53. Schatten

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"Clea was tust du denn hier?"
Ich drehte mich nach der Stimme um und lächelte leicht,"Ich schätze das Gleiche wie du."
Jaron betrat das Zimmer und stellte den dampfenden Café ab, dabei liess er mich nicht aus den Augen.
Auch ich musterte ihn von oben bis unten und musste wieder mal anmerken, dass er einfach zum anbeissen aussah.
Die dunklen Jeans, sassen perfekt und von dem grauem Shirt musste ich erst gar nicht anfangen.
Was mir aber am Besten gefiel war, dass seine Augenringe endlich etwas zurückgegangen waren und seine Gesichtszüge allgemein etwas entspannter wirkten als sonst.
Jaron merkte, dass ich ihn musterte, was ihn aber nicht weiter zu stören schien. Er kam auf mich zu und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen,"Das meinte ich nicht. Solltest du nicht lieber im Bett liegen?"

Innerlich verdrehte ich die Augen. Ich dachte, indem ich von zu Hause flüchte, hätte ich wenigstens für ein paar Stunden Ruhe von den überfürsorglichen Kommentaren.

"Du klingst wie meine Mum.", grummelte ich seufzend.

Jaron schmunzelte,"War nicht meine Absicht. Aber jetzt Ernsthaft, was verschlägt dich hierher?"

"Ich habe es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten. Ausserdem wollte ich wieder einmal nach Jackson sehen, ich war in letzter Zeit nicht oft hier."

"So schlimm?", erkundigte er sich und zog mich in seine Arme, was meine müden, angespannten Knochen gleich etwas entspannten liess.

"Ich habe nie gedacht, dass ich das mal sagen werde aber ich kann mein Bett nicht mehr sehen."

"Ja, das hört sich wirklich etwas komisch an.", stimmte mir Jaron amüsiert zu und strich mit den Fingerspitzen über meine Schläfe, den Wannenknochen entlang bis zu meinem Kinn.

"Ich wollte gestern noch vorbei kommen aber deine Eltern waren da und dein Zimmer war dunkel.
Ich wollte dich nicht wecken."

Ich nickte und schmiegte mich an seine Brust. Ich brauchte gerade einfach seine Nähe. Vier Tagen hatte ich auf sie verzichten müssen.
Wie immer wenn ich bei ihm war, vergass ich für einen kurzen Augenblick all meine Sorgen und das war zu den letzten Tagen eine willkommene Abwechslung.

"Ist schon gut. Mum kommt ohnehin immer im halb stunden Takt in mein Zimmer."

Das gestern der erste Tag seit langem war, an dem ich wieder mal über 10 Stunden geschlafen hatte, liess ich aus. Ich schätze mein Körper hat all seine Kraftreserven einfach aufgebraucht und ich war froh darüber. Ich fühlte mich zwar immer noch etwas gerädert und kam mit meinem unüberschaubaren Schlafrhythmus noch nicht ganz klar, aber es war schon viel besser.
Dadurch, dass ich nur zu Hause herumlungerte und eigentlich so gut wie immer jemand bei mir war, bot sich für meinen Schatten glücklicherweise auch nicht mehr wirklich die Gelegenheit mich zu terrorisieren.
Ab und zu vereinzelte Nachrichten, doch ich blockierte jeden Versuch seinerseits.

Ich hatte mir bereits vorgenommen diese Woche noch eine neue Nummer zu besorgen, auch wenn ich bezweifelte, dass das viel bringen würde. Das wird ihn höchstens ein paar Tage hinhalten, wenn überhaupt aber wenigstens etwas.

"Was sagen die Ärzte?", erkundigte ich mich mit belegter Stimme und löste mich aus der Umarmung. 
Ich musste mich ablenken.
Die Richtung, die meine Gedanken wieder nahmen gefielen mir gar nicht und könnten unpassender nicht sein. Vor allen musste ich mich vor Jaron am meisten in Acht nehmen.
Er hat schon öfters bewiesen, dass er mehr sieht als ich bereit war zu zeigen.
"Seine Werte sind weder schlechter noch besser. Sein Zustand bleibt Konstant derselbe. Niemand weiss wie lange sein Körper diesen Strapazen noch standhält."

"Hey", murmelte ich und nahm seine Hand.

"Dylan tut sein Möglichstes. Ich bin mir sicher, er schafft das."

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt