some die looking for a hand to hold

Food Fight Auf dem Mädchenklo

Lily zog sich die Schuluniform an. Es war ein einfacher schwarzer Rock und eine weiße Bluse. Seit einem Jahr ging sie jetzt schon auf St. Magdalena's Schule für Mädchen. Es war scheiße. Wirklich.

 Von allen anderen Schulen war sie schon heruntergeflogen und jetzt hatte sie den Salat. Metaphorisch gesehen. Aber jetzt hatte sie die ersten Stunden überlebt und war in der Mensa beim Essen. Also... Sie aß nicht, aber ihre Freunde. 

Es gab Spaghetti mit Käsesoße, und es roch gut. So gut. Aber sie hatte keinen Hunger. Lüge. 

Aber sie hatte gestern erst gegessen und sie wollte nicht nochmal über dem Toilettenring liegend, dem bissigen Geruch von Erbrochenem in der Nase, Speichelfäden an den Lippen und einem Gesicht vollkommen zugeschwollen von Tränen.  

"Hey Lilli, du starrst mein Essen an als hättest du noch nie Spaghetti gesehen," lachte das Mädchen neben ihr. "Willst du was?", bat sie ihr an. 

"Ich... Ja. ", sagte sie. Fehler, Fehler, Fehler. Sie sollte nicht essen. Aber eigentlich doch. Der Geruch der Nudeln stieg in ihre Nase und ihr Magen schrie wieder auf. Er tat so weh, als wäre anstatt eines Organs ein Loch in ihrem Bauch. Und so wickelte sie die Nudeln um die Gabel und aß. Es war köstlich. 

Sie aß weiter, bis es im Magen ankam, dann war Schluss. Das altbekannte Brennen in ihrer Kehle setzte ein, und sie rannte. Hinter ihr riefen mehrere ihren Namen, aber Lilli war auf dem Mädchenklo und kotzte. Fehler. 

"Hallo?", sagte dann eine unsichere Stimme. 

Lilli kniff ihre Augen zusammen.

Alles woran sie denken konnte, war, dass sie niemand so sehen konnte. Nicht sie. Sie wollte doch einfach nur schön sein.

...............

Selina war nervös. Neue Schule, neues Glück. Pure Scheiße. 

Sie war beim Essen, als irgendein anderes Mädchen ihr ein Bein stellte und sie hinfiel. Dann stand sie auf und rannte aus der Mensa. Sie wollte sich auf der Toilette verstecken bis sie sich erholt hatte, wie auf ihrer alten Schule, doch da war schon jemand. Und dieser jemand würgte. Laut. 

"Hallo?", fragte sie unsicher. "Alles okay mit dir? " Sie ging langsam zu der Kabine aus der die Geräusche kamen. 

Die Tür war nur angelehnt, und sie drückte sie langsam auf. Dort hockte ein Mädchen mit hellblonden Haare, die sie sich mehr schlecht als recht versuchte aus dem Gesicht zu halten, und kotzte. 

Das Mädchen sah ihn in die Augen, gefüllt mit Tränen.

Ihre Lippen waren voller Erbrochenem und verschmiertem Lippenstift, Mascara lief ihr über die Wangen.

Sie sah mitleiderregend aus wie sie auf ihren Knie hockte vor der dreckigen Toilette auf dem noch dreckigeren Boden, die schönen, großen Augen voller Wut und Angst.

"Verpiss dich!", schrie das Mädchen, und Selina rannte.

Sie wusste, dass sie das eben nicht hätte sehen sollen.

Es war wie ein Blick hinter die Kulissen.

Selina kannte das Mädchen, oder eher ihren Namen.

Lilli. Lilli, wunderschön, intelligent, beliebt.

Nie unordentlich, ungewaschen, ungenügend.

Immer perfekt.

Niemand ist perfekt, das wusste Selina, hatte sie immer gewusst, aber sie hatte nie begriffen, wie sehr es stimmte.