte,"Wir haben soweit alles geklärt. Dylan wird morgen ins Krankenhaus kommen und dann regeln wir mit dem Arzt die weiteren Schritte."

"Ich bin froh, dass wir endlich eine Lösung gefunden haben.", meinte ich ehrlich.
Jaron umrundete den Wagen und umfasst mein Gesicht,"Danke. Ohne dich wäre es nie soweit gekommen."
Ich schmunzelte,"Also bist du nicht mehr sauer?"
"War ich das denn?", mimte er engelsgleich.
Mein Blick sagte wohl genug, denn wir beide mussten leise lachen.

"Ich meine es ernst, danke.", murmelte er an meinen Lippen.

"Ich muss zugeben, es hatte auch etwas mit Eigennutz zu tun.
Jetzt kannst du Jimmy endlich den Rücken kehren.", gab ich zu, als wir uns wieder etwas voneinander gelöst haben.
Jaron' liebevoller Blick, verschwand bei Jimmy' Namen und er verschloss sich abermals.
Die Freude in mir bekam einen harten Dämpfer und ich seufzte niedergeschlagen,"Was? Was ist es jetzt, Jaron?"

"Das ist nicht so einfach wie du denkst, Clea."

"Ich wüsste nicht was einfacher ist. Du brauchst sein Geld nicht mehr, also hast du auch keinen Grund mehr nach seiner Pfeife zu tanzen.", ich konnte einfach nicht fassen, dass wir wieder wegen Jimmy kurz vor einem Streit standen.
Dieser Typ hat eindeutig zu viel Einfluss auf unsere Beziehung.
Jaron löste sich nun gänzlich von mir und fuhr sich durch die Haare, wie immer wenn er aufgebracht war und nicht weiter wusste.

"Jaron, sprich mit mir!", flehte ich. Verstand nicht, wo das Problem lag.

"Er wird mich niemals einfach so gehen lassen. Wenn nicht auf diese Weise, dann auf eine andere."

"Und die wäre?"
Jaron schwieg, schaute mich nur unentwegt an, doch ich konnte in seinem Gesicht nichts ablesen.
Er hatte mich wiedermal ausgeschlossen.
Was nach diesem Tag ein herber Schlag war.
"Weisst du, manchmal habe ich das Gefühl, du willst gar nicht weg.
Du magst es Jimmy' Schosshund zu sein. Das alles hier ist nur eine Ausrede.", murmelte ich leise, als er sich daran machte sich umzudrehen und in den Wagen zu steigen.
Jaron fuhr herum und kam mit schnellen Schritten auf mich zu,"Du weisst genau, dass das nicht stimmt!"

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt