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Genau in diesem Moment kam Chloe zurück.
"Also, wer braucht einen Schluck?"
Liv seufzte geschlagen auf und ich grinste. Sie mochte diesen Teil der Schwangerschaft immer noch nicht.
"Mann, ich könnte das jetzt wirklich brauchen. Verdammt, ich hab ja noch nicht mal mein Kleid an. Amy, du ja auch nicht! Jetzt beeil dich aber mal."
Ich konnte mich vor Lachen kaum halten und nahm die Sektflasche entgegen, die Chloe mir entgegen hielt. Liv war einfach unglaublich.
"Wie viel Uhr ist eigentlich?"
Ich hatte das Gefühl, dass ich irgendetwas vergessen hatte, als ich einen tiefen Schluck aus der Flasche trank.
"Zu spät. Weißt du was, ich nehm einfach einen Lippenstift, der gar nicht verwischen kann. Mit euch Garib-Schwestern kann man da offensichtlich nicht vorsichtig genug sein."
Ich kicherte kurz und setzte mich dann wieder aufrecht hin, damit Chloe mein Make Up richten konnte.
Es dauerte vielleicht noch zehn Minuten, dann sagte Chloe endlich.
"Fertig."
Ich lächelte.
"Auch wenn ich es nicht sehen kann, ich weiß, dass du etwas fantastisches hingezaubert hast, das hast du schon immer."
Ich stand auf, trank noch einen Schluck aus der Sektflasche und reichte sie dann Chloe.
"Und danke dafür, dass es jetzt wasser- und schmierfest ist."
Wir lachten, dann packte ich mein Kleid aus.
Ich hatte zwei Kleider, das Brautjungfernkleid, das etwas abgeändert war und mein Ballettoutfit, dass ich erst nachher anziehen würde, da es draußen definitiv zu kalt dafür war. Außerdem war es vom Style her nicht ganz die Art Kleid, die man zu einer Trauungszeremonie anzog.
Liv hatte für ihre Brautjungfern lange, hellblaue Kleider mit halblangen Spitzenärmeln ausgesucht, mit dem Argument, dass man bequem eine dicke Strumpfhose anziehen konnte, ohne dass es jemand merkte. Es war natürlich immer noch nicht das wärmste Outfit, aber besser als kurze Trägerkleidchen. Außerdem mussten wir nur beim Einlaufen ohne Jacken sein, wenn ich später dasitzen würde, hatte ich einen unglaublich flauschigen Fake-Fell Überwurf, der laut Liv perfekt zu meinem Kleid passte. Ich vertraute ihr da einfach mal. Ich hatte das Ding schon wieder vergessen, doch als Liv und ich durch meine alten Klamotten gestöbert hatten, hatte sie es voller Begeisterung wieder rausgezogen.
Mein Kleid hatte im Gegensatz zu den anderen noch ein kleines Detail, denn Liv hatte darauf bestanden, dass der obere Spitzenteil bei mir, ähnlich wie bei meinem Tutu, mit einem leichten Silberschimmer war. Anscheinend stach ich dadurch einen Hauch mehr heraus. Nicht, dass ich das nicht ohnehin schon tat, weil ich sie zum Altar führte.
Chloe schloss den Reisverschluss meines Kleides zu und ich drehte mich einmal um mich selbst.
Der Stoff raschelte leise und ich fühlte mich einfach schön.
Wie schon häufiger in letzter Zeit war ich traurig, dass ich nicht wusste, wie ich oder Liv aussahen, aber das Gefühl allein reichte schon.
"Du siehts super aus. Komm. Lass uns zu Liv gehen und schauen, wie weit sieist."
Kaum waren wir ins Wohnzimmer gekommen, hatte mich Livauch schon in eine Umarmung gezogen.
"Amy, du siehst so wunderschön aus."
Ich strich mit den Fingern über ihre Arme, die Details ihres Kleides, vorsichtig über ihre Haare und berührte ihren Schleier. Ich konnte mir vorstellen, wie wunderschön sie aussah.
"Du auch. Ich freu mich so für dich."
Ich zog sie noch einmal an mich, dann schob ich sie ein kleines Stück von mir weg.
"Ich wollte dir etwas geben."
Vorsichtig öffnete ich den Verschluss meiner Kette.
Ich hatte mit meiner Mutter darüber geredet und sie war wirklich gerührt von der Idee gewesen, deswegen lächelte ich nur noch mehr.
"Sie ist zwar nicht blau und so alt ist sie auch noch nicht, aber hier hast du etwas Geliehenes für deine Hochzeit."
Zielstrebig legte ich die Kette um ihren Hals und schloss den kleinen Verschluss. Und ignorierte den kleinen Freundentanz in meinem Inneren, dass ich es wirklich auf den ersten Versuch geschafft hatte.
"Amy."
Liv wusste, wie viel mir diese Kette bedeutete und um sie davon abzuhalten, mich zum heulen zu bringen, umarmte ich sie einfach nochmal.
Und dann musste ich einfach die gespannte Atmosphäre auflockern.
"Aber wehe, ich bekomm sie nicht mehr zurück."
Liv lachte nur.
"Und wehe einer von euch fängt jetzt zu heulen an, ich weiß nicht, wie viel Tränen euer Make Up aushält und wir wollen uns das lieber für später aufheben, okay?"
Wir lachten über Chloe und ich wischte mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel.
Dann hörte ich Schritte ins Wohnzimmer kommen.
"Meine Mädchen."
Mum nahm uns auf einmal in den Arm und schluchzte haltlos.
So viel zum Thema nicht heulen.

AN: Damit ist mein Wattpadadventskalender geschlossen.
Morgen gibt es dann noch eine kleine Weihnachtsüberraschung und danach gehe ich wieder zu meinem normalen Uploadplan zurück. Dennoch hat es mir sehr viel spaß gemacht, ich hoffe, es ging euch genauso, wenn ja dann lasst doch Votes oder Kommentare. Der ein oder andere möchte mir vielleicht auch folgen ;)
Alles Liebe und schöne Weihnachten, Lena

Night changes everything (Deutsch) *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt