Das Schlimme sprintet

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Lilli wartete schon, das Laken unter den Arm geklemmt.

"Hat ja lange gedauert. Es ist kalt, weißt du?", murmelte sie zitternd.

Alex verdrehte die Augen und sah auf sein Handy.

Isaac hatte sich noch nicht gemeldet, also hatten sie noch etwas Zeit, um den Rest des Inhaltes des Portmonees zu entsorgen.

Es dauerte nur etwa eine Viertel Stunde, dann war der Beutel leer und sie konnten ihn auch endlich wegwerfen.

Isaacs Nachricht kam, und sie holten ihn ab.

"Warum hast du so lange gebraucht?", fragte seine Schwester amüsiert als sie den wütenden Ausdruck im Gesicht ihres Bruders sah.

"Weil GoogleMaps scheiße ist. 'Nur neun Minuten bis zum Ziel' , am Arsch. Ich habe neun Minuten gebraucht, um einen See zu finden, in den ich dann übrigens auch gleich reingelaufen bin, und dann musste ich nochmal zur Brücke rennen," beschwerte er sich angepisst, und Alex unterdrückte ein Lächeln.

"Ich schreibe Max und Selina, dass wir in einer viertel Stunde da sind. Wie lange haben wir noch? 35 Minuten. Wenn du richtig Gas gibst, schaffen wir es in zehn zu den beiden und dann in fünf zu dir nach Hause. Dann haben wir in etwa noch 20 Minuten zum sauber machen und verschwinden, und wenn möglich sollten wir auch noch tanken," rechnete Lilli schnell durch.

Alex sah sie an.

"Warum tanken? Wir haben noch so um die Hälfte."

"Ja, aber als wir losfuhren, war der Tank voll, und wenn du nicht willst, dass dein Vater sich fragt, wo zur Hölle du unerlaubt mit dem Auto herumgegurgt bist, tanken wir lieber schnell. Wie viel Geld hast du noch?"

Alex seufzte genervt.

"Isaac, da auf dem Rücksitz sollte irgendwo mein Portmonee liegen, guckst du mal?", bat er, und kurz darauf wurde sein Geld gezählt.

"Du hast...Alter, warum hast du so viel Geld? Hast du geplant heute Abend eine Leiche zu entsorgen?", fragte er verwirrt. Alex schmunzelte, Lilli lachte.

"Nein Ice, manche Leute können einfach mit Geld umgehen," erwiderte sie grinsend, und ihr Bruder streckte ihr sehr erwachsen die Zunge raus.

"Okay, Alex, du hast 103 Euro. Dafür kannst du tanken. Sagen wir für 40? Das sollte dann ungefähr klappen..." überlegte er.

"Isaac, ich tanke, du bezahlst. Wir müssen schnell sein, klar?"

Der andere Junge salutierte und zwinkerte ihm dann zu.

"Oh Alex, ich kann Sachen sehr schnell machen," meinte er anzüglich als Alex die Auffahrt der Tankstelle einfuhr.

Er runzelte die Stirn.

"Bei dir hört sich das ziemlich zweideutig an," murmelte er und stieg aus, Isaac hinter ihm mit dem Geld in der Hand.

Drei Minuten bei der Tankstelle, dann weiter, Max und Selina abholen.

Die beiden hatten keine Probleme gehabt, der Regen, der vor etwa zwei Stunden aufgehört hatte, hatte das Blut weggespült, und die restliche Zeit haben sie sich mit Leuten unterhalten.

Wieder bei Alex wurde das Auto gesaugt, die Scheiben gewischt, die Teppiche, frisch aus dem Trockner, wurden wieder reingelegt, und dann lösten sie sich auf.

Isaac und Selina brachten Lilli nach Hause, er und Max legten sich ins Bett, müde und ungewaschen, und hörten, wie ihr Vater nach Hause kam.

Alex schlief schnell ein, doch wurde er plötzlich von einem Gedanken geweckt.

Er riss die Augen auf.

Sie hatten die Leiche vergessen.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt