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Einige Stunden später saß ich auf meinem Bett, fertig angezogen und frisiert und wartete darauf, dass unsere Gäste kamen. Meine Mutter war ebenfalls schon seit etwa zwei Stunden zuhause und war völlig fertig. Momentan schlief sie und vermutlich würde das auch noch eine Weile so sein. Es tat mir ein wenig Leid, dass sie bei so einem "Familien-Essen" nicht von Anfang an dabei war, doch so, wie ich sie kannte, würde sie irgendwann dazu kommen, egal ob die Arbeit im Krankenhaus zu anstrengend war.
"Amy, bist du fertig?"
Liv kam in mein Zimmer und vermutlich betrachtete sie mein Outfit.
"Du siehst gut aus."
Sag ich doch, sie betrachtete mein Outfit.
Ich hatte ein knielanges Kleid mit lockerem Rock aus dem Schrank genommen und mir die Haare in einen Pferdeschwanz gebunden, es war also nichts besonderes aber dennoch mehr als ich normalerweise für ein Abendessen zuhause machen würde.
"Danke", ich lächelte in ihre Richtung und stand auf. Aus Reflex strich ich über mein Kleid und ging dann mit Liv zusammen in die Küche. Es roch fantastisch.
"Wow, das riecht toll. Du gibst dir heute aber besonders Mühe."
Liv schwieg und ich fragte mich so langsam, ob da nicht irgendetwas im Busch war.
"Liv... Was ist los?"
Es war doch alles ein wenig verdächtig.
"Du wirst es noch früh genug erfahren, Amy."
Jetzt war ich noch gespannter, aber ich riss mich zusammen.
Bevor wir noch weiterreden konnte, klopfte es an der Tür.

Der Abend verlief entspannt, doch ich merkte, dass meine Schwester nur auf die Gelegenheit wartete, irgendetwas zu erzählen. Als meine Mutter irgendwann doch auch dazustieß, räusperte sich meine Schwester kurz.
"Also gut, ich denke, ihr wisst alle, dass Will und ich euch etwas zu sagen haben, sonst hätte ich mir erstens nicht so viel Mühe gegeben und zweitens wäre ich dann entspannter."
Ein Lachen ging um den Tisch und ich hatte so langsam eine Vorahnung, worauf meine Schwester hinaus wollte.
"Also gut," fing Will jetzt an."Liv und ich sind jetzt seit vier Jahren zusammen und da ich mir keine bessere Frau in meinem Leben vorstellen kann, habe ich sie gefragt, ob sie mich heiraten möchte."
Freudige Überraschung kam im Raum auf, ich grinste von einem Ohr zum anderen.
"Und ich hab ja gesagt."
Die Stimme meiner Schwester klang zwei Oktaven höher, als sie ganz aufgeregt neben mir rumzappelte. Ich stand auf und zog sie in eine enge Umarmung.
"Ich freu mich so für dich."
Eine kleine Träne rollte mir doch tatsächlichüber das Gesicht. Sie hatte es so verdient. Will war ein toller Kerl, die beiden passten super zusammen und Liv hatte jedes Glück auf Erden verdient, sie war einfach die Beste.
Liv löste sich von mir und wurde von den anderen beglückwünscht.
"Will?"
Ich wusste weder, wo er war, noch, was er gerade machte, also streckte ich einfach die Hände aus. Wenig später hielt Will sie in seinen und zog mich ebenfalls in eine Umarmung.
"Du machst sie so glücklich, hör bitte nie damit auf."
"Ich verspreche es. Es klingt jetzt wahrscheinlich unglaublich kitschig, aber ich liebe sie und ich will nichts anderes, als dass sie glücklich ist."
Ich nickte an seiner Schulter, dann lösten wir uns von einander und ich stand ein wenig teilnahmslos in dem Nebel aus Stimmen um mich herum. Plötzlich klingelte mein Handy auf dem Tisch.
Jemand reichte es mir und ich nahm den Anruf entgegen. Langsam ging ich in Richtung Terasse davon.
"Ja?"
"Hey, ich bin's." Erics Stimme erklang auf der anderen Seite der Leitung, "Sebastian hat dir doch wahrscheinlich ausgerichtet, dass ich ihn nach deiner Nummer gefragt habe."
Lachend zog ich die Terassentür hinter mir zu und automatisch wurde es leise.
"Ja, Sebas hat mir davon erzählt, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, wenn du dich getraut hättest, mich direkt zu fragen."
Ich hörte ein entrüstetes Schnauben und tastete nach dem Stuhl, auf dem ich eben schon gesessen hatte.
"Entschuldige bitte, ich hätte dich sofort gefragt, du hast aber die ganze Zeit gepennt."
Da er leider Recht hatte, wechselte ich grinsend das Thema.
"Warum rufst du an?"
"Um ehrlich zu sein, weiß ich das selber nicht. Ich hab nur eben deine Nummer gesehen und dachte, ich ruf an."
Kopfschüttelnd zupfte ich mein Kleid hin und her. Irgendwie mochte ich ihn.
Schweigen entstand, doch es war nicht unbedingt unangenehm.
Dennoch brach Eric die Stille zuerst.
"Was machst du morgen nachmittag?"
"Nachmittags gar nichts, warum?"
"Hättest du Lust, einen Kaffee trinken zugehen?"
Der Tag heute steckte wohl voller Überraschungen und ich musste nicht lange über meine Antwort nachdenken.
"Ja, gerne."
Eric klang erfreut.
"Super. Sagst du mir deine Adresse? Dann kann ich dich abholen. Passt drei Uhr bei dir?"
Lächelnd gab ich ihm meine Adresse und fragte mich, ob er mich gerade auf ein Date eingeladen hatte.
"Drei Uhr passt. Dann seh ich dich morgen."
"Auf jeden Fall."
Mit einem Grinsen verabschiedete ich mich von ihm und ließ mein Handy inden Schoß sinken.
"Wer war das?"
Vor Schreck fiel ich fast vom Stuhl, als die Stimme meiner Schwester hinter mir erklang.
"Liv! Hör auf, mich dauernd zu erschrecken."
"Lenk nicht ab, wer war das?"
Lächelnd drehte ich das Handy in meinen Händen.
"Das war Eric, der beste Freund von Sebas. Ich glaub, ich hab morgen ein Date mit ihm."
"Ein Date?"
Ich nickte und berichtete ihr von dem Gespräch und auch von der gestrigen Situation zwischen uns.
"Verstehe. Freut mich, dass du endlich auf mich gehört hast und dich mal wieder auf dem Markt zeigst."
Ich überging ihren Kommentar einfach und lenkte auf ein viel wichtigeres Thema ab.
"Hast du denn eigentlich einen Ring?"
"Ja," ich hörte ihr Grinsen so deutlich raus, Liv war so glücklich, das konnte ich spüren.
"Zeig mal."
Ich nahm ihre Hand in meine und tastete nach dem Ring an ihrem Ringfinger. Es war ein relativ einfacher und dezenter Stein an einem schmalen Band befestigt.
"Gold oder Silber?"
"Silber."
Ich nickte. Das passte zu Liv.
Ihre Hand hatte ich immer noch in meiner, ich hielt sie fest und wollte sie nicht mehr loslassen.

Night changes everything (Deutsch) *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt