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Erleichterung durchströmte mich, als er das sagte.
"Oh, schade."
Sebas murmelte nur irgendwas zustimmendes, dann konzentrierten wir uns wieder auf den Film und die Pizza.
Ich sank immer tiefer in die Kissen und gegen Sebas. Es war so schön warm.
Halb eingeschlafen bekam ich mit, wie Sebas den Fernseher ausschaltete.
"Amy."
Er sprach leise und versuchte sich vorsichtig aufzusetzen.
"Komm Amy, ich bring dich nach Hause."
Ich schlang meine Arme um seine Mitte und schüttelte den Kopf.
"Bleib hier."
Meine Lider waren so schwer und ich spürte, wie ich wieder in den Schlaf wegdriftete.
Sebas seufzte ergeben.
"Na gut, aber dann leg dich wenigstens ins Bett und schlaf nicht auf dem Sofa."
Ich machte keine Anstalten, mich zu bewegen, sodern kuschelte mich noch enger an ihn. Er war so gemütlich und ich war so müde.
"Amy, bist du etwa wirklich eingeschlafen?"
Langsam schüttelte ich den Kopf.
Wieder einmal seufzte Sebas und stand dann vorsichtig auf. Er hob mich tatsächlich in seine Arme und trug mich durch die Wohnung.
"Danke."
Meine Stimme war nicht mehr als ein Murmeln, aber Sebas kicherte.
"War mir irgendwie klar, dass du das damit erreichen wolltest."
Er legte mich auf ein Bett ab und ich hörte ihn im Weggehen noch etwas sagen, doch dann war ich auch schon eingeschlafen.

"Amy, beweg deinen Hintern aus dem Bett, wir haben heute noch viel vor."
Ich wurde aus allen Wolken gerissen, als die Stimme meiner Schwester erklang.
Einen Moment war ich verwirrt, ich dachte, ich hätte bei Sebas übernachtet.
"Sebastian hat mich angerufen, damit ich dich abholen komme, während er im Unterricht ist. Er wollte dich nicht wecken und hat mir einen Wohnungsschlüssel unter der Türmatte gelassen. Manchmal ist dieser Junge einfach viel zu gut für dich. Und jetzt hopp. Du kannst zuhause Duschen und Frühstücken, ich hol schon mal deine Sachen."
Also ich war mir momentan nicht sicher, ob es als gut zählte, mir morgens meine Schwester so auf den Hals zu hetzen.
"Amy!"
Livs Stimme erklang durch die ganze Wohnung und ich stöhnte genervt auf. Mir blieb keine andere Wahl, als aufzustehen. Wer weiß, auf was für Ideen Liv sonst kommen würde.
"Kann ich mich wenigstens kurz umziehen und meine Zähne putzen?"
Ich war mir noch nicht sicher, ob ich wirklich wach war.
Liv drückte mir meine Schuhe in die Hand.
"Nein."
"Okay, okay. Was haben wir denn eigentlich so wichtiges vor?"
Sie packte meinen Arm und zog mich bestimmt aber sanft hinter sich her.
"Wir gehen Schwangerschaftstest kaufen und dann werde ich herausfinden, ob ich tatsächlich schwanger bin."
Ich nickte abwesend. "Okay."

Ich glaube, ich war im Auto nochmal kurz eingeschlafen, jedenfalls bekam ich nicht mit, ob Liv an irgendeinem Laden anhielt, allergings musste es so sein, denn als wir zuhause ankamen erzählte sie mir von nicht weniger als drei Test, die sie machen wollte.
Meine Mutter war arbeiten und ich brauchte viel Überwindung, mich nicht einfach wieder ins Bett zu legen, aber gleichzeitig wollte ich auch unbedingt wissen, was die Tests sagen würden.
Mit einer Tasse Tee bewaffnet wartete ich stehend vor dem Badezimmer, da ich nicht wusste, ob ich auf dem Sofa sitzend wieder einschlafen würde. Ich war unglaublich müde. Es war einfach ein zu hartes Aufwachen.
"Und?"
Seit einigen Minuten war nichts passiert.
"Stress' mich nicht."
Liv klang angespannt.
"Sorry."
Wieder einige Minuten später öffnete sich die Badezimmertür.
"Jetzt müssen wir zehn Minuten warten. Lenk mich ab."
Unglaublich.
Meine Schwester war heute morgen wirklich eine Quälerei.
"Womit soll ich dich denn bitte ablenken?"
"Erzähl mir, was Sebastian und du gestern gemacht habt."
Ich zuckte mit den Schultern underzählte ihr kurz von dem erfolgreichen Training, der Pizza und demFilm, aber es gab nicht wirklich etwas spannendes zu erzählen.
"Wir haben darüber geredet, dass ich vielleicht wieder den Kontakt zu Alicia und Chloe aufnehmen will. Es ist so lange her, dass wir auseinandergegangen sind und irgendwie habe ich das Gefühl, so einiges wieder gut machen zu müssen."
Liv gab einzustimmendes Geräusch von sich.
"Finde ich gut. Ihr seid so eng befreundet gewesen und ich glaube, es würde dir gut tun, wenn du Zeit mit deinen Mädels verbringen würdest. Immerhin ist deine große Schwester nicht immer da, um Mädelsabende mit dir zu machen."
Ich hatte das Gefühl, dass sich letzteres hauptsächlich auf die drei Plastikstäbchen in unserem Badezimmer bezogen, aber sie hatte damit definitiv Recht.
"Ich weiß. Aber es ist so schwer zu vergessen, dass sie mich einfach im Stich gelassen haben. Ich habe sie wirklich gebraucht, auch wenn ich das vielleicht nicht immer so deutlich gezeigt hatte. Aber ich werde wahrscheinlich immer daran denken, wie schade es doch war, dass wir nicht wieder zusammengefunden haben, wenn ich es jetzt nicht versuche."
Wieder kam nur Gemurmel von Liv, sie war einfach zu sehr in ihren Gedanken vertieft.
"Liv, ich versuche ja wirklich, dich abzulenken, aber irgendwie klappt das nicht so ganz, oder?"
"Nicht ganz, nein."
Sie muss sich einen Timer gestellt haben, denn nach ein paar weiteren Minuten in denen ich irgendwas an sie ranredete erklang ein kurzes Klingeln und Liv stürmte beinahe ins Badezimmer.
"Sie zeigen alle drei das gleiche an."
"Und was?"
"Keine Ahnung, kannst du mal in der Anleitung nachsehen was zwei Striche bedeuten?"
"Liv!"
Sie war völlig durch den Wind.
"Oh, sorry Amy."
Liv lachte nervös und kramte nach einer Anleitung.
Dann war es still.
"Oh."
War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Oh?
"Liv? Was ist?"
"Ich bin schwanger."
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesichtaus.
"Oh mein Gott. Ich freu mich so für dich."
Ich spürte ein warmes Gefühl in meinem Inneren.
Das war so eine gute Nachricht. Endlich etwas, dass wirklich Freude in unser aller Leben brachte.
Liv würde Mutter werden. Und mit ihrer chaotischen, liebevollen Art wahrscheinlich eine der besten Mütter überhaupt.
Ich tastete mich zu ihr hinüber und nahm sie in den Arm.
"Das ist wirklich toll. Gratuliere."
"Ich kann es nicht fassen. Ich werde Mutter."
Liv klang so glücklich, dass ich nur noch mehr grinsen musste.
"Und ich werde Tante."
Meine große Schwester lachte und umarmte mich ein wenig fester. Dann löste sie sich von mir.
"Kann ich dich ein wenig alleine lassen? Ich glaube, ich muss zu Will fahren."
Kopfschüttelnd lachte ich.
"Natürlich. Erzähl ihm, dass er Vater wird. Aber pass auf, dass er dir nicht ohnmächtig wird."

Night changes everything (Deutsch) *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt