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"Lass gut sein Amy. Seit Wochen schlag ich mich mit deinen Launen und deinem komischen Verhalten rum. Du gibst dir keine Mühe mehr beim Tanzen, hast keine Lust etwas mit mir zu unternehmen und ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, woran es denn liegen könnte. Wenigstens weiß ich das jetzt. Ist das mit Eric und dir wirklich so ernst, dass du das Tanzen und unsere Freundschaft so hängen lässt?"
Irgendetwas an seiner Aussage machte mich sauer. Keine Ahnung was.
Ich ging in die Offensive, vermutlich würde ich das schon bald bereuen.
"Jetzt liegt es also an mir? Du redest davon, dass ich dir alles aus meinem Leben erzählen soll, aber selber willst du mir nicht mal den Namen deiner neuen Bekanntschaft aus der Schule nennen. Ich weiß nicht genau, was mit dir los ist, aber nur weil deine Freundin dich nach drei Jahren Beziehung abserviert hat und du immer noch single bist, musst du das nicht an mir auslassen und meine Beziehung schlecht reden."
Er schwieg für eine Weile.
Ich war mir nur deshalb sicher, dass er noch da war, weil ich die Tür nicht hatte ins Schloß fallen hören.
"Ich rede deine Beziehung nicht schlecht, ich versuche dir klar zu machen, dass du einen Fehler begehst. Eric ist ein Arschloch. Auf ganzer Linie. Was denkst du denn, warum wir kaum noch Kontakt hatten, seit er weg war? Weil ich froh war, nicht mehr so zu tun als ob wir irgendetwas gemeinsam hätten. Er verhält sich jedem gegenüber, als wäre er was besseres. Und seine Prahlerei von Dingen, die er mit irgendwelchen Mädchen gemacht hat, weil sie zu besoffen waren um es zu merken, sind nicht unbedingt schön. Aber du bist so in deiner rosaroten Wolke, dass du das nicht merkst, dass du nicht merkst, wie du kaum noch Interesse an deinem Leben außerhalb von seiner Aufmerksamkeit hast."
Er klang enttäuscht. Ich hasste das noch mehr, als wenn er wütend auf mich war.
"Dann bist du jetzt also auch enttäuscht von mir, ja? Lässt du mich jetzt auch einfach so hängen, wie alle anderen? Ich dachte immer, du würdest wollen, dass ich mal wieder etwas erlebe, dass ich mal wieder mein Leben lebe."
Es war wieder einen Moment zu lang still.
Dann erwiderte Sebas leise.
"Das wollte ich auch. Aber doch nicht so. Nicht so distanziert und schnippisch. Und vor allem nicht mit ihm."
Ich hörte das Öffnen der Tür.
"Schöne Kette übrigens."
Dann fiel die Tür ins Schloß und ich fühlte mich mit einem Mal komplett leer.
Ich stand im Eingangsbereich des Hauses, eine Menge Leute im Wohnzimmer, mein Freund unter ihnen und doch fühlte ich mich ganz plötzlich absolut allein.

"Amy, kommst du? Wir haben deinen Kuchen ins Wohnzimmer gebracht."
Ich schreckte auf, als Livs Stimme hinter mir erklang.
"Ich komm schon. Gib mir noch einen
Moment."
Zittrig atmete ich einmal tief durch.
Ich hatte mir das selbst zuzuschreiben. Um ehrlich zu sein wusste ich nichtmal,wie es soweit gekommen war. Es war definitiv keine bewusste Entscheidung gewesen.
Eine Hand legte sich auf meinen Oberarm.
"Amy, was ist denn los?"
Liv klang angetrunken und besorgt.
"Nichts. Alles gut. Lass uns zurück gehen.
Meine Abwesenheit schien niemandem besonders negativ aufgefallen zu sein, worüber ich ganz froh war. Ich wollte nicht, dass plötzlich alle besorgt um mich waren.
Liv ließ es glücklicherweise auf sich beruhen und zwang mich stattdessen, mich aktiv am Geschehen zu beteiligen, was ich dank einem Glas Himbeerbowle auch gut schaffte.
Eric war schon die ganze Zeit in Gespräche mit irgendwem verwickelt, dabei wollte ich gerade nichts mehr, als von ihm in den Arm genommen zu werden. Ich vermisste seine Nähe. Es klang vielleicht komisch, aber ich wollte, dass er mich tröstete, dass er merkte, dass ich nicht gut drauf war.
Irgendwann lehnte ich nur noch an ihm, sein Arm zwar um mich gelegt, aber seine Aufmerksamkeit definitiv nicht auf mir. In mir machte sich immer mehr das kalte Bedauern breit und ich wollte nichts mehr, als das alles für eine Weile zu vergessen. 
"Eric, können wir zu dir gehen?"
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich von hier weg musste. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur Eric um mich herum brauchte. Es war schön, all die Leute zu meinem Geburtstag da zu haben und auch die Aufmerksamkeit genoss ich, doch genau in diesem Moment, in dem ich an Eric gelehnt dastand und alles um mich herum wie durch Watte erklang, wollte ich einfach nur weg. Auch wenn das bedeutete, dass ich aus meinem eigenen Haus weg musste.
Eric reagierte gar nicht, erst als ich ihm einen sanften Stoß in die Seite gab.
"Hm, was ist?"
Erklang ein wenig abwesend aber immer hin hatte ich das Gefühl, seine Aufmerksamkeit zu haben.
Ich wiederholte meine Frage an ihn gerichtet.
"Wieso das denn? Wir amüsieren uns doch gut."
Das war's?
"Bitte, mir geht es nicht so gut, ich hätte gern etwas Ruhe."
"Amy, komm schon. Leg dich in dein Bett, ich schau dann nachher nach dir."
Ich war doch kein Kleinkind mehr, aber ich hatte ein Ass im Ärmel bei dem ich mir sicher war, dass er sofort darauf eingehen würde.
Langsam lehnte ich mich näher an sein Ohr.
"Ich versuche gerade, dich hier rauszuholen, ohne die Tatsache, dass jeder merkt, dass ich meine eigene Geburtstagsparty verlasse, um mit meinem Freund zu schlafen."
Meine Worte schienen einen Moment zu brauchen, um richtig bei ihm anzukommen.
"Meinst du das ernst?"
Nun klang er sowohl aufmerksam als auch vorfreudig. War ja klar.
Aber je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass es auch exakt das war, was ich wollte. Ich wollte seine Nähe, seine Zuneigung, ich wollte Sex.
Ich nickte also auf seine Frage, ob ich mir sicher war und verschränkte meine Finger mit seinen.
Eric informierte die Person, mit der er sich gerade unterhalten hatte, dass wir gehen würden, weil es mir nicht gut ging und zog mich dann durch mein Haus nach draußen.

Die Fahrt über war ich ziemlich nervös, nicht etwa, weil ich es nicht wollte, oder mir unsicher war, sondern weil ich nicht genau wusste, wie ich es angehen sollte. Das letzte Mal konnte ich mein Gegenüber noch sehen, hatte alles genau vor Augen. Jetzt musste ich wortwörtlich blind an die Sache ran. 

Night changes everything (Deutsch) *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt