Jaron
Kaum verebbte der knurrende Motor meines Wagens, liess ich mich in meinem Sitz zurückfallen und schloss die Augen. Mein Genick knackte unweigerlich, als ich meinen Kopf nach hinten fallen liess.
Mein Körper schmerzte wie die Sau. Der letzte Auftrag hatte meinen müden, überstrapazierten Knochen noch den Rest gegeben. Ich sehnte mich nach meinem Bett und ner heissen Dusche wie noch nie.
Doch das musste warten.
Jimmy hatte darauf bestanden, dass ich bei der Neueröffnung seines Clubs anwesend war. Er zeigte in solchen Situationen nur allzu gerne das the Sniper unter seiner Fuchtel stand. Einerseits sollte meine Anwesenheit zeigen was für eine Macht er hatte, andererseits sollte es aber auch eine unausgesprochene Warnung sein. Manchmal fühlte ich mich wirklich wie ein Schlosshund der Angst verbreiten sollte. Ich hasste dieses Gefühl und wenn ich könnte, hätte ich diesen mehr als armseligen Zustand schon längstens beendet. Doch das konnte ich mir nicht leisten. Vor allem gerade jetzt, wo ich mehr auf seine Unterstützung angewiesen war denn je. Auch wenn ich dafür einen hohen Preis zahlen musste, würde ich es immer wieder tun. Abrupt öffnete ich meine Augen und betrachtete mein Umfeld.
Ich wollte so lange es ging Zeit schinden. Auf die paar Minuten kam es sowieso nicht mehr an.
Mein Blick verfing sich in braune, abgestumpfte, glanzlose Augen die mir matt im Rückspiegel entgegen starrten. Keine Ahnung wann es soweit gekommen war dass meine Augen solch eine Kälte angenommen hatten. Ich war keineswegs stolz drauf, doch ich konnte auch nicht abstreiten, dass sie mir den nötigen Respekt in diesem Metier entgegenbrachten. Meine Wunden vom letzten Kampf schienen endlich zu verschwinden. Nun musste man mir schon sehr nahe sein, um noch die leichten Verfärbungen sehen zu können. Das Einzige was sicherlich jeder Blinder ausmachen konnte, waren meine tiefdunklen Augenringe. Die letzten Tage waren nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Entweder war ich im Auftrag von Jimmy unterwegs oder musste mich um Jackson kümmern, welcher sich im Moment wie ein kleiner Junge verhielt. Er konnte noch nie gut auf Anweisungen des Arztes Rücksicht nehmen, so dass alles an mir hängen blieb. Die Schule musste diese Woche auch wieder auf sich warten lassen und ich wusste jetzt schon, dass das wieder Konsequenzen mit sich ziehen wird. Doch das war mir egal.
Solange ich nicht nochmal ein Jahr in diesem Klotz verbringen musste, war mir alles recht. Es gab eine Zeit, da war die Schule neben meiner Familie das Wichtigste. Doch die Zeiten ändern sich und ich musste lernen Prioritäten zu setzten.
Mit einem letzten prüfenden Blick, schnappte ich mir meine Lederjacke von der Rückbank und trat schwungvoll aus dem Wagen.
Mit steifen Schritten näherte ich mich dem Eingang des Clubs.
Die Türsteher liessen mich sofort durch, als sie mich erkannten und einer brachte mich auf direktem Wege in den VIP-Bereich.
Dort auf einer der grossen Lounge saß Jimmy und liess seinen wachsamen Blick über seinen neuen Besitzt schweifen. Ein selbstsicheres
Lächeln umrahmte seine schmalen Lippen. Als er mich erblickte, wurde dieses verhaltene Schmunzeln zu einem ekelhaften Grinsen.
"Jaron! Wie schön, dass du kommen konntest. Setz dich, setzt dich.", auffordernd blickte er mir entgegen und deutete auf den freien Platz neben sich.
Ich kämpfte gegen den Drang an, ihm eine unfreundliche Antwort auf seine Begrüssung zu geben und begnügte mich stattdessen damit meine Hände zu Fäusten zu ballen und die Zähne fest aufeinander zu pressen.
Er konnte es einfach nicht lassen.
Er wusste, dass ich es mir nicht einrichten konnte hier aufzutauchen. Nämlich aus dem ganz einfach Grund, dass ich hier auftauchen musste! Doch Jimmy stellte das immer wieder gerne anders dar.
Er wusste dass er mich so immer wieder an das erinnerte, was ich mit meinem Tun hier, aufgab - Meine Freiheit.
Doch auf diese Wörter war ich nun schon genug oft angesprungen, langsam musste ich mich in Gleichgültigkeit üben. Viellicht verlor er so dann irgendwann den Spass daran, mir immer vorführen zu wollen was ich auch ohnehin schon mit jeder Faser meines Körpers wusste.
"Na was sagts du zu meiner neuen Errungenschaft?", wollte Jimmy wissen und breitete wohlsonnend die Arme aus. Ich liess mein Blick auf die tanzende Meute gleiten und blieb an der Bar hängen. Ich musste zugeben der Schuppen hatte was.
Er war nicht wie die anderen die Jimmy sonst noch besaß.
Das Einzige was gleich war, war dass der VIP- Bereich auf einer Galerie lag, so dass man von da aus den perfekten Blick auf die Party unten hatte. Jimmy liebte es den Überblick zu haben. Solange er die volle Kontrolle hatte war alles gut, wenn nicht, ja dann sollte man in Deckung gehen...
Eine Kellnerin kam zu uns und stellte irgendwelche Getränke vor uns ab. Doch ich verzichtete. Alkohol wäre jetzt zwar sicherlich der beste Weg gewesen etwas zu entspannen, doch das konnte ich mir nicht leisten.
Hier vertraute ich niemanden und es wäre mehr als nur naiv, mich dem Rauschmittel hinzugeben.
"Im Moment sieht es sehr gut aus.
Ich bin sehr zufrieden mit deiner Arbeit der letzten Tage. Den Typen, denen du gestern einen Besuch abgestattet hast, haben heute die Ware geliefert und sogar mit einem kleinen Zusatz als 'Entschädigung'. Du scheinst ihnen ganz schön ins Gewissen geredet zu haben..", vermutete Jimmy teuflisch grinsend.
"Ich habe ihnen nur die Wahrheit gesagt.", antwortete ich schlicht und lehnte mich etwas zurück.
"Mir ist egal wie du das anstellst. Hauptsache ich bekomme das was ich will.", meinte er und zuckte unberührt mit den Schultern.
"Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Das bekommst du sowieso immer.", ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme etwas verachtend klang. Doch das schien meinen Boss nicht im geringsten zu stören.
Eher im Gegenteil, er schien sich köstlich darüber zu amüsieren.
"Ich wäre nicht da wo ich heute bin, wäre dem nicht so.", seine grauen Augen begegneten den meinen und wir wussten beide über was Jimmy alles gegangen war, nur um dort zu sein wo er jetzt war.
Unwillkürlich fragte ich mich ob er überhaupt je einer seiner Taten bereute. Hier in zu kommen, wo er nun war, war sicherlich kein Zuckerschlecken. Und eine andere Frage appellierte in mir.
War ihm das im Nachhinein alles wert gewesen? Würde er etwas ändern wenn er könnte?
Bestimmt. Denn auch wenn Jimmy sich oft nicht so verhielt, er war auch nur ein Mensch. Und Menschen machten ja in ihrem Leben bekanntlich Fehler.
Es ging nicht lange und es kamen auch noch der Rest von Jimmy' engsten Leuten.
Doch sie interessierten mich nicht wirklich. Ich starrte einfach teilnahmslos umher und hoffte nur, dass sich der Abend schnell dem Ende zuneigte.
Erst als sich ein schlaksiger Arm um meine Schultern legte, musste ich meiner Umgebung wieder die benötigte Aufmerksamkeit schenken. Alkoholisierter Atem schwang mir entgegen, was mein Gesicht wie automatisch zu einer angeekeltem Grimasse zwang.
"Ey Alter! Geiler Schuppen hier mhm?", lallte Samuel, einer von Jimmy' Laufburschen.
Ich konnte diesen Kerl nicht leiden. Nicht dass ich die anderen leiden konnte, doch besonders Samuel ging mir gewaltig auf den Sack. Er passte mit seiner schmalen, fast schon schlaksigen Statur so gar nicht zum Rest von Jimmy' Jungs.
Doch sein unscheinbares Aussehen täuschte einen gewaltig.
Dieser Schönling hatte es faustig hinter den Ohren. Wenn er jemanden auf dem Kieker hatte, dann Halleluja. Leider schien gerade ich der Glückspilz zu sein. Aus mir nicht ganz klaren Gründen, hatte es Samuel auf mich abgesehen und somit natürlich auch sein treues Gefolge.
Was ganz im Gegensatz zu ihm stand. Ich kannte deren Namen auch bis jetzt noch nicht, doch sie waren allesamt recht muskulös und sahen nichtmal annähernd so harmlos aus wie Samuel. Doch allein diese Tatsache zeigte, dass man sich vor ihm in Acht nehmen sollte.
Nicht ohne Grund war er sonst der Kopf der Truppe.
Mit der Zeit kamen mir dann immer mehr Gründe wieso ich ein Dorn in Samuel' Augen sein sollte. Zum einen war es kein Geheimnis, dass Jimmy sehr stolz darauf war mich in seinen Reihen zu haben. Leider wusste aber auch nur er, wieso ich da überhaupt mitmachte. Alle anderen tappen völlig im Dunkeln und dachten wirklich, ich machte das alles aus freien Stücken. Also könnte Eifersucht ein Grund sein.
Bevor ich kam, war angeblich Samuel Jimmy' Liebling, was mir bis heute noch Rätsel war.
In welcher Hinsicht war Samuel in solch einem Metier nützlich, dass er sich eine Zeit lang zum Liebling hoch gesteigert hatte ?
Er konnte weder Leute vermöbeln, noch Dealen da ihm schlichtweg das gefährliche etwas fehlte. Aber naja, es konnte mir ja auch egal sein.
"Samuel.", erwiderte ich und nickte knapp, während ich seinen lästigen Arm abschüttelte. Es war kein Geheimnis, dass wir nicht gerade die besten Freunde waren. Doch da ich mich, mit Ausnahme einer Person, sowieso mit niemanden von Jimmy' Leuten warm machen konnte, war das nicht allzu schlimm.
Ich war von Anfang an der Aussenseiter und das war mir ganz recht so.
"In bester Laune wie immer.", stellte Samuel neben mir unberührt fest.
Ich erwiderte darauf nichts und hoffte einfach im Stillen, dass er durch diese Erkenntnis endlich das Weite suchen würde, doch denkste.
"Übrigens Glückwunsch. Der Boss scheint mit deiner Leistung der letzten Tage mehr als zufrieden zu sein.", der leichte argwöhnische Unterton entging mir nicht.
Ich verdrehte innerlich nur die Augen. Für was war all die vorgeheuchelte Freundlichkeit.
Wir wussten beide, wie wir zueinander standen.
"Was willst du Samuel?", fragte ich deshalb genervt und brachte etwas Abstand zwischen uns.
Er war mir eindeutig zu nah.
"Wieso sollte ich etwas wollen?
Darf man nicht mal seinen Respekt aussprechen?", tat er einen auf unschuldig und grinste mir unverhohlen ins Gesicht.
Innerlich war ich nah dran ihm zu zeigen was es wirklich bedeutet Respekt vor mir zu haben, doch hielt mich dann im letzten Moment noch zurück. Er war es nicht wert.
Ich erwiderte drauf nichts mehr sondern wandte mich demonstrativ von ihm und seinen Jungs ab.
Ich liess meinen Blick wieder über die Party, die unter mir im vollen Gange war, schweifen. Unweigerlich glitt mein Blick wieder zum gefühlt tausendstem Mal auf mein Handy. Die Zeit wollte einfach nicht verstreichen. So nebenbei hörte ich, dass die Gruppe um mich gerade über ein Strassenrennen sprachen.
