39. Autorennen

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"Ich weiss ehrlich gesagt nicht wer heisser ist. Der Wagen oder sein Besitzer.", flüsterte mir Anna verstohlen zu und konnte den Blick beim besten Willen nicht von dem Muskelprotz und dessen Ferrari lassen.
Eric, der neben ihr stand und ihre Worte wohl mitgekriegt hatte, schenkte seiner Freundin einen beleidigten Blick,"Hey!"
Brianna grinste amüsiert, legte ihm die Arme um den Hals und wollte ihn eigentlich einen kleinen tröstenden Schmatzer aufdrücken, doch nicht mit ihm. Da musste sich meine beste Freundin schon etwas mehr ins Zeug legen. Doch für sie stellte das kein besonders schweres Problem dar. Zielstrebig wanderte sie von seinem Hals seinen Kiefer entlang und bekam so genau das was sie wollte. Eric konnte wie erwartet nicht lange den Liebkosungen seiner Freundin widerstehen und liess sie dieses Mal gewähren.
Jedoch blieb es nicht nur bei einem keuschen Kuss.
Grinsend wandte ich mich von den beiden ab und ignorierte den Stich in meiner linken Brustgegend.
Auch wenn ich versuchte nicht mehr daran zu denken, an ihn zu denken, vermisste ich Jaron doch mehr als ich zugeben wollte.
Was nicht hiess, dass die Wut und Enttäuschung verblasst waren.
Denn das war nicht mal annähernd der Fall. Nun war schon die dritte Woche ohne ein Lebenszeichen von ihm vergangen und ich hatte mich damit abgefunden, dass das wahrscheinlich so bleiben wird, auch wenn Jackson sich immer wieder bemühte anderes zu übermitteln.
Mein Leben ging weiter und das Letzte was ich wollte war mein Leben wieder von jemanden so sehr beeinflussen zu lassen.
Und es war ja nicht so, als hätten mir die drei Wochen nichts gebracht.
All die Frustration und die hineingefressenen Gefühle haben mich gerade zu täglich ins Fitnessstudio oder in den Park geleitet, so dass ich im Moment in Bestform war was meinen Körper anging. Also hatte das Ganze doch was Gutes.
Und Brianna sowie Shane, Xavier, Tamian, und Maria haben sich grosse Mühe gegeben mich abzulenken. Tamian hatte zwar im Moment selbst viel um die Ohren mit seinem Vater und dessen plötzlichen illegalen Machenschaften, doch er war, genauso wie ich, froh um etwas Ablenkung zwischendurch.
Was auch der Grund war, weshalb wir heute an einem Strassenrennen waren. Einem illegalen noch dazu. Ich möchte mir gar nicht erst vorstellen was mir blühen würde, wenn mein Vater davon Wind bekäme.
Jedoch war ich nunmal ein Fan von schnellen Autos und hauptsächlich sind wir wegen Tamian hier, denn sein Vater hatte hier die Finger mit im Spiel und das schien seinem Sohn verständlicherweise gar nicht zu behagen.
Da konnte man Unterstützung von seinen Freunden sicher gebrauchen.
Vor weniger als zwei Stunden war ich überhaupt nicht damit einverstanden gewesen hier aufzutauchen und beharrte darauf zu Hause zu bleiben, doch die Aussicht alleine in meinem Zimmer zu sitzen und mich dann notgedrungen mit einem gewissen tätowierten Arsch auseinanderzusetzen, hatten mich schlussendlich umgestimmt.
Und im Moment bereute ich es keineswegs.
Wagen jeglicher Marken standen nah aneinander gereiht und lockten begeisterte und teils auch neidische Blicke auf sich.
Mein Blick zumindest wanderte immer wieder zu dem knallroten Dodge Charger, der etwas abseits stand und meiner Meinung nach nicht mal halb so viel bewundernde Blicke erntete wie er eigentlich sollte.
Shane, der mit zwei Colas neben mir auftauchte, war wohl der gleichen Meinung,"Prachtstück nicht wahr?"
"Das kannst du laut sagen.", dankend nahm ich das Getränk entgegen.
Mein Freund stupste mir freundschaftlich in die Seite und hob spöttisch die eine Braue,"Und du wolltest erst zu Hause bleiben!"
Ich lachte leise und hob beschwichtigend die Hände,"Ich gebe ja zu, zu Hause wäre es wahrscheinlich nicht mal annähernd so aufregend geworden."
"Wäre auch komisch wenn nicht. Aber nicht nur die Autos sind hier einfach Rattenscharf...", Shane starrte gerade auffällig einer knapp bekleideten Brünette hinter her, dabei lag sein Blick natürlich auf ihrem Hintern.
Wie soll es auch anders sein?
Ich konnte darüber nur mit den Augen rollen und ein leiser Seufzer entfloh mir, was die Aufmerksamkeit von Shane notgedrungen wieder auf mich lenkte.
"Was denn?!", meinte er unschuldig.
"Die war doch wirklich nicht schlecht.."
Abwertend warf ich der Brünetten noch einen Blick zu, ehe ich mit den Schultern zuckte,"Wenn einem sowas gefällt, wenn der halbe Arsch aus der Hose quillt..."
Shane schien gerade etwas darauf erwidern zu wollen, da erklang eine Stimme aus den Lautsprechern die uns darauf hinwies, dass das Rennen gleich anfangen würde.
Ich konnte mich jedoch nicht wirklich auf die Informationen ,die man uns mitteilte, konzentrieren.
Eher zog ein schwarzer Jeep, der gerade etwas abseits hielt, meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ein Mann mit einem blauen Anzug, was mir etwas unpassend für solch einen Anlass schien, stieg mit drei weiteren Männern aus, welche jedoch alle vollkommen dunkel gekleidet waren. Der Mann im Anzug kam mir irgendwie bekannt vor, jedoch wollte mir nicht einfallen woher.
Die anderen drei hatte ich noch nie gesehen, doch sie sahen allesamt aus aus sollte man sich nicht mit ihnen anlegen.
"Wenn du weiter so auffällig starrst, wirst du grösseren Ärger bekommen als dir lieb ist.", Xavier stand plötzlich neben mir und versperrte mir den Blick auf die Neuankömmlinge.
"Wer ist das?"
"Clea, du musst lernen wenn man Fragen stellen sollte und wenn man doch lieber darauf verzichtet.
Wie jetzt zum Beispiel wäre es von Vorteil für dich und für uns alle einfach die Klappe zu halten.", mischte sich Tamian, der ebenfalls wie aus dem Nichts hinter mir und Shane auftauchte, ein.
Ich überging seinen gereizten Tonfall einfach.
Tamian war schon die ganze Woche so drauf und war langsam zur Gewohnheit geworden.
Von dem alten immerzu gut gelaunten, frechen Tamian war im Moment nicht viel zu sehen.
"Tamian sei nicht so griesgrämig.
Sie stellt die richtigen Fragen.", mischte sich Shane ein.
"Richtigen Fragen hin oder her. Tamian hat recht, mit Jimmy und seinen Leuten ist nicht zu spassen.", meldete sich nun auch Xavier zu Wort.
"Jetzt beruhigt euch mal! Ich habe nur eine Frage gestellt. Das ist wohl kaum ein Verbrechen.", grummelte ich genervt und vor allem verwirrt über die Reaktion meiner Freunde.
Dieser Name Jimmy hatte ich schon öfters gehört und anscheinend fürchtet ihn hier so gut wie jeder, der eine gesunde Portion Angst besaß.
Doch so zu reagieren, kam mir dann schon etwas übertrieben vor.
Tamian, Shane und Xavier sagten nichts mehr, doch ihre ernsten Gesichter sprachen Bände.
Erst als Eric und Anna mit Maria im Schlepptau zu uns kamen, entspannte sich die Atmosphäre wieder etwas. Anna warf mir einen fragenden Blick zu, welchen ich jedoch mit einer Geste abtat, die soviel heissen sollte wie; später.

Beyond all reason - Gegen jede VernunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt