Alex wickelte Bandagen um seine Hände und rollte seine Schulterblätter. Sie lösten sich immer wieder, aber er hatte im Moment keine Handschuhe, also war das seine beste Alternative.
"Hast du keine Klammern oder so?", fragte Isaac vom Bett.
Er lag dort, der lange Körper in Decken gewickelt, und las.
"Keine Ahnung, aber ich bin sowieso zu faul. Ich warte einfach, bis ich meine Handschuhe wieder habe," antwortete Alex genervt und ließ sich auf das Bett neben ihm fallen.
Isaac seufzte.
"Schade, mir hätte die Show gefallen," kommentierte er.
Der Boxer sah ihn an und verdrehte die Augen, dann drückte er ihm seinen Ellenbogen in die Seite.
"Zum einen, mach Platz, und zum anderen, du wolltest doch lesen? Deine Pflichtlektüre? 'To kill a Mockingbird'?"
Isaac schnaubte, machte ihm Platz und vergrub sein Gesicht in Alex Kuhle zwischen Hals und Schulter.
"Ich habe keinen Bock auf lesen. Und du stinkst," murmelte er.
"Dann steh doch auf."
"Nein danke, hier ist es warm. Und es ist doch morgen dein Geburtstag? Wir wollten den doch zusammen feiern, jetzt, wenn dein Vater weg ist."
Während er das sagte steckte er langsam seine kalten Hände unter Alex Shirt an seinen nackten Bauch.
"Ice, deine Hände sind kalt."
"Ich weiß, mir auch. Aber ich weiß, was das ändern könnte."
Er lehnte sich zu ihm hoch und küsste ihn. Alex lächelte. Er hätte nie gedacht, dass der Blonde so... anhänglich war. Aber er würde sich garantiert nicht beschweren.
Er rollte sich auf seinen Freund und ließ seine Fingerspitzen unter dessen Pullover gleiten.
Dann knallte die Haustür mit so viel Wucht auf, dass die Bilderrahmen erzitterten. Beide erstarrten, dann trat Alex Isaac ohne Umschweife aus seinem Bett und wischte sich den Mund ab.
Panisch wickelte er die Bandagen um seine Knöchel und stellte sich vor den Boxsack, um so gut wie möglich in das Bild von Männlichkeit und Heterosexualität, dass sein Vater begehrte, hineinzupassen.
Isaac saß in einem Berg von Decken auf dem Boden und sah ihn genervt an. Aber er stand auch auf, machte in sekundenschnelle das Bett und setzte sich dann an den Schreibtisch, um so zu tun, als würden sie beide lernen.
"Consensus, -us," warf er in den Raum, als hätte er seit Stunden nichts anderes getan. "Übereinstimmung," antwortete Alex als hätte er seit Stunden nichts anderes getan.
Es viel ihnen erst nach ein mehreren Sekunden auf, dass niemand in das Zimmer platzen würde, um mögliche homosexuelle Aktivitäten zu verurteilen.
Stattdessen schien sich vieles im Rest der Wohnung abzuspielen. Sie beide hörten gespannt zu, wie Alex Vater sich mit seiner Freundin stritt.
"Versuch nicht einmal zu lügen, ich habe gesehen, wie du sie angestarrt hast. Gib es zu, ihr habt gefickt!" Das war Josephine.
"Oh Gott, nein, ich bin dir treu, okay? Und außerdem, ich bin es, der sich Sorgen machen sollte. Du und der Kellner habt euch die geradezu mit den Augen ausgezogen," wurde die Antwort geschrien.
So ging es hin und her.
Die beiden Jungen standen nun schon nebeneinander an der Tür und horchten gespannt, Isaac mit einem riesigen Grinsen wegen dem ganzen Klatsch, Alex eher aus Neugier.
Sein Vater und Josephine stritten sich selten, und nie so. Ihre Stimmen wurde immer lauter und lauter, sie schwollen an zu einem Strom, lauter und lauter und lauter.
Und dann ein Knall, und dann nichts. Alex erstarrte. Er kannte das Geräusch nur zu gut, eine Ohrfeige. Meistens war er es, der den Schlag abbekam, manchmal Max, aber nie Josephine.
Noch nie Josephine.
Er und Isaac erstarrten.
Sie beide überlegten, zu welchem Zeitpunkt sie einschreiten sollten.
"Du hast mich geschlagen," sagte Josephine fassungslos.
"Ich- Jose, es tut mir leid, ich war einfach so wütend. Es tut mir leid, aber es war deine Schuld. Du weißt, wie sehr ich es hasse, mich mit dir zu streiten."
"Nein, du hast mich geschlagen. Das ist deine Schuld. Deine Probleme sind nicht meine, ich gehe. Und weißt du was? Ich habe keine Lust mehr deine kleinen Geheimnisse zu verwahren. Ich gehe zur Polizei, ich erzähle ihnen von dem Toten, von dem Jungen, den du ermordest hast! Alex hat mir alles erzählt!"
Sie schrie es, und Isaac und Alex gefror das Blut in den Adern.
"Was?", fragte der Vater verwirrt.
Aber, dem Zuschlagen der Tür nach zu urteilen war Josephine bereits weg.
Alex hatte es vergessen, er hatte es vollkommen vergessen.
Isaac packte seine Schulter und schüttelte ihn.
"Al, AL! Woher weiß sie das? Was weißt du darüber?"
Alex antwortete nicht, erst, als sich Max zu ihnen gesellte.
"Ich- Scheiße. Ich wollte euch keine Angst machen. Sie hat gesehen, wie wir die Leiche wegbrachten. Ich habe ihr erzählt, dass Dad mich angerufen habe. Er hätte jemanden in einer Gasse hinter einer Kneipe umgebracht und wir haben ihm geholfen, die Leiche zu entsorgen. Ich sagte ihr, dass er einen Blackout gehabt hat," erzählte er wie in Trance.
"Wir? Alex, wer wir?"
"Ich und Max, sonst niemand."
"Gut, gut. Das ist gut," murmelte Isaac.
"Okay, ich habe eine Idee. Aber wir müssen zusammenarbeiten, okay? Zusammen. Dann wird alles, gut, und dann sind wir endlich fertig mit dieser ganzen Geschichte."
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some die looking for a hand to hold
RandomLilli, Isaac, Alex, Max und Selina sind fünf Jugendliche durch Fehler und Schicksal miteinander verbunden. Als sie eine Straftat begehen, müssen sie sich mit den blutigen Konsequenzen auseinander setzten und darauf achten, das niemand erfährt, was h...