Hilfe unter unhygienischen Bedingungen

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"Zeig mal wo du blutest," wies er ihn an, und Isaac erstarrte.

Er hatte gewusst, dass das kommen würde, aber trotzdem hatte er Angst.

Er wusste nicht, wie Alex reagieren würde.

Langsam zog er seinen Ärmel hoch und biss seine Zähne zusammen. Das Blut war wieder angetrocknet und er riss er von den Wunden an seinem Unterarm.

Als er ihn bis zum Ellbogen hochgerollt hatte zog Alex eine Packung Taschentücher aus seiner Tasche und begann vorsichtig das frische und alte Blut abzutupfen.

"Ich kam nicht dazu etwas zu kaufen, was hast du mitgenommen?", fragte er ihn sanft, und Isaac holte die Verbandsrolle aus seiner Jackentasche.

Alex sah ihn an, die Stirn gerunzelt.

"Ist das dein Ernst? Eine Verbandsrolle? Du- Oh. Okay. Hör zu. Ich weiß, ich sehe nicht aus wie der Hellste, und ich bin es auch nicht, aber ich bin nicht naiv. Ich weiß was das für Schnitte sind. Vermutlich hast du noch viel mehr, richtig?", Alex sah ihm in die Augen, und Isaac konnte den Blick nicht erwidern.

"Zieh den Pullover aus," wies der dunkelhaarige Junge ihn seufzend an.

"Garantiert nicht," sagte Isaac und verschränkte die Arme.

"Isaac, ich fühle wie verkrustet dein Pullover ist. Also, zieh. Ihn. Aus. Es interessiert mich nicht, was du machst. Ich denke nicht, dass ich dir sagen muss das es ungesund ist und nicht hilft. Das weißt du. Ich möchte dir jetzt einfach nur helfen. So viel Blut wie das ist kann es sein, dass ein paar Schnitte genäht werden müssen, und ich bezweifle ernsthaft, dass deine... was auch immer. Messer, Scheren, Scherben, Klingen? Das die desinfiziert sind. Also, zieh diesen verdammten Pullover aus und das nächste mal, dass du einkaufen gehst, hol nicht nur eine Verbandsrolle, klar?"

Isaac sah ihn an, seine Augen aufgerissen und rund wie zwei hellblaue Monde.

Rot färbte seine Wangen und Ohren, und für einen Moment sahen sie sich schweigend an.

Nach ein paar weiteren Sekunden sah der Blonde weg und begann seinen Pullover auszuziehen.

Alex versuchte keine Miene zu verziehen als er sich die alten und neuen Wunden ansah.

Ein paar waren schon länger verheilt und eher silbern, andere noch rosa, und ein paar waren blutig. Sie zogen sich über Hüften und Schultern und Rippen, beide Arme, und eine sehr breite Wunde an seinem Handgelenk.

Die, die am schlimmsten bluteten, waren die an seinem Arm, aber es waren noch einige an seiner rechten Schulter aus denen das dickflüssige Rot seine Haut entlang perlte. 

"Ein paar sollten wirklich genäht werden, ansonsten werden sie sich vermutlich immer wieder öffnen und bluten und dann würden die eine Ewigkeit zum heilen brauchen. Außerdem solltest du aufpassen, dass alles, was an offene Wunden kommt, oder sie verursacht, sauber ist, und creme sie ein, dann verheilen sie schneller und die Narben werden unauffälliger," wies er ihn sanft an als er mit dem dritten Taschentuch versuchte das Blut aufzufangen.

Isaac nickte nur.

Als er endlich wieder seinen Pullover anziehen konnte lagen alle zehn Tücher um sie herum auf dem Boden verteilt, alle rot gefärbt, und Isaacs rechter Arm war bis zu seiner Schulter hoch vollkommen verbunden.

"Danke. Du bist ziemlich gut darin," murmelte der Blonde als sie danach in der leeren Halle nebeneinander auf dem Boden saßen.

"Kein Problem," antwortete Alex und sah seine rötlichen Fingerkuppen an.

"Apropos Nähen, du solltest mit deiner Wange echt zum Arzt," meinte Isaac und sah kritisch die Platzwunde in Alex Gesicht an.

"Ich hoffe der andere sieht schlimmer aus als du," lachte er dann, doch der andere sah ihn nur verwirrt an.

"Der andere?"

Isaac sah ihn an, eine Augenbraue hochgezogen. "Du warst doch in einer Prügelei, oder? Ich dachte das war der Grund warum du überhaupt in der Apotheke warst," erklärte er langsam und beobachtete den Dunkelhaarigen aufmerksam.

"Oh, das. Ja. Ich habe die Angewohnheit mich in Streitereien zu verwickeln," lachte er.

Es sah so aus, als würde er wirklich die Wahrheit sagen. Kein Muskel in seinem Gesicht verriet seine Lüge.

Aber Isaac war der verwirrte Ausdruck in seinen Augen aufgefallen. Diese kleine Pause.

"Wollen wir los?", fragte Alex und streckte seine Hand Isaac entgegen der sie nahm und aufstand.

"Klar."

Diese kleinen Pausen passierten niemandem der die Wahrheit sagte.

Er beobachtete Alex weiter aus den Augenwinkeln.



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