3 Arten, die Nacht vor Schulbeginn lustig zu gestalten

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Selinas Bruder lachte laut auf, drehte sich zu seiner kleinen Schwester um und breitete die Arme aus. Die paar Leute, an denen die beiden vorbei kamen, sahen ihn verunsichert an, verunsichert im Bezug auf seinen Geisteszustand.

 "Das Leben ist doch schön, oder? Gott, heute ist eine Party und ich habe nichts zum anziehen. Was soll ich machen?", fragte er sie zwinkernd und lachte wieder. So war er, erst redete er über das eine, dann über das andere. Seine Gedanken sprangen schneller umher als er reden konnte, und er redete viel und schnell. 

Mason drehte sich wieder um, gucke auf sein Handy, und fluchte. "Oh Scheiße. Ich habe vergessen, dass ich heute arbeiten muss. Ist das zu glauben? Du hast Recht, ich bin vollkommen unorganisiert," lachte er wieder, drehte sich um, und lief rückwärts zur Ampel. 

Selina schnaubte kurz und schüttelte den Kopf. „Natürlich hatte ich recht, das habe ich immer, Dummkopf," rief sie ihm zu. 

Er lächelte sie über seine Schulter hinweg an  und ging über die Ampel, und plötzlich war er weg. Selina erstarrte. Er war doch nur einen Meter vor ihr gewesen. Weniger. Wo...Wo war er hin? Aber er war noch da. Mason lag auf der Straße, blutend und weinend und sterbend und Selina schrie.



...............



Max zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, kontrollierte, ob niemand da war, und drehte sich dann wieder zu der Wand. Was soll es denn diesmal sein?, überlegte er sich stirnrunzelnd. Dann grinsend.

 Er schüttelte die Dose, trat einen Schritt zurück und schrieb. Max liebe es. Klar, es war illegal, na und? Es gab Dinge, die legal waren, und noch viel schlimmer. Steuern zum Beispiel, oder Tierversuche.

Er hatte seinen Vater schon Schlimmeres machen sehen. 

Und es waren jetzt auch keine gemeinen Dinge, die er schrieb oder zeichnete. Meistens Liedtexte oder ähnliches. Er war fertig und betrachtete sein Werk. 

There's bravery in being soft. 

Ja, das gefiel ihm. Plötzlich waren Schritte hinter ihm.

Max packte seine Sache und sprintete los.



...............



Isaac starrte die Decke seines Zimmers an. Nein, nicht sein Zimmer. Das Gästezimmer . Er war ein Gast, mehr nicht.

 Sie war weiß. Die Decke. Durchzogen von Rissen. Als wäre sie aus Glas und jemand hätte auf sie geschlagen.

Er wusste, wie das aussah. Risse. Überall.

An der Decke seines Zimmers, im Spiegel des Badezimmer, den er geschlagen hatte aus Wut Zuhause, wo er mit seinem Vater gewohnt hatte kurz bevor dem 'Vorfall':

Isaac verbrachte seine Nacht damit, Risse in seine Haut zu zeichnen, rote Risse über die älteren Silbernen. 

Risse durch die Haut an seinen Armen, Brust, Hüften, Beinen, Schultern.

Tiefer und tiefer und tiefer...

Mehr und mehr und mehr...

Das Blut quoll und tropfte au die Dielen in seinem Zimmer.

Nein, nicht sein Zimmer.

Das Gästezimmer.

Denn er war ein Gast, aber er hatte kein anderes Zuhause. Was machte das ihn?



...............



Isaac wusste nicht, dass in dem Zimmer neben ihm seine Zwillingsschwester lag in ihrem Bett, ihr Magen gefüllt mit Essen und ihre Augen mit Tränen.

Sie lag unter ihrer Bettdecke, beide Hände auf ihren Mund gedrückt und versuchte das Schluchzen, das sich von ihrem schmerzenden Magen zu ihrer von Magensäure brennenden Kehle hochgearbeitet hatte, zu unterdrücken.

Es kam höher und höher und höher.

Lilli drehte sich auf den Bauch und drückte ihr Gesicht in ihr Kopfkissen, und sie weinte.

Auf ihrem Handy waren schon zwei Alarme gestellt. 

Einer für den ersten Schultag, und einer um vier Uhr morgens, in drei Stunden, wenn niemand wach war, um sich in der Küche eine Mischung aus Wasser und Salz zu mischen und das zu gurgeln bis ihr Würgereflex aktiviert wurde und das Essen endlich aus ihr heraus kam.

Sie lachte unter Tränen auf bei der Ironie, dass sie Essen, etwas, das ihren Körper am Leben hielt, behandelte wie etwas Giftiges, dass sie töten würde, wenn das, was sie tötete, sie selbst war, um vier Uhr Morgens, in drei Stunden, kotzend in die Toilette.



...............



Morgen würde die Schule wieder losgehen. Die Ferien waren wie jedes Mal viel zu kurz. Alex stand vor dem Spiegel und suchte sich die Klamotten für den nächsten Tag raus. Es war nicht wirklich viel da.

Er seufzte und schüttelte den Kopf.

Egal, ich mach das morgen. Genervt und müde zog er sich aus und kroch unter die Decke. Er wachte am nächsten Morgen von dem Alarm auf seinem Handy auf und schaltete ihn genervt aus. Er war überraschend wach. Alex seufzte, schloss seine Augen für einen Moment, und

Wachte auf.

Scheiße, dachte er.

Er hatte verschlafen. Am ersten Tag. Jetzt gab es zwei Möglichkeiten.

Cool tun und extra noch später kommen, oder laufen und pünktlich sein. Er entschied sich für das zweite.

Alex hatte fast sein letztes Jahr nicht geschafft, da er zu viel schwänzte. Und er hatte keinen Bock, der Idiot zu sein, der sein letztes Jahr wiederholen muss. Nicht noch einmal.

Schnell schlüpfte er in ein Paar Jeans die auf seinem Schlafzimmerboden herumlagen und zog das schwarze T-Shirt an, das daneben lag.

Duschen? Nein, keine Zeit.

Also Deo und Kaugummi als Morgenwäsche.

Und schon rannte er aus dem Haus in Richtung Schule.

Mit rotem Gesicht kam er an der Schule an. Noch 5 Minuten bis Unterrichtsbeginn. Gut.

Er atmete tief ein, und ging auf die Tore der Hölle zu.



some die looking for a hand to holdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt