"Warum bist du hier?," fragte er sie wütend. Er hatte Angst und er war unsicher, und Wut war die Beste Möglichkeit, mit beidem umzugehen. "
"Ich hatte Durst, deswegen bin ich aufgestanden, und dann habe ich dich mit jemanden reden gehört, über eine Leiche, und dann seid ihr mit dem Auto weggefahren," flüsterte sie, ihren hässlichen Morgenmantel eng um ihren Körper geschlungen.
"Es- Es war nur ein Scherz. Ganz harmlos. Geh wieder schlafen," versuchte Alex mit fester Stimme zu sagen, doch sein Herz schlug immer schneller, und seine Gedanken waren so verworren, dass er kaum einen einzigen klaren Gedanken fassen konnte.
"Wirklich? Ein Scherz? Und wenn ich zu deinem Vater gehe, wird er dasselbe sagen?"
Josephine sah ihm direkt in die Augen. Ihre Haare mit dem leichten Rotstich standen ab, die Haut schimmerte leicht im Halbdunkeln, nur erhellt von dem Licht der Straßenlaterne, das durch ein kleines Fenster hereinschien. Alex hatte sie immer für dumm und einfältig gehalten.
Wie eine leere Hülle, dessen einzige Charakterzüge Gehässigkeit und Gier waren, doch jetzt wirkte sie nicht so. Sie war erst, und ihre Augen waren erstaunlich intelligent.
Für einige Sekunden sahen die beiden sich an, ein stummes Duell der Blicke, während er sein Gehirn panisch nach einem Plan durchsuchte, der ihn aus dieser misslichen Lage herausbefördern konnte. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
"Bitte weck ihn nicht, er hat uns befohlen, nicht zu sagen. Er wollte nicht geweckt werden. Bitte, du weißt, wie wütend er werden kann," flehte er sie leise an und kam näher auf sie zu.
"Er weiß davon? Von der L-", ihre Stimme versagte bei dem letzten Wort, und ihre Augen wurden noch größer.
Alex nickte.
"Er hat mich vor drei Tagen betrunken angerufen. Sagte mir, dass er sich mit jemandem geprügelt hatte und dass der sich nicht mehr bewegte. Ich und Max sind hin, wir haben die Spuren beseitigt. Er- er hat uns darum gebeten, und er ist unser Vater. Am nächsten Morgen hatte er einen Black-Out, er erinnert sich an nichts. Jose, du darfst ihm nichts sagen, ja? Wir beiden wissen, dass er labil ist. Er trinkt und spielt, und er ist so wütend. Wenn er erfährt, was passiert ist. Bitte, es ist besser für uns alle, wenn wir so tun, als wäre nie irgendetwas gewesen."
Alex log verzweifelt, doch der flehende Unterton seiner Stimme war nicht aus einem Hut gezaubert wie der Rest der Geschichte.
Auch wenn er nicht um seinen Vater flehte, der seinetwegen von wilden Hunden zerfetzt werden könnte, sondern um Max.
Seinen kleinen Bruder, der Besseres verdient hatte. Josephine sah ihn an, die Stirn gerunzelt.
"Er erinnert sich an nichts?", fragte sie leise.
Er schüttelte den Kopf.
"Ich glaube nicht einmal, dass er noch weiß, dass er die Nacht weg war."
"Und gibt es irgendwelche...Spuren?"
Hoffentlich nicht, dachte Alex gestresst.
"Nein, wir haben alles beseitigt. Max bringt gerade die Leiche an eine Ort weit weg, wir werden nie damit in Verbindung gebracht werden. Und selbst wenn, wenn du einfach alles verschweigst, und so tust, als würdest du nichts davon wissen, dann werde ich dasselbe tun. Du hats keinerlei Schuld, nur ich und Max."
"Und dein Vater."
"Ja, der auch. Ich bin der Einzige, der von dir weiß. Bitte, sag nichts."
Josephine trat von einem Fuß auf den anderen.
"Ich werde nichts sagen," flüsterte sie dann nach ein paar für Alex mit Adrenalin gefüllten Sekunden.
"Gut, danke. Gott, danke," murmelte er dankbar und lächelte sie an. "Geh jetzt am Besten schlafen. Wir reden nie wieder davon, okay?"
Sie nickte, und wie in Trance verschwand sie aus der Garage.
Alex atmete auf, und fuhr sich dann durch die Haare. Er hatte das Gefühl, dass die Geschichte ihm noch in den Arsch beißen würde, aber das war ein Problem für morgen, und für schlauere Menschen.
Er wankte ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und wartete, bis das Auto, diesmal leer, wieder die Auffahrt hochrollen würde.
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RandomLilli, Isaac, Alex, Max und Selina sind fünf Jugendliche durch Fehler und Schicksal miteinander verbunden. Als sie eine Straftat begehen, müssen sie sich mit den blutigen Konsequenzen auseinander setzten und darauf achten, das niemand erfährt, was h...