Selina

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Als Selina aufwachte war es dunkel und kalt, so wie immer. Man hatten ihnen (ihr) vor einer Woche Strom und Heizung ausgestellt, weil sie (beide) die Miete nicht mehr zahlen konnte.

Als sie die Luft einatmete, zitterte ihre Lunge und die Muskeln ihrer Organe, die alle zum Atmen gebraucht wurde, zogen sich zusammen in der Anstrengung, die eisige Luft so aufzuwärmen, dass ihr Körper wirklich von ihr leben konnte.

Selina steckte ihren Kopf unter die Decke und atmete. Ihr ganzer Körper schüttelte sich vor Kälte. So konnte sie nicht schlafen. So würde sie sterben wenn sie einschlief.

Wenn sie nur genug Geld für die verdammte Heizung hätten (hätte). Aber all ihre Ersparnisse waren aufgebraucht. Sie hatten sie nur eine Woche ohne ihren Bruder durchfüttern können, und nun lag sie frierend und hungrig und alleine unter ihrer Bettdecke und versuchte versuchte versuchte nicht über ihren Bruder nachzudenken.

Ihren Bruder Mason. Er war vor zwei Wochen gestorben. Vor zwei Wochen ging er über die Ampel, und ein Auto nahm ihn mit. Sie konnte einfach nicht aufhören, davon zu träumen.

Immer wieder dasselbe. Sie ging hinter ihm, und lachte über irgendeinen Witz den er gesagt hatte, und dann war er weg. Sie schrie schrie schrie und rannte zu ihm, als er auf der Straße lag.

Aus seinem Mund und Ohr lief Blut, aber er war wach. Seine Beine waren verdreht, und er weinte. Sparky, hatte er geflüstert, ich will nicht sterben. Bitte, es tut weh, mach, dass es aufhört. Bitte bitte bitte.

Er hatte geweint und die Augen geschlossen. Das letzte mal sah sie ihren Bruder atmen, dann wurde Selina von ihm weggezerrt. Jemand hatte den Krankenwagen gerufen, doch es war zu spät. Der Fahrer wurde nie gefunden.

Das war vor zwei Wochen.

Vor einer Woche ging ihr das Geld aus und sie fror, aß kaum und weinte, weil sie so verdammt alleine war.

Vor einem Tagen hatte sie das Jugendamt besucht.

Sie hatte ihnen erzählt, dass nein, sie war nicht alleine. Ihr Bruder war nicht ihr einziger Verwandter gewesen.

Sie hatte einen Vater, er war nur gerade auf Geschäftsreise, er würde bald zurück kommen, hatte sie gesagt.

Die Augen der beiden Mitarbeiter glaubten ihr nicht, doch sie gingen.

Sie würden es überprüfen und herausfinden, dass Selina nicht gelogen hatte.

Ihr Vater war auf Geschäftsreise gegangen, vor vier Jahren als sie zwölf und ihr Bruder siebzehn war. Keine Lüge. Und 'bald' war so relativ. (Ihr zwölfjähriges-Ich dachte, bald wären drei Tage, war das 'bald', oder waren es vier Jahre? Sie war ein Kind, sie wusste es nicht. Sie wusste nichts.)

Aber in ihren Augen hatte Selina bestimmt gelogen.

Morgen würde die Beerdigung sein.

Die ganze Schule würde kommen, und Selina würde die Beileidsbekundungen annehmen müssen.

Ihre Mutter starb an Leukämie als sie zehn war, ihr Vater war auf Geschäftsreise, ihr Bruder tot tot tot.

Selina kam ins Waisenhaus.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt