So was wie ein Ende glaube ich

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Es wurde ruhig. Die Menschen vergaßen den Mord, und die Polizei auch. Es scheint so, als wären Menschen dazu geschaffen, unschöne Dnge zu verdrägen und zu überwinden. 

Selbst die, die mehr mit ihnen zu tun hatten als alle anderen.

Max und Lilli waren wie zusammen geschweißt, immer Händchen haltend, immer nebeneinander, und sie lächelten sich immer an. 

Selina machte oft irgendwelche Würgegeräusche wenn die beiden kamen, aber sie freute sich für ihren Bruder. Genau wie Isaac, der in ihre Würgegeräusche einstimmte. 

Es dauerte einige Monate bis sie alle wieder eine gewisse Art von Normalität erreichten, aber es gelang ihnen, wenn auch mit Hilfe. Max und Selina fingen mi Therapie an, und es wirkte, auch wenn sie sich für den Unfall beide eine andere Art von Metapher ausdenken mussten. 

Max sagte, er hätte Alpträume, wie er jemanden tötet. Meistens seinen Vater. Er erzählte viel von seinem Vater, auch wenn es länger dafür brauchte als die meisten anderen Patienten. Und seine Geschichte war keine Lüge, auch wenn seine Träume von einer Erinnerung handelten, die durch Zeit und Angst immer verzerrter wurde. 

Jeden Abend nahm er Pillen zum schlafen. 

Gegen sein Stottern half es auch. Es war unwahrscheinlich, geradezu unmöglich, dass das je vollkommen verschwinden würde, doch mit genug Übung und regelmäßigen Besuchen beim Logopäden wurde es immer besser. 

Selina erzählte von einer Party, auf der ein Typ sie versucht hatte zu vergewaltigen, was auch die Wahrheit war, und dass sie Zeuge einer brutalen Prügelei war. Das war zwar etwas untertrieben, aber es genügte. 

Außerdem waren Therapeuten es gewohnt, angelogen zu werden, das war ja praktisch ihr Job. Sie wurde wegen ihrer Panikattacken und ihres fehlenden Selbstvertrauens behandelt, damit diese Dinge ihr Leben nicht mehr so einschränkten, wie sie es sonst taten.

 Isaac kehrte auch wieder zu seinem Therapeuten zurück. Als er noch mit seinem Vater wohnte hatte er dort begonnen, doch nachdem er lange Zug fuhr, um zu ihm zu gelangen, entschied er sich für eine Überweisung, um näher Zuhause sein zu können.

Anders als Max und Selina musste er sich keine Geschichte ausdenken.

Er hatte Depressionen, sowohl vor dem Unfall als auch danach, das wusste er, und dafür bekam er auch Pillen und Übungen.

 Nach einem halben Jahr war vieles anders. 

Isaac kam nicht mehr bei Alex udn Max vorbei um sich irgendeine neue Wunde an seinem Arm verbinden zu lassen, sondern einfach nur so. 

Sie alle gaben sich große Mühe, den Unfall aus ihren Köpfen zu verdrängen, und es schien zu funktionieren. 

Max schlief traumlos, Alex boxte mit Handschuhen, Selina begann zu zeichnen, Isaac machte Yoga und Lilli aß regelmäßig. 

Alles war gut.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt