Blutige Hände und...Speichel

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Isaac wachte vor seiner Schwester auf.

Er sah zu wie sie atmete und wie ihre Wimpern ihre Wangenknochen berühren. Sie konnten dem anderen nie wirklich Komplimente wegen ihres Aussehens machen da sie sich so ähnlich sahen, aber Isaac fand seine Schwester wunderschön. Viel schöner als sich selbst, viel besser.

Er schloss wieder seine Augen, doch dann viel ihm ein, was Lilli gestern gesagt hatte. Was sie gesagt hatte, weil sie etwas gesehen hatte.

Und er bekam Panik.

Auch wenn er wusste, dass sie ihn nicht verurteilen würde, er wollte nicht das Mitleid in ihren Augen sehen. Oder den Ekel wenn sie seinen verstörten Körper sah.

Hektisch befreite er sich von der Decke, weg von der Wärme und Geborgenheit, und floh aus dem Zimmer in sein eigenes.

Er spürte wie der Pullover an seinem Arm klebte und wie das Blut, dass sich in Schorf verwandelt hatte, mit jeder Bewegung ein bisschen von den Rändern der frischen Schnitte riss.

Der Junge zog scharf die Luft ein als er spürte, wie sein Arm wieder anfing zu bluten.

Auch wenn er es nicht tun wollte, er musste es.

In einer einzigen Bewegung riss er den blutigen Pullover von seiner wunden Haut. Wie ein Pflaster, schnell, und nicht schmerzlos, aber schnell.

Neues Blut tropfte auf die Dielen seines Zimmers und er fluchte leise.

Isaac holte die Box unter seinem Bett hervor und kramte nach Verbänden. Anscheinend war sein Verschleiß was diese anging größer als gedacht, denn er konnte keine finden.

Er fluchte wieder, seufzte und sah seine Arme an.

Das Blut floss hellrot über seine Arme, wie die Adern aus denen es kam nur auf der Haut.

Er musste wirklich einkaufen gehen, und zwar dringend.

Mit blutigen Händen nahm er den von getrocknetem Blut steif gewordenen Pullover und zog ihn sich wieder an.

Isaac ging auf Socken die Treppe herunter und zog sich seine Jacke an und schlüpfte in seine Boots.

Dann ging er los um die nächste Apotheke aufzusuchen.

Beide Hände in die Taschen gesteckt und den Kopf gesenkt ging er die Straße entlang in Richtung Innenstadt. Dort musste ja irgendwo ein Laden sein, in dem er Verbände oder so etwas kaufen konnte.

Seine Finger seiner linken Hand fühlten sich klebrig und die der rechten rau an.

Er nahm sie beide aus den Taschen und betrachtete sie eingehend.

Die Fingerkuppen seiner rechten Hand waren zerschnitten von den Rasierklingen. Etwas, das sich wohl nicht vermeiden ließ, wenn man versuchte so dünne, scharfe Blättchen so fest wie möglich auf die eigene Haut zu drücken.

Die andere Hand war blutig, jedenfalls der Daumen und der Zeigefinger. Er runzelte die Stirn und steckte dann beide in seinen Mund.

Er hatte den Geschmack von Blut nie abstoßend gefunden wie seine Schwester. Eher das Gegenteil. Isaac schloss die Augen und hieß den metallischen Geschmack in seinem Mund willkommen wie einen alten Freund, was es nach so langer Zeit wohl auch war.

Erst als er ihm ein paar Minuten später ein Mann mit Gehstock entgegen kam und Isaacs Hände wieder in seinen Taschen ruhten, die Fingerkuppen der Rechten rau und die der Linken leicht feucht, der Geschmack von Blut in seinem Mund und seine Lippen etwas röter als sonst, fiel ihm auf, dass er echt Glück hatte, dass niemand gesehen hatte, wie er sich seine blutigen Finger in den Mund gesteckt hatte.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt