32. Kapitel

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32. Kapitel

Jim stürzte zu Boden und ich mit ihm. Tränen traten mir in die Augen und ich vergaß alles andere um mich herum. Ich vergaß, dass jemand versuchte mich um zu bringen, dass jemand eine Pistole auf mich zielte und bereit war abzud...rücken… schon abgedrückt hatte. Ich vergaß Jeremy und den anderen Mann, der immer noch regungslos am Boden lag. Ich vergaß alles was ich über Vorsicht gelernt hatte, Vorsicht mit Gefühlen oder Sicherheit. Mein Kopf löschte einfach alles, so dass ich nur da saß und Jim in den Armen hielt. Dann, wie auf einen Schlag kam alles wieder und ich drückte ihn zu Boden. Tränen strömten von meinem Gesicht, aber ich war so in das Vertieft was ich tat, dass ich den Schuss nicht mal wahrnahm, den ich neben mir hörte.

„Nein! Nein, nein, nein! Jim, hörst du mich? Jim?... Nein! Nein, Nein!“, schrie ich immer wieder und pumpte mit meinen Händen in regelmäßigen Abständen gegen seinen Oberkörper. Ich versucht sein Herz in Takt zu bringen, gleichzeitig die Kugel nicht zu verschieben und das Loch zu zuhalten, damit er nicht zu viel Blut verlor.

„Eden… Eden! Es ist zu spät! Lass es gut sein, du hast getan was du konntest…“, ich hörte das Zittern in seiner Stimme, doch ich wollte ihm nicht gehorchen. Es war nicht zu spät, ich konnte, nein, ich musste ihn retten! Doch insgeheim, tief in mir drinnen, wusste ich das es vergebungslos war seit dem ich seinen Puls an seinem Hals geprüft hatte nachdem die Kugel ihn getroffen hatte. Ich wollte es nur nicht einsehen. Alles in mir drin war wie zu Stein erstarrt und die Tränen liefen über meine Wangen wie ein Wasserfall. Und genau in diesem Moment wusste ich was Liebe war. Ich wusste wie es sich anfühlte jemanden zu lieben und ihn zu verlieren. Und ich erinnerte mich an meinen Vater und die Tränen kamen von neuem. Ich konnte mich nicht mehr zurück halten. Ich brach zusammen, über Jims schlaffem Körper und ich rührte mich nicht. Ich heulte und kreischte vor Schmerz, da es nicht auszuhalten war jemanden geliebtes zu verlieren und ich dachte an Derek und an Dad und an mich. Wieso ich? Wieso musste das alles mir passieren. Ich war zu jung dafür, zu schwach. Ich konnte das nicht einstecken. Nicht noch einmal. Ich hatte nach Dad’s Tot schon ewig gebraucht darüber hinweg zu kommen und obwohl ich immer so schien als wäre ich kalt und konnte nicht lieben, Freunde finden oder Gefühle zeigen. In Momenten wie diesem kam alles raus und ich wurde Lou Summers, das Mädchen, welches nie gelernt hatte sich zu verteidigen und nie gelernt hatte steif und kalt zu sein. Sich an niemanden zu binden und unerreichbar zu sein. Dieses Mädchen war Lou Summers und ich fand sie in mir. Ich wollte weg. Ich wollte nicht mehr hier sein, ich wollte Jim nicht mehr anblicken müssen weil mich die Schuldgefühle verfolgten und ich wahrscheinlich nie mehr schlafen konnte. Ich wollte niemanden sehen oder mit niemandem sprechen. Ich wollte, dass Jeremy Jim nahm und verschwand und nie wieder nach mir suchte, denn ich war ein Monster. Ein Monster, welches ihren Cousin auf dem Gewissen hatte und nicht darüber hinweg kam.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und sah zu Jim. Und ich erinnerte mich von neuem an meinen Dad und die Tränen kamen schon wieder. Ich hielt ihn in den Armen, meinen Cousin und Bruder und er war… er war kalt und rührte sich nicht. Ich wollte die Luft anhalten, nicht mehr atmen und hier auf der Stelle tot umfallen, mein Leben wäre vorbei und ich wäre erlöst und müsste den ganzen Mist hier nicht mehr mitmachen.

Ich war so dankbar darüber dass Jeