Max spürte, wie langsam eine Schicht Schweiß seinen Körper überzog, doch das war egal, denn sein Mund tat von dem ganzen Lächeln schon weh und Lilli sah so wunderschön aus.
Er war so unglaublich glücklich, ehrlich gesagt, er war ein bisschen angeekelt von sich selbst.
Ihm war klar, dass er sich etwas in das zierliche Mädchen verliebt hatte, aber wie auch nicht, wenn sie die einzige war, die je versucht hatte, mit ihm zu sprechen?
Seinem Bruder gegenüber würde er es nie zugeben, aber es ist schon traurig wenn deine einzigen sozialen Kontakte aus deinem großer Bruder und deiner überraschend auftauchenden Halbschwester bestanden.
Und dann war da Lilli.
Also ja, er war vielleicht ziemlich verliebt.
Na und?
Er drehte sich um zu ihr und grinste breit. Ihre Augen strahlten, doch plötzlich schwankte sie und er hielt ihre Arme fest aus Reflex.
Sie waren so dünn, er konnte beide mit nur einer Hand umgreifen, und er runzelte besorgt die Stirn.
"Lil'?", brachte er heraus, doch sie wedelte nur mit der Hand als wolle sie eine lästige Fliege verscheuchen.
"Mir geht's gut, nur etwas schwindelig. Ist es okay wenn wir kurz rausgehen? Frische Luft und der ganze Scheiß?", bat sie mit großen Augen, und er nickte.
Max hatte die Vermutung, dass er diesen Augen niemals etwas abschlagen könnte.
Vorsichtig führte er sie in die Richtung der Hintertür, und sah gerade noch, wie Alex und Isaac durch dieselbe Tür verschwanden.
Max folgte ihnen, Lilli im Arm.
Draußen schlug ihnen die kühle Luft entgegen, und er atmete tief durch.
Erst dann erfassten seine Augen, was draußen los war.
Isaac kniete, Selina im Arm. An seiner Hand war Blut und er sah panisch aus.
Weiter weg, auch am Boden, rangen Alex und ein anderer Mann miteinander, und es war schwer zu sagen, wer die Oberhand hatte.
"Ice?", fragte Lilli laut, und ihr Bruder drehte sich um.
Das Licht der Party schien durch die noch geöffnete Tür und Max konnte sehen, dass, obwohl es direkt in seine Augen fiel, seine Pupillen riesengroß waren.
Er war high, und nicht nur vom Adrenalin, dass durch seine Adern schießen musste in eben diesem Moment.
Von den beiden Prügelnden kamen einige Flüche, und Max sah ihnen zu, immer noch erstarrt.
Alex lag auf den Boden gedrückt, der Andere auf ihm, und er schlug auf ihn ein.
Einmal, zweimal, dreimal...
Und er kannte das Bild.
Er kannte es seit er klein war, es war auf seine Netzhaut gebrannt.
Sein Vater und Alex, immer dasselbe Bild, doch er hatte nie etwas getan. Er hatte immer weggesehen, denn er hatte Angst.
War es Alex war es nicht er selbst, und das war gut, oder?
Max war immer danach bei seinem Bruder, um die Wunden zu nähen, ihm Tabletten zu geben, ihn zu waschen und dafür zu sorgen, dass er am nächsten Tag wieder zur Schule gehen konnte.
Er hatte ihm nie geholfen, er hatte sich nie getraut.
Und etwas brach in seinem Kopf, wie ein Spiegel der seit Jahren unsicher an seinem Nagel hing.
Es brauchte nur eine Bewegung, eine Veränderung der Luft, und er fiel.
Max zerschellte auf dem Boden.
Er ließ Lilli los, stürmte nach vorne und stieß den Anderen von seinem Bruder herunter.
Dann kniete er sich selbst auf ihn, und hielt ihn mit seinem Körper so gut es ging am Boden fest, doch er war nicht groß, und er war nicht stark.
Er war nur wütend, so, so wütend, das er dachte er müsse sterben.
Neben im lag ein Backstein, er war alt und dreckig, doch er packte ihn und schlug zu.
Max schlug auch immer noch zu, als Alex ihn anschrie.
Er hörte es nicht mal. Alles was er spürte, war die Wut und Frustration, die sich so lange in ihm angesammelt hatte und den kalten Stein, der nicht mehr kalt war, denn er war befleckt mit Blut, genau wie seine Hände und sein T-Shirt und sein Gesicht.
Von hinten packten ihn Hände und rissen ihn weg, jemand versuchte den Backstein von ihm zu nehmen und der andere hatte seinen Kopf von in einen Schwitzkasten und drückte ihm die Luft ab.
Je weniger Luft er hatte desto schwächer wurde er, bis der Stein zu Boden fiel und er wieder denken konnte.
"Max. Mäxxchen. Ganz ruhig, okay?", versuchte jemand ihn zu beruhigen. "Wenn du ruhig bist, dann nickte. Ich lasse dich dann los, alles klar?"
Langsam nickte er, und er konnte wieder atmen.
Zitternd stand er auf und drehte sich um.
Der, der seinen Hals festgehalten hatte, war Isaac, der jetzt auf dem Boden hockte, die Knie zur Brust angezogen und wippte. Alex war nicht allzu weit entfernt, seine Augen riesig und Tränen fielen von seinen Augen.
Er merkte es wohl gar nicht.
In der Nähe der Tür saß Lilli mit Selina auf ihrem Schoß.
Sie hatte das andere Mädchen fest umklammert, so, als würde ihr Leben davon abhängen.
"Oh Gott. Oh Gott Oh Gott Oh Gott. Fuck.", flüsterte Isaac.
"Max?", fragte Alex und ging langsam auf ihn zu.
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some die looking for a hand to hold
RandomLilli, Isaac, Alex, Max und Selina sind fünf Jugendliche durch Fehler und Schicksal miteinander verbunden. Als sie eine Straftat begehen, müssen sie sich mit den blutigen Konsequenzen auseinander setzten und darauf achten, das niemand erfährt, was h...