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"Alles ist soweit bereit. Jetzt müssen Sebas und du nur noch nachher zu meiner Wohnung kommen."
Liv klang ganz aufgeregt und ich lachte leise in mein Handy.
"In Ordnung. Das sollte nicht zu schwer sein."
Es war Freitag, Sebas' Geburtstag und wir hatten beschlossen, noch ein paar Stunden zu trainieren, da unser Auftritt bereits am Sonntag war. Die Überraschungsparty war soweit geplant und alles was ich tun musste, war Sebas zu Livs neuer Wohnung zu bringen.
"Also, ich geh jetzt rein, wir sehen uns später."
Ich legte auf und öffnete die Tür zu unserem Tanzstudio.
"Amy, du bist spät dran."
Sebas kam auf mich zu, ich konnte hören, dass er amüsiert war.
"Sei leise. Alles Gute zum Geburtstag."
Ich zog ihn in eine Umarmung und küsste ihn flüchtig.
"Dankeschön."
Er lachte leise und erwiderte den Kuss sanft.
"Was ist deine Ausrede für dein spätes Auftauchen?"
"Liv."
Sebas lachte erneut auf.
"Okay, das zählt."
"Ja, sie hat mir gesagt, dass ich dich nachher auf eine Tasse Tee zu ihrer neuen Wohnung bringen soll. Sie will dich natürlich an deinem Geburtstag sehen. Ich hab mein Geschenk für dich übrigens auch bei ihr gelassen. Deswegen musst du kommen."
Ich stellte meine Tasche auf den Boden und begann meine Schuhe auszuziehen.
"Scheint fast so, als ob ich keine andere Wahl hätte."
"Hast du nicht."
Ich versuchte, ernsthaft zu klingen, war aber nicht ganz erfolgreich dabei.
Kichern zog ich meine Schläppchen an und schnürte die Bänder zu.
"Na dann."
Sebas zog mich auf die Füße, als ich meine Schuhe angezogen hatte und wir begannen uns warm zumachen.
"Du siehst in dem Kleid übrigens wunderschön aus."
Ich grinste ihn an.
"Dankeschön. Ist ja nicht so, als ob du es nicht mit ausgesucht hättest."
Sebas und ich hatten letzte Woche gemeinsam unsere Outfits für den Auftritt gekauft gehabt, hauptsächlich da es leichter war, wenn Sebas mir beim Aussuchen der Farbe half.
"Sonntag ist es soweit."
Sebas sagte das als simple Feststellung und ich nickte.
"Ich weiß. Bist du nervös?"
Er lachte leise auf und wir begannen mit ein paar Schritten für den Anfang.
"Nicht wirklich. Hauptsächlich davor, ob du vor all den Leuten von der Bühne fallen wirst oder nicht."
"Hey!"
Spielerisch schlug ich ihm gegen die Brust, als er mich gerade in eine Hebefigur heben wollte.
Er lachte nur und ich lächelte bei seiner guten Laune.
Es freute mich, dass er ein wenig über die Unsicherheit und das schlechte Gefühl hinweg gekommen war und wir so langsam wirklich gut miteinander umgingen. Im Grunde war es einfach befreiend, so sorglos mit ihm umgehen zu können und ihn ebenfalls so glücklich zu erleben.
Auch das Tanzen klappte heute wirklich gut, glücklicherweise sollte ich vielleicht dazu sagen, denn übermorgen würden wir auftreten. Vor Publikum. Und einer Jury. Und anderen Tänzern.
Ich war sehr nervös.
Ich wusste nicht, was für Chancen ich mir errechnen konnte, ob es peinlich werden würde oder ob wir gar Chancen auf den Sieg hatten.
Ich wusste es einfach nicht.
Sebas und ich trainierten für mehrere Stunden, wir gaben unser bestes, uns nicht gegenseitig abzulenken und ich lächelte bei dem Gedanken an die Überraschungsparty später.
Sebas war schnell duschen gegangen, während ich meiner Schwester eine kurze Nachricht schickte, dass wir bald bei ihr sein würden.

Wenig später stand ich in der Nähe der Tür und wartete auf Sebas.
Auf einmal legten sich Arme um meine Taille und ich spürte einen Wassertropfen in meinem Nacken.
"Du tropfst"
Sebas lachte und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Willst du dich nicht auch noch schnell umziehen oder duschen?"
Ich hatte einfach meine Tasche über die Schulter geworfen und meine Schuhe umgezogen während ich auf ihn wartete.
"Nö, ich hab ein paar Sachen bei Liv."
Sebas legte einen Arm um meine Schulter und wir gingen zusammen nach draußen.
"Es klingt fast so, als wärst du bei Liv eingezogen."
Ich lachte.
"Ach was. Sie hat einfach darauf bestanden, dass ich ein paar Klamotten bei ihr habe, für den Fall, dass ich mal über Nacht bleiben sollte."
Wir stiegen in Sebas' Auto und er ließ den Motor an.
"Kannst du mir eigentlich nochmal die Adresse sagen?"

Die Fahrt war entspannt, wir redeten und scherzten, wir hatten beide gute Laune und ich war aufgeregt, wie Sebas die Party und mein Geschenk gefallen würde.
"Kommen deine Eltern eigentlich am Sonntag?"
Ich wusste, dass ich das Thema eigentlich nicht anschneiden wollte, denn es war immer noch nicht gut zwischen Sebas und seinen Eltern.
Sie waren zwar für Silvester in der Stadt gewesen, aber Sebas hatte sie lediglich für zwei Stunden besucht gehabt, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
"Nein. Sie sind leider zu beschäftigt. Sie schauen sich dann irgendwann die Zusammenschnitte im Internet an. Sie bezweifeln, dass wir überhaupt eine Chance haben, deswegen ist es die Zeit erst gar nicht wert."
Ich verzog das Gesicht.
"Na ja, so wirklich glaube ich auch noch nicht an einen Sieg. Oder auch nur eine bessere Platzierung als den letzten Platz."
Ich lachte tonlos auf.
"Wahrscheinlich blamieren wir uns ziemlich."
"Ich kann nicht versprechen, dass wir gewinnen, aber ich weiß ganz sicher, dass wir uns nicht blamieren werden. Dafür hast du dich zu sehr verbessert und wir haben zu hart trainiert."
Sebas fuhr an den Straßenrand, schaltete den Motor aus, machte aber keine Anstalten auszusteigen.
Dann nahm er meine Hand in seine.
"Das wichtigste ist, dass wir unser bestes geben. Und das nicht nur technisch. Ich weiß noch, wie wir vor über einem halben Jahr einmal trainiert hatten und Liv gesagt hatte, dass dir das Feuer, die Leidenschaft fehlt. Wenn ich dir jetzt beim Tanzen zuschaue, sehe ich genau das. Leidenschaft, Hingabe und einfach der Ausdruck von Zufriedenheit. Und das ist so viel wichtiger als irgendein Wettbewerb, den wir eventuell gewinnen oder auch nicht. Ich bin jetzt schon so stolz auf deine Leistung."
Ich lächelte.
"Und ich bin begeistert, dass du es so lange mit mir ausgehalten hast. Ich habe so viele Dinge mit dir gelernt, vom Tanzen bis hin zum Akzeptieren meiner Blindheit und wahrscheinlich hast du Recht. Es ist wichtiger, dass ich wieder zu mir selbst gefunden habe und nicht, ob ich ein Fotoshooting an der Royal Opera gewinne oder nicht."
Sebas lachte leise.
"Wobei das schon cool wäre. Eine blinde Tänzerin in einem wichtigen Tanzmagazin. Das hätte doch was."
Ich schnaubte leise auf, lachte dann aber ebenfalls.
"Also dann, lass uns zu Liv. Ich muss dich aber warnen, ihre Hormone spielen mittlerweile wirklich verrückt."

AN: Okay, zuerst einmal sorry, dass kein Update diese Woche kam, mein Wattpad hat nicht mit mir mitgespielt, ich konnte nichts bearbeiten und nichts veröffentlichen, ugh... ich hoffe, dass das jetzt nicht wieder passiert...
Schönes neues Jahr euch allen noch, ich hoffe, es wird erfolgreich, produktiv und genau so, wie ihr euch das wünscht...
Alles Liebe,
Lena

Night changes everything (Deutsch) *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt