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Schlafen und Geschwisterbonding

Lilli schloss die Tür hinter sich so leise wie möglich und zog ihre Schuhe aus. Sie lächelte, ohne Grund, etwas, das sie schon seit Jahren nicht mehr getan hatte.

Es fühlte sich irgendwie merkwürdig an, aber nicht schlimm. Wirklich überhaupt nicht schlimm.

Vorsichtig schlich sie sich die Treppen hoch in ihr Schlafzimmer, nur um dort überrascht stehen zu bleiben.

In ihrem Bett schlief schon jemand.

Isaac lag dort in seinem riesigen, schwarzen Pullover. Die Haare fielen ihm ins Gesicht und er schlief. Friedlich.

Lächelnd hockte sie sich neben ihren Bruder und sah ihm zärtlich ins Gesicht.

Ihr Lächeln wurde traurig.

Er sah so ruhig aus, so verletzlich.

Sanft strich sie ihm die hellen Haare aus dem Gesicht und sie spürte wie sich etwas in ihr zusammenzog.

Die Haut um seine Augen herum war gerötet und geschwollen, seine Lippen trocken und rissig. Er hatte geweint. Lilli hatte oft genug gesehen, wie er verweint aussah, um es sofort zu erkennen.

Je länger sie ihn ansah, desto mehr fiel ihr auf.

Das Blut, dass aus seinem Ärmel tropfte und ihr Bettlaken rot färbte, die verschnittenen Fingerkuppen. Nicht blutig, nur die erste Hautschicht, die ab und zu zerschnitten wurde, so, dass es aussah, als hätte er kleine, raue weiße Linien auf Daumen und Zeigefinger.

Plötzlich blinzelte Isaac und sah in ihre Augen.

Sie hatten beide die selben Augen. Hellblau mit langen Wimpern. Er zuckte zusammen und sein Blick fiel auf das Blut an seiner Hand und dem Laken.

„Lilli," flüsterte er und seine Schwester konnte sehen, wie sich wieder Wasser in seinen Augen sammelte.

„Schon okay Ice. Es ist spät, lass uns morgen reden und jetzt einfach schlafen, ja?", flüsterte sie und strich ihm durchs Haar.

Er nickte, und Lilli kletterte über ihn, nahm die Decke die am Fußende als ein großer Haufen lag und deckte sie beide zu.

Isaac drehte sich zu ihr, so, dass sie Stirn an Stirn lagen.

„Schlaf einfach Kleiner, okay? Keine Sorge, ich pass auf dich auf," versprach sie, und wartete, bis sie sich sicher war, dass er wirklich schlief, bevor sie ihre Augen ebenfalls schloss.