Der etwas andere Schlüsseldienst

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Lilli hatte geschwänzt und stand jetzt vor ihrer Haustür, die verschlossen war und sie hatte keinen Schlüssel. 

Isaac sollte eigentlich schon da sein. Er hatte keinen langen Tag gehabt, doch obwohl sie klingelte und klopfte, war da kein großer Bruder der ihr schweigend die Tür öffnete. 

Lilli ging um das Haus herum und suchte nach einer offenen Tür oder Fenster, aber nichts. Nur im ersten Stock, da war das Badezimmerfenster angelehnt, doch das war in etwa zwei Meter Höhe. 

"Wenn er nur zu faul ist, aufzumachen, bringe ich ihn um," knurrte sie und knotete sich ihre Jacke um die Hüfte, um die Arme frei zu haben. Es dauerte lange bis sie mit Hilfe eines darunter wachsenden Busches endlich die Fensterbank erreichen konnte. 

Jemand räusperte sich hinter ihr und sie zuckte so überrascht zusammen, dass ihre Finger abrutschten und sie fiel. Schritte, und ihr wurde eine Hand hingestreckt. Lilli blickte auf und sah einen Jungen in etwa ihrem Alter in einem blauen T-Shirt und schwarzen Jeans. 

Er war süß und ihr wurde klar, dass sie in ihrer zerknitterten Schuluniform im Blumenbeet lag mit Dreck überall im Gesicht. 

"Danke, ich war kurz davor reinzukommen," bedankte sie sich bissig, ignorierte seine Hand und stand auf, dann klopfte sie sich ihre Kleidung ab. Er lachte leise, und sie funkelte ihn an. 

"Was?" 

Der Junge schüttelte unschuldig den Kopf. 

"Kannst du nicht sprechen?", fragte sie, langsam genervt von dem Fehlen irgendeines Geräusches außer Räuspern und Lachen. Er verzog sein Gesicht, also vielleicht ja. Dann zog er einen kleinen Block und Stift aus seiner Hosentasche und schrieb etwas auf. 

Lilli wartete, und las dann. 

So in der Art. Warum brichst du da ein? 

"Ich breche hier nicht ein," verteidigte sie ihre Situation entrüstet und gab ihm den Block zurück. "Ich wohne hier, aber ich habe meine Schlüssel vergessen und mein idiotischer Bruder macht nicht auf." 

Er nickte verständnisvoll, dann legte er seinen Kopf schräg, als würde er überlegen. Wieder schrieb er. Ich bin Max, soll ich dir helfen? 

"Ich bin Lilli, und ja, bitte." 

Max grinste und ging zur Haustür. 

Dort lag ein schwarzer Rucksack, der wohl ihm gehörte. Er öffnete ihn und holte ein kleines Etui hervor. Dann ging er zur Tür, kniete sich hin und zog etwas aus dem Etui, das Lilli nicht ganz erkennen konnte. 

Kurz fummelte er am Schloss herum, dann öffnete sich dir Tür. 

Lilli starrte ihn mit offenem Mund an. "Das war fantastisch Max, danke," sagte sie. 

Max deutete eine Verbeugung an, und Lilli lachte. Er wollte gerade gehen, aber sie hielt ihn am Arm fest. 

"Warte. Am Samstag in einer Woche ist eine Party, willst du da mitkommen? Als Entschädigung für deine Dienste." 

Er schien unsicher, und Lilli fügte hinzu:"Du müsstest nicht reden, nur tanzen." 

Der Junge nickte langsam und Lilli holte den Kugelschreiber, den sie immer in ihrem Rock aufbewahrte, hervor. 

Dann nahm sie seine Hand und schrieb ihre Handynummer drauf. 

"Schreib mich an, das geht schneller als auf Papier." 

Max nickte, winkte und ging. 

Endlich ging Lilli rein und dann sofort zum Gästezimmer, auch bekannt als das Zimmer ihres Bruders. Ohne anzuklopfen riss sie die Tür auf, doch er war nicht da. Lilli runzelte verwirrt die Stirn. 

Vielleicht hatte er Freunde gemacht?

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt