Kraftlos und am Ende.
Dieser Satz hatte sich in meinem Kopf eingenistet wie ein Virus.
Das Schlimmste aber war, dass ich dabei auch noch Myers dreckig grinsendes Gesicht vor mir sah, den Triumph in seinen Augen blitzend.
Die Tränen versiegten bei jeder weiteren Meile, die der Streifenwagen hinter sich brachte, mehr.
Je mehr Distanz zwischen mir und diesem schrecklichen Haus geschaffen wurde, desto ruhiger wurde ich. Trotzdem aber verfolgten mich die Bilder unaufhörlich, wie eine Diashow.
In diesem Keller hing mein Leben. Mein Leben auf Papier.
Meine persönlichsten Momente, Erlebnisse und private Sachen waren dort drapiert wie in einem Museum.
Er hatte alles gesehen, hatte alles beschmutzt von dem ich dachte, es würde nur mir gehören.
Er war ein Eindringling, ein Parasit, der mich völlig schutzlos und nackt erwischt hatte. Wortwörtlich.
Meine Finger fingen wieder unkontrolliert an zu zittern wenn ich nur an die Fotos dachte, die mir die Füsse endgültig vom Boden gezogen haben.
Ich war völlig nackt gewesen.
Nackt und ahnungslos.
Allein die Erinnerung daran, verursachte bei mir unglaublicher Scham und mein Gesicht brannte bei dem Gedanken, dass Myers mich so zu Gesicht bekommen hatte.
Das war eine der wenigen Grenzen gewesen, die in meinem Leben noch nie überschritten worden war. Niemand hatte mich je so entblösst gesehen. Und jetzt sah mich jeder so, ohne meinen Willen.
Angefangen bei Myers, seinem Neffen, dem FBI und...Jaron.
Dieser Fakt versetzte mir einen Stich.
Unbewusst oder nicht. Michael hatte mir etwas genommen, uns etwas genommen, was wir uns mit bedacht aufgespart hatten und jetzt konnte ich Jaron nicht einmal mehr in die Augen blicken.
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was Michael mit diesen Bildern alles anstellen konnte."Es wird alles wieder gut. Ich bin da.", raunte mir Jaron leise ins Ohr, so dass der Polizist, der uns nach Hause fuhr, nichts hörte und legte mir beruhigend seine Hand auf die meine.
Ich zog meine Hand jedoch weg und schüttelte den Kopf. Seine Berührungen verstärkten den Ekel zu mir selbst nur noch.
Den Blick immer noch starr aus dem Fenster gerichtet, sprach ich das aus, was mir die ganze Zeit schon durch den Kopf ging,"Ich bin fertig, Jaron. Am Ende. Ich mag nicht mehr."
Diese Worte laut auszusprechen waren eine Erleichterung aber auch eine unglaubliche Überwindung gewesen.
Zwei Hände legten sich um mein Gesicht und drehten es sanft aber dennoch bestimmt zu sich um.
Jaron' Gesichtsausdruck war entschlossen und unnachgiebig.
"Sag so etwas nie wieder, hörst du?! Du lässt ihn nicht gewinnen!""Aber das hat er doch schon!", erwiderte ich leise, ohne Emotionen. Es war, als wäre mir alles ausgesaugt worden. Ich hatte weder die Kraft für Tränen, noch für Wut.
Ich war einfach leer.
Ein beängstigendes Gefühl aber auch mal eine schöne Abwechslung zu dem sonstigen Chaos was in mir herrschte.
Jaron packte meine Schultern und schüttelte mich, in der Hoffnung mich wieder zur Besinnung zu kriegen,"Hörst du dir eigentlich selbst zu?! Clea, ja du hast jedes Recht traurig, verletzt und beschämt zu sein. Das wirft dir keiner vor.
Aber vergiss die Wut nicht.
Ich weiss dass sie da ist, irgendwo unterdrückt von all deinem Selbstmitleid. Nimm dir die Zeit und bemitleide dich selbst aber dann stehst du gefällig wieder auf und bietest diesem Dreckskerl die Stirn, wie du es bis jetzt immer gemacht hast! Ich lasse nicht zu, dass du ihn gewinnen lässt und dich einfach so aufgibst!""Ich bemitleide mich nicht selbst!
Ich stelle mich nur der Realität.""Doch das tust du und das wissen wir beide.", hielt Jaron dagegen. Mittlerweile war es egal, ob der Streifenpolizist unser Gespräch mitkriegte oder nicht.
Ich hielt den Blick kaum aus, mit dem mich Jaron bedachte und schaute abermals aus dem Fenster.
Ich wollte nicht streiten.
Ich wollte einfach nur da sitzen und warten. Warten bis das alles endlich vorbei war."Sieh mich an, Clea. Ich kann es nicht leiden dein Gesicht nicht zu sehen, wenn ich mit dir spreche.", er sagte das so sanft und flehend, dass ich die Augen schloss und schluckte.
Ich ignorierte ihn, genauso wie ich den plötzlichen Kloss in meinem Hals ignorierte.
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Beyond all reason - Gegen jede Vernunft
Romance-Reason is powerless in the expression of love- Wenn Jaron und Clea aufeinander treffen, prahlen zwei Welten zusammen für die es tausend Gründe gibt es nicht zu tun. Kein schwarz oder weiss, kein Gut oder Böse nur zwei Menschen die versuchen, ihr G...