Jimmy veranstaltete des Öfteren solche krumme Dinger.
So konnte er wieder Unmengen an Kontakte knüpfen, Geldeinnahmen und seinen Ruf aufbessern.
Ich war zwar bei jedem so gut wie immer anwesend, doch es interessierte mich nicht wirklich. Mein Herz schlug durch und durch für den Ring!
Eine dunkler Schatten in meinem rechten Blickwinkel zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ein erfreuter Ausdruck huschte über mein Gesicht und ich stand auf.
Ben schien mich ebenfalls erblickt zu haben und wir trafen uns auf halbem Weg.
"Jaron altes Haus! Lange nichts mehr gehört.", begrüsste mich Ben mit einer brüderlichen Umarmung.
"Hey Mann.", erwiderte ich nicht weniger erfreut. Ben war die Ausnahme, die ich vorhin kurz erwähnt hatte. Er war so ziemlich der Einzige von Jimmy' Leuten der mein vollstes Vertrauen genoss.
Unsere Freundschaft reichte schon in die Zeit als Strassenkinder zurück. Und irgendwie kam es dann, dass wir in die selben dunklen Geschäfte gerieten.
"Und was gibts Neues?", wollte er wissen.
Sofort blickte ich mich verstohlen um. Ich hatte wenig Lust, dass irgendwer hier etwas von unserem Gespräch mitkriegte.
Desto mehr man über jemanden wusste, desto gefährlicher wurde es für diese Person hier.
Man konnte hier nicht mal seinem eigenen Schatten trauen.
Jederzeit konnte sich alles auf einen Schlag ändern.
Leicht paranoid ich weiss.
Aber sie kommt nicht ohne Grund.
"Lass uns an die frische Luft gehen.", entschied ich dann und Ben nickte sofort verstehend.
Er war nicht weniger bedacht als ich.
"Also ich habe gehört Jackson hatte wieder einen Anfall...
Wie geht es ihm?", erkundigte sich Ben sogleich, kaum waren wir draussen und etwas abseits.
Seine blauen Augen funkelten besorgt, als er mein Gesicht prüfend abzusuchen schien.
Für einen Moment liess ich meine Mauer fallen und seufzte erschöpft,"Er hat schwer zu kämpfen. Ich fühle mich als hätte ich ein Déjà-vu."
"Scheisse.", entfuhr es meinem Freund ehrlich betroffen.
"Du weisst Mann, ich bin immer für euch da.", erinnerte mich Ben und klopfte mir mitfühlend auf die Schulter.
Ich nickte und schenkte ihm einen dankbaren Blick.
Für Ben waren Jackson und ich die einzige Familie die ihm noch geblieben war und anders rum war es genauso.
Doch in den letzten Monaten hatte er viele Geschäfte in den benachbarten Bundesstaaten zu erledigen, da er viele Kontakte hatte auf welche Jimmy angewiesen war.
So war es auch unausweichlich zu weniger Kontakt zwischen uns gekommen.
"Wie lange bleibst du dieses Mal in New Jersey?", fragte ich.
Ich vermisste die sorglosen Abenden auf unserer alten, abgenutzten und trotzdem unglaublich bequemen Couch. Viele zu lange war der Letzte schon her.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, breitete sich ein schadenfrohes
Grinsen auf seinem Gesicht aus.
"In absehbarer Zeit wirst du mich wohl nicht mehr so schnell los."
Nun grinste auch ich leicht. "Das
wird auch langsam wieder Zeit.
Ich hab deine Psychiater Geschwätz fast schon vermisst."
Ben lachte auf und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf.
Jedem anderen hätte ich wahrscheinlich die Hand gebrochen, doch bei ihm stieg ich nur in sein Lachen ein. Ben hatte sich in den letzten Jahren angeeignet alles psychisch analysieren zu wollen. Obwohl er zuvor nicht mal wusste, was ein Psychiater überhaupt war.
Er war ganz schön hartnäckig mit dem Scheiss und man konnte ihn nur schwer zum Schweigen zu bringen wenn er denn mal angefangen hatte.
Langsam verschwand der spitzbübische Ausdruck aus dem Gesicht meines Kindheitsfreundes und er legte wieder sein Pokerface auf.
"Wir bekommen Besuch."
Ich folgte seinem Blick und stöhnte innerlich genervt auf.
Samuel und sein Anhängsel kamen direkt auf uns zu.
Nun war es wohl vorbei mit der Ruhe.
Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, traten sie zu uns.
Ben schien genauso wenig erfreut zu sein wie ich, doch wir beide sagten nichts. Lieber war ich in der Gesellschaft dieser Vollidioten, als nochmal in den Club reingehen zu müssen. Mein Kopf dröhnte vom Schlafmangel ohnehin schon genug.
Doch gerade als ich meinen Entschluss anfing zu bereuen, da meine Kopfschmerzen nicht wie gewünscht verschwanden, sondern sich durch das langweilige Gelaber um mich herum eher verstärkten, zog jemand hinter mir Samuel' Aufmerksamkeit auf sich.
Nach seinem dreckigen Grinsen zu urteilen, hatte er gerade sein Opfer für diese Nacht entdeckt.
Das Mädchen tat mir jetzt schon leid.
"Die ist ja mal heiss.", kommentierte er da auch schon, was dafür sorgte dass alle seinem Blick folgten. Anfangs wollte ich mir die Mühe nicht machen, um mich ebenfalls umzudrehen. Was interessierte es mich schon welche Tusse ihn dieses Mal anmachte ?!
Doch als Ben' Gesichtszüge ihm vor Überraschung für eine Millisekunde entgleisten und sich ein leicht panischer Blick in seine Augen breit machte, die dann zu mir schnellten, war meine Neugier zu gross. Ahnungslos drehte ich mich um und begegnete augenblicklich mir nur allzu bekannten dunklen Augen.
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen leicht weiteten.
Ich hoffte einfach, dass es niemandem ausser Ben auffiel, der mich genausten beobachtete.
Was um Himmels Willen machte sie hier? Hatte ich ihr nicht gesagt, sie sollte von hier wegbleiben verdammt?!
Wut und leichte Panik überkam mich und überdeckte im Moment all die Sorge.
"Ich muss kurz was erledigen.", meinte ich beherrscht in Richtung der Jungs und stampfte dann auf Clea zu. Versucht die Ruhe zu bewahren.
Die konnte was erleben!
Ich hatte wirklich geglaubt, dass sie mich am Montag verstanden hatte. Ich hatte ihr klipp und klar gesagt was ich davon hielt.
Doch anscheinend musste ich noch etwas klarer werden.
Bei ihr angekommen packte ich sie am Arm, doch schaute,dass ich ihr nicht noch mehr Flecken bescherte, und zog sie etwas Abseits.
Jimmy' Leuten eine Show zu liefern war nun wirklich das Letzte was ich wollte.
Kaum waren wir genug weit weg. Drehte ich mich fahrig zu ihr um.
"Was zur Hölle soll das?!", schimpfte ich auf 180 los. Clea aber zuckte nur leicht zurück, was in mir schon wieder leichte Reue aufrief, bevor ihr Blick verwirrt wurde.
Sie schien zu perplex zu sein, um mir eine vernünftige Antwort geben zu können und das machte mich wenn möglich noch wütender.
Ich stöhnte genervt auf und versuchte mich innerlich zu zwingen runter zu kommen.
"War ich letztens nicht deutlich genug? Dieses Viertel ist nichts für Mädchen wie dich! Du hast hier nichts zu suchen.", machte ich meinen Standpunkt klar und obwohl ich mich zuvor noch zwang ein wenig ruhiger zu werden, schaffte ich es einfach nicht meine Stimme zu dämmen.
Genervt, über mich und meine mangelnde Selbstbeherrschung und über diese ganze abgefuckte Situation hier, fuhr ich mir durch die Haare.
Nicht auszudenken wenn auch nur der geringste Fetzten an Jimmy' Ohr drang. Gerade jetzt als ich es geschafft hatte, etwas von ihrer Existenz in meinem Leben abzulenken.
Nun schien Clea aus ihrem Schockzustand zu erwachen und ich sah, dass auch sie langsam die Wut überkam.
Oho jetzt gings erst richtig los. Erschöpft schloss ich die Augen, als ihre leicht lallende Stimme auch schon in meine Ohr drang,"Sag mal ist das dein Ernst?! Seit wann hast du zu entscheiden wo ich sein darf und wo nicht? Ich habe deine Meinung letztens in Kenntnis genommen aber mehr nicht. Mehr kannst du auch nicht erwarten! Für wenn hältst du dich eigentlich?!"
'Für jemanden der für dein verdammtes Leben bürgt!', wäre mir fast rausgerutscht, doch konnte mich zum Glück noch im letzten Moment zurückhalten.
Mehr Sorgen machte mir eher ihre glänzenden Augen und der leicht nuschelnde Unterton.
Sie war angetrunken, wenn nicht noch mehr. Das erschwerte das Ganze nur noch um ein vielfaches und ich war wirklich nah dran einfach das Weite zu suchen und sie hier einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Doch ich konnte es verdammt nochmal einfach nicht.
Und das störte mich in Wahrheit an der ganzen Sache am meisten.
Ich hatte sie nun mehrmals gewarnt, hatte ihr indirekt gesagt, dass sie hier nicht sicher war und trotzdem setzte sie sich wieder der mehr als präsenten Gefahr aus.
Ich hatte meinen Teil gemacht, nun lag es an ihr diesen einzuhalten. Eigentlich war ich fein raus.
Eigentlich...
Ich überschritt den letzten Abstand zwischen uns und durchbohrte sie mit meinem unnachgiebigen Blick, in der Hoffnung, dass sie endlich den Ernst der Lage kapierte,"Wie viel hast du getrunken?"
Doch Clea wollte einfach nicht zu Verstand kommen, stattdessen schubste sie mich von sich weg und schenkte mir ihren bösesten Blick. Fast überkam mich leichte Belustigung.
Oh Süße, den müssen wir aber noch üben!
Sofort rügte ich mich innerlich über diesen mehr als unpassenden Gedanken und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Verdammt Jaron konzentrierte dich!
Als sie mich dann blöd anzickte, konnte ich mich nur mit Mühe zurück halten. Ich hakte nochmal nach und dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck.
Verstand sie denn nicht, dass es zu ihrem eigenen Schutz war verdammt?!
Anscheinend nicht, was ihre nächsten Worte bewiesen,"Weist du was?
Ich habe wirklich besseres zu tun, als mich hier vor dir zu rechtfertigen. Noch einen schönen Abend und lass mich ja in Ruhe!"
Bevor ich überhaupt etwas erwidern konnte, war sie schon davon gerauscht. Wieder in den Club.
"Verfluchte Scheisse!", schimpfte ich und schlug einmal kräftig an die Aussenfassade.
"Scheint nicht so toll gelaufen zu sein.", Ben schob sich in mein Blickfeld. Ich verdrehte nur die Augen. Seine neunmalklugen Sprüche konnte er sich sparen.
"Sie hat ein ganz schönes Temperament.", stellte er abermals überflüssiger Weise fest.
Ich schnaubte.
Was ihr an Temperament nicht fehlte, mangelte ihr an gesundem Menschenverstand.
"Komm lass uns wieder reingehen bevor Jimmy sich fragt wo wir bleiben."
Immer noch wütend folgte ich meinem langjährigen Freund zurück in den stickigen und lauten Club.
Ich konnte nur hoffen, dass Jimmy heute Abend zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, als sich um sein Umfeld zu scheren.
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Beyond all reason - Gegen jede Vernunft
Romance-Reason is powerless in the expression of love- Wenn Jaron und Clea aufeinander treffen, prahlen zwei Welten zusammen für die es tausend Gründe gibt es nicht zu tun. Kein schwarz oder weiss, kein Gut oder Böse nur zwei Menschen die versuchen, ihr G...