Alex und Isaac... reden?

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Alex trommelte mit den Fingern auf seinem Tisch.

Seine Augen waren auf den Jungen zwei Sitzreihen vor ihm fixiert. 

Isaac saß dort, den Kopf auf seinen Armen ruhend. Sein Rücken hob und senkte sich gleichmäßig.

Entweder, er war sehr entspannt, oder er schlief. 

Alex vermutete das Letztere.

Er schien sich nicht sonderlich für die Schule zu interessieren, für die Zukunft allgemein nicht. Besonders die eigene.

Der Dunkelhaarige runzelte die Stirn.

Er wusste, dass er nicht die hellste Kerze am Kranz war, aber er war gut mit Menschen, wenn er wollte. Und er war gut darin, Menschen zu lesen wie ein offenes Buch. 

Das hatte er gemusst um zu überleben. Er war seit mehreren Jahren den Launen seines Vaters ausgeliefert. Er hatte gelernt aus der Körpersprache der meisten zu lesen.

Und Isaac hatte seine Gefühle nicht nur in seinem Gesicht, er hatte sie in seine Haut geschrieben.

Alex hatte Angst, dass er die Grenze übertreten würde. 

Ein paar Schnitte waren schon zu nah an ihr gewesen, und er könnte es sich nie verzeihen, davon gewusst zu haben und nichts getan zu haben.

Er würde Lilli nie wieder in die Augen sehen können.

Nicht, dass er das jetzt 'gut' schaffte. Er hatte ihr schon genug weh getan.

Alex hatte schon oft genug weggesehen.

Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen.

Die Schulglocke ertönte und Isaac schoss hoch. Selbst von dort, wo Alex saß, konnte er sehen, wie der Blonde verwirrt seinen Kopf hin und her wandte.

Er lächelte zu sich selbst und spürte, wie seine Wangen sich rot färbten.

Das war etwas, das immer öfters passierte wenn er Isaac ansah oder an ihn dachte, besonders nach dem Vorfall im Gang und auf dem Schulklo, beides Dinge, die sie beide weiter ignorierten, doch Alex wollte es nicht noch länger ignorieren.

Alex wollte absichtlich langsam seine Sachen einpacken um unauffällig mit dem anderen Jungen reden zu können, doch sein Plan ging nicht auf, da Isaac schon aus der Tür war.

Er fluchte leise und hechtete hinter ihm her.

Zum Glück war er groß und sein Gesichtsausdruck war so finster, dass die meisten Schüler sich an die Wand drängten um ihn vorbei zu lassen.

Und so dauerte es nicht lange, bis er seine Schrittlänge denen von Isaac anpasste.

"Hey Isaay!", begrüßte er ihn munter.

Der Blonde warf ihm einen kurzen Blick von der Seite zu und seine Mundwinkel zuckten einen Moment.

Alex deutete das als ein Gutes Zeichen, aber er war sich nicht hundertprozentig sicher.

"Ich... Ich wollte mit dir reden. Privat wenn möglich. Es muss nicht heute sein wenn du nicht willst, aber... In naher Zukunft. Ginge das?", fragte er nervös und konzentrierte sich darauf, die Treppe am Ende des Flurs zu fixieren.

Er hatte keinerlei Verlangen, Isaac in die Augen zu schauen.

"Samstag?", bot der Blonde emotionslos an.

"Was ist am Samstag?"

Isaac seufzte. "Ich dachte du wärst beliebt oder so. Hast du nicht von Charlies Party gehört? Diesen Samstag? 20 Uhr? Ich bin 'Der Schwule Emo' und sogar ich wurde eingeladen."

Alex wurde rot. 

"Ja, nein. Ähm, ja. Ich habe davon gehört. Dann... Samstag? Auf der Party?"

Isaac nickte, warf ihm noch ein letztes amüsiertes Lächeln zu, und stieg dann die Treppen hinauf.

"Am Samstag...", murmelte Alex zu sich selbst und nickte.

Bis dahin konnte er warten. Heute war Montag, in sechs Tagen konnte ja nicht viel passieren, oder?

Sein Handy vibrierte. Max hatte ihm eine Nachricht geschrieben.

Notfall: Dads andere Tochter ist da, Selina. Wir müssen reden. Komm schnell, C&B an der Rabazzi Straße

Alex blieb mitten auf dem Gang stehen. Einer seiner Mitschüler rannte in seinen Rücken und fluchte, doch er ignorierte ihn.

Seine Schwester war da. Nein, nicht seine Schwester. Die Tochter seines Vaters, er kannte sie nicht.

Aber er würde sie nun wohl kennenlernen.

Mit großen Schritte machte er sich auf den Weg zu dem nahe gelegenem Cafè.

some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt