Dèjà-vu

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Isaac hatte angefangen Briefe zu schreiben. Er nannte sie emotionale Ablassbriefe in seinem Kopf, nur eine Methode, um mit seinen eigenen Gedanken umzugehen, doch der kleine, logische Teil seines Gehirn, der, der oft ein ziemlich ehrliches Arschloch war, wusste, dass sie mehr waren.

Es waren Briefe an seine Schwester, seine Mutter, seinen Vater. Sogar einen an Alex. In ihnen erklärte er, was ihn störte, warum er sich so fühlte, dass ihm so viele Dinge so verdammt leid taten.

Es waren Abschiedsbriefe, sie alle.

Und es war kein gutes Zeichen für seine mentale Gesundheit, wenn er sie verfasste, doch gleichzeitig fühlte es sich befreiend an, und er wollte diese neugewonnene Freiheit nicht aufgeben.

Dieses Gefühl würde vergehen, irgendwann. Er musste es nur aushalten, nur noch ein kleines bisschen länger, auch wenn er sich an machen Tagen fühlte als würde er sterben.

Er fühlte jetzt die Wärme nicht mehr, alles um ihn herum war kalt und grau und tot.

In Gedanken versunken ging er weiter zur in Richtung Schule, die Augen auf den Bordstein fixiert ohne ihn wirklich zu sehen.

Er war wie auf Autopilot, und so kam es als eine Überraschung, als er fast gegen eine Laterne rannte.

"Verzeihung," entschuldigte er sich aus Reflex und blieb dann einen Moment stehen, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.

"Gott," murmelte er und ging weiter, an der Laterne vorbei.

Hinter ihm hörte er ein Fahrrad und er ging etwas zur Seite um den Fahrer vorbei zu lassen, doch der wurde langsamer und fuhr neben ihm.

"Heute spät dran? Normalerweise treffe ich dich erst an der Schule," begrüßte ihn Alex.

"Guten Morgen dir auch. Und vielleicht bist du auch einfach nur zu früh?", schlug Isaac vor.

"Unwahrscheinlich. Auf mich treffen viele Sachen zu, groß, gutaussehend und reich, aber früh zählt nicht da zu."

"Wenn du so reich bist, warum hast du dann kein Auto?", fragte der Blonde, nun mit ehrlicher Neugier.

"Das ist eine tolle Geschichte, auch wenn ein Haufen Eier, ein paar halbnackte Mädchen, darunter im übrigen deine Schwester, und einige Flaschen Alkoho- Ah!"

Isaac hatte ihn kurzerhand vom Fahrrad auf die Straße gestoßen.

Alex lag auf dem Asphalt, das Fahrrad halb auf halb unter ihm und sah überrascht auf, dann schnaubte er.

"Wofür war das jetzt du Psycho?", wollte er wissen während er sich aufrappelte.

"Erwähne nie wieder meine halbnackte Schwester in einer deinen Geschichten, bitte und danke," rief der genannte Psycho über seine Schulter hinweg und trat auf die Schule zu.

Er wartete auf den Dunkelhaarigen, etwas, das ihn selbst überraschte.

Es war lange her, seit er zuletzt auf jemanden gewartet hatte, eigentlich nur auf seien Freunde, und Alex würde er nicht unbedingt zu seinen Freunden zählen.

Eher zu den aufdringlichen Überraschungen.

"Oooh, wartest du etwa auf mich?", fragte ihn Alex während er sein Fahrrad anschloss.

Dann stellte er sich ihm gegenüber und wackelte mit den Augenbrauen.

"Was? Ich- Nein. Und-Und hör auf mit deinen Augenbrauen, du siehst aus als wärst du ein Sexualstraftäter," grummelte Isaac, verfluchte seine helle Haut unter der man das Blut sofort sah und ging schnell weg.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt