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Selinas Make-over

Selina ging durch die Straßen, die dritte Zigarette im Mund.

Wenn das so weiter ging würde sie bald Krebs haben, doch irgendwie interessierte sie das nicht besonders.

Rauchend ging sie an Schaufenstern vorbei und sah die Klamotten an, ohne sie wirklich wahrzunehmen.

Selina hatte noch nie wirklich eine Liebe zu Kleidung entwickelt. Sie hatte es lieber, wenn das, was sie an hatte, bequem und sauber war.

Das, was sie gerade trug, hatte das Mädchen schnell aus dem Schrank genommen.

Lockere Jeans und ein T-Shirt.

Gedankenverloren betrachtete sie sich im Glas und erst jetzt fiel ihr auf was auf ihrem T-Shirt stand.

Daddy's Girl.

Selina fing unkontrolliert an zu lachen bis ihr die Tränen kamen.

Daddy's Girl.

Ihr Vater war weg, genau wie ihre Mutter und ihr Bruder. Ihre ganze Familie war weg, ob abgehauen oder tot und verwesend unter der Erde, am Ende machte es keinen Unterschied. Aber Selina war noch da und sie sah genauso aus wie zuvor.

Sie wollte nicht mehr aussehen wie zuvor, sie wollte anders sein.

Jemand Anderes, Mutigeres. Jemand, der ihren Bruder hätte retten können. Sie wollte die Schwester sein, die ihr Bruder verdient hätte.

Selina kramte das Portmonee aus ihrer Tasche und zählte das Geld.

Sie hatte einen Haufen Geld. Das war rausgekommen, als das Testament ihres Bruders verlesen wurde.

Oder eher, als sich herausstellte, dass er eine ziemlich gute Lebensversicherung gehabt hatte.

Die Haare fielen ihr Gesicht und versteckten ihr es.

Sie würde sich nie wieder verstecken, nie wieder wegsehen, nie wieder unsichtbar sein.

Selina ging zum nächsten Friseur und Schnitt sich die Haare auf Kinnlänge.

Den ganzen Tag über zog sie durch die Läden und Studios, bis alles an ihr anders war.

Es war dunkel, als sie sich in einem Schaufenster sah und zufrieden war.

Sie war jemand anderes, und jemand anderes würde sich nicht vorschreiben lassen, er würde mutig, und ehrlich, und stark sein.

Selina war nicht mehr unsichtbar, jeder starrte sie an und sah dann schnell weg.

Noch nie hatten sie so viele angesehen wenn sie vorbeiging.

Es machte sie nervös und ihre Schultern sanken herab, doch dann erinnerte sie sich, dass sie jetzt jemand anderes war.

Sie würde keine Schwäche mehr zeigen.

Mit geradem Rücken und erhobenem Kopf kam sie zurück zum Heim.

Niemand hielt sie auf, als sie in ihr Zimmer ging, und niemand kam als sie sich ins Bett legte.