Max

144 13 0
                                    


Max hasste es. Da gab ihm das Leben etwas gutes Aussehen und ein bisschen Intelligenz, aber nein, das war nicht alles. 

Er stotterte. 

Schlimm. 

Immer, wenn er etwas sagen wollte, war es, als würde er sich an seinen Worten verschlucken und er brach zusammen. 

Nicht körperlich. Emotional. 

Er konnte keinen Blickkontakt halten, wurde rot, und suchte das Weite. Jedes. Verdammte. Mal. 

Er hasste es. 

Langsam stand er auf, duschte, und ging in die Küche. 

"Morgen Mäxxchen," begrüßte ihn Josephin, die Freundin seines Vaters, grinsend. Max hasste den Namen. Und sie wusste es. 

Max. Nur Max. Es sind drei Buchstaben, ist das so schwer? Ist dein Intellekt zu gering um mich bei einen normalen Namen zu nennen?, dachte er wütend, doch als Antwort schnaubte er nur. 

Er wollte sich einen Apfel schnappen, um sich mit dem zurück in sein Zimmer zu verziehen, doch sie hielt sein Handgelenk fest. 

"Wie wäre es mit einem Deal? Du sagst mir, was du willst, und ich lasse dich in Ruhe. Ich werde sogar aufhören, dich Mäxxchen zu nennen. Schaffst du es nicht, isst du mit uns allen zusammen, okay?" Max hasste sie. 

Er wusste, dass sie ihn nur demütigen wollte, doch er weigerte sich, ohne Kampf unterzugehen. 

"K-k-ann i-ich den A-", mehr bekam er nicht raus. Es fühlte sich an, aus würde sich seine Zunge wehren. 

Wie heroisch ich doch bin, dachte er niedergeschlagen und seufzte ergeben. 

"Tut mir leid, aber wer nicht sprechen kann, ist noch nicht alt genug, um alleine zu essen. Aber der Anfang war gar nicht so schlecht. Ein Wort ohne zu s-s-stottern," höhnte sie. "Worauf wartest du? Ist dein Gehirn genauso kaputt wie deine Zunge? Los, deck den Tisch." 

Max riss sein Handgelenk los, stampfte zu den Schränken und stellte Teller hin. Sein Vater kam rein. 

"Wo ist dein Bruder?" fragte er Max. Er zuckte mit den Schultern. Was ist er? Sein Babysitter? Gott. "Antworte, wenn ich mit dir rede." Max knirschte mit den Zähnen. "W-weiß ni-i-icht. "murmelte er, den Blick auf die weißen Fliesen gesenkt. 

In diesem Moment ging die Wohnungstür auf, und Max Bruder versuchte erfolglos sich herein zu schleichen. 

Alex, Max Bruder, schloss leise die Tür, drehte sich um und sah drei Augenpaare auf sich gerichtet. "Verdammt," murmelte er leise, dann fing den Blick seines kleinen Bruders auf, der eine Augenbraue fragend hochgezogen hatte. 

Als Antwort zuckte Alex nur mit den Schultern und formte mit den Lippen später. Dann wandte er sich ihrem Vater zu. "Alexander. Ich dachte, wir hätten das geklärt. Du sollst bis 12 wieder hier sein." Die Stimme ihres Vaters war gefährlich ruhig und freundlich. Max Hand verkrampfte sich. 

"Tut mir leid, ich habe die Zeit vergessen und dann wollte ich euch nicht aufwecken, also bin ich -" Er wurde von dem Handrücken ihres Vaters unterbrochen, der sein Gesicht mit Wucht traf.

Max zuckte bei dem Geräusch zusammen, obwohl er sich schon längst daran hätte gewöhnen sollen, so oft wie er dieses Geräusch hörte oder wie sein Bruder vor Schmerzen kurz etwas Luft ausstieß um keinen Ton von sich zu geben.

Alex Lippe war aufgeplatzt.

"Halte dich an Absprachen. Du bist genau wie deine Mutter. Unzuverlässig und dumm, nur ein hübsches Gesicht und sonst nichts. Jetzt hilf deinem Bruder. Es gibt Essen."7

 Als sie schweigend den Tisch deckten, gab Max seinem Bruder ein Taschentuch, dass dieser sich dankbar an die Lippe drückte und ihm mit einer Hand liebevoll durch die Haare fuhr.

Es gab Toast. Wie immer. Niemand sagte ein Wort. Max streckte die Hand nach der Butter aus, aber Josephin hielt sie aus seiner Reichweite. "Du musst fragen, Mäxxchen. Komm schon, versuch es, oder willst du keine Butter? Sag schon, du willst doch B-b-butter? "

Sein Vater lachte, und Max spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. 

"Lass das Josephin. Es ist nicht lustig, okay? Lass ihn in Ruhe", verteidigte ihn sein Bruder, nahm ihr die Butter aus der Hand und gab sie ihm. Danke, sagte Max stumm. Alex zwinkerte ihm zu. 

Ihr Vater sah ihn ruhig an. „Alexander, ich hoffe du vergisst nicht, wem dieses Haus gehört. Iss auf, und dann geh in mein Büro, ich komme dann gleich. Dann wirst du dich hoffentlich wieder erinnern." Alex wurde blass, aber er nickte trotzdem und sah ihm in die Augen. 

An seinem Kiefer zuckte ein Muskel, und Max Hand zitterte. 

Er wollte nicht, dass sich alle um ihn herum stritten und schlugen, doch Alex fing seinen Blick wieder auf und lächelte sanft. 

Das war es wert, formte er mit den Lippen und zwinkerte Max zu.

Der Jüngere der beiden Brüder lächelte unsicher zurück, doch bevor er sich seinem Toast zuwandte schaute er auf Alex blutige Lippe und das Etwas in ihm, dass zum ersten Mal erwachte, als er sah, wie die Hände seines Vaters seinen Bruder schlugen, wuchs ein Stückchen mehr.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt