25. Kapitel
„April! Hast du gut geschlafen?“, fragte ich obwohl es doch etwas ironisch war. Ich ging zu ihr und zog sie die Treppe wieder nach oben, sie hatte gar keine Chance zu antworten und um ehrlich zu sein wartete ich auch nicht dara...uf. Ich wusste selbst, dass sie sich mehrmals übergeben hatte. Ich setzte mich mit ihr aufs Bett und sah sie ernst an.
„Oh Gott Lou. Mir ist so schlecht und ich hab Kopfschmerzen. Kannst du mir bitte mal erzählen was gestern los war?“, ich sah sie verwirrt an. Natürlich, sie konnte sich an nichts erinnern. Klasse.
„Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir das sagen könntest…“, jetzt sah sie mich fragend an und ich merkte genau wie ihr die Angst den Nacken runter lief. Sich an nichts zu erinnern war sicher schrecklich, und mal wieder bereute ich es nicht, nicht zu trinken.
„Ich hatte dir gesagt, dass ich gleich wieder da sei und als ich zurück kam warst du weg… Ich hab dich überall gesucht und dann war da noch das mit Nick… Naja, jedenfalls…“, sie unterbrach mich.
„Was war mit Nick?“, wieso interessierte sie das denn so brennend? Ich begann die ganze Geschichte zu erzählen bis zu dem Punkt wo ich sie in dem Haus gefunden hatte. Natürlich ließ ich alles Eden-hafte weg und versuchte es möglichst normal rüberzubringen.
„Was?“, sie war ganz schön geschockt und schon kullerten die ersten Tränen.
„Aber… Er hat doch… er hat doch nichts mit…“, sie stotterte und schluchzte, doch ich legte ihr einen Arm auf die Schulter.
„Nein, er hat dich nur dorthin gebracht und ist dann gegangen. Ich weiß jedenfalls nicht wieso. Kannst du dich an ihn erinnern?“, in mir drinnen hoffte alles auf Details und dass sie sich erinnerte. Doch April hatte einen totalen Hangover, so dass sie sich nur noch an braune etwas längere Haare erinnerte. Immerhin etwas. Wir zogen uns an und ich fuhr sie nach Hause. Sie war die ganze Fahrt still gewesen. Sie musste wahrscheinlich erst mal damit klar kommen. Sie tat mir echt Leid. Ihre Mutter war sehr besorgt als sie April so niedergeschlagen sah, doch ich versicherte ihr, dass sie nur schlecht geschlafen hatte. Mit dem Kater musste sie wohl oder übel alleine klar kommen. Als ich in unsere Einfahrt einbog und mein Auto parkte, ging ich nicht ins Haus, sondern auf die andere Straßenseite um bei Derek zu klingeln. Es tat weh ihm abzusagen, doch ich musste mich von den Menschen fern halten die mir wichtig waren. Womöglich war Aprils Entführer einer von ihnen gewesen, der mir Angst machen wollte. Dereks Vater öffnete die Tür. Als er mich erkannte, drehte er sich um und rief nach seinem Sohn und schon nach ein paar Sekunden löste der ihn an der Tür ab.
„Hey Lou, was gibt’s?“, fragte er und strahlte mich an. Das wollte mir schon wieder gute Laune machen, denn sein Lächeln war umwerfend, doch ich durfte mich nicht ablenken lassen.
„Hey Derek. Ich wollte mich entschuldigen, aber am Wochenende hab ich meiner Mom versprochen mit ihr was zu unternehmen, das hatte ich total vergessen. Ich kann leider nicht.“, er sah mich betreten an. Es tat so weh ihn anzulügen und der Gedanke, nichts mit ihm am Wochenende zu machen noch mehr.
„Oh. Vielleicht ein anderes Mal?“, damit hatte ich nicht gerechnet. Irgendwie hatte ich gedacht, dass er es dabei belassen würde. Wie dumm von mir und was jetzt?
„Ich hab sehr viel zu tun. Ich weiß im Moment nicht wann ich wieder Zeit hab…“, ich will was mit dir machen Derek! Glaub mir ich würde so gerne meine Zeit mit dir verbringen, doch es ist zu riskant. Und mal wieder war ich enttäuscht von meinem Leben. Konnte ich nicht einfach diese doofen Papiere wegschmeißen? Das war doch bestimmt nicht so wichtig. Aber die Informationen in meinem Kopf würde ich wohl nicht einfach so löschen können.
„Magst du jetzt noch für eine Weile reinkommen?“, und ich nickte. Einfach so, ich wollte gar nicht nicken, mein Körper tat es von ganz alleine. Meine Füße begannen sich zu bewegen und schon folgte ich ihm die Treppe hinauf in sein Zimmer. Nein Eden, was machst du denn da? Ich hörte auf mein Herz. Doofes Herz. Ich hatte mir doch gesagt, dass ich abstand hielt und was jetzt? Nun saß ich neben ihm auf dem Sofa und er sah mich freudig an. Gerade hatte ich ihm noch abgesagt um ihm nicht zu schaden und nun… Ich war einfach schlecht in dem ganzen Gefühlsding. Ich konnte nicht klar denken wenn ich bei ihm war. Und plötzlich realisierte ich, dass ich eine Schwäche hatte. Derek. Derek war meine Schwäche. In seiner Nähe vergaß ich zu Atmen oder sogar das ABC. Ich konnte nicht logisch denken und mein Herz leitete meinen Körper. Und das wurde mir gerade klar. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen und ich schwor mir, dass das nie jemand wissen durfte. Es war so schlecht, dass ich hier war, doch schon hatte er einen Film ausgesucht und die Vorschau lief. Ich war so weggetreten, dass ich gar nicht wusste was eigentlich vor sich ging. Irgendwie war ich in einer anderen Welt. Es war ein Aktion Film. Ich war davon kein großer Fan. Die Menschen konnten alles immer so gut, dabei war es nur gefaked. Und Leute amüsierten sich darüber, dabei war so ein Leben die Hölle. Sie wussten ja gar nicht was ich damit durchmachen musste. Plötzlich spürte ich einen Arm um meinen Nacken und ich lehnte mich an ihn. Wir kuschelten etwas und irgendwie vergaß ich total den Film zu schauen. Ich war einfach wie im siebten Himmel. Als der Abspann lief sah ich Derek in die Augen und er hatte wieder dieses Lächeln in den Mundwinkeln. Und eh ich mich versah spürte ich plötzlich seine Lippen und ich ließ mich darin versinken.

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Eden Brace
AksiEdens Vater ist Tot und sie muss zu ihrer Tante ziehen, eine neue Identität annehmen und als normaler Teenager leben. Eden ist es nämlich nicht gewohnt normal zu leben. Ihr Vater war Agent einer Spezialeinheit des Präsidenten und sie wurde deshalb i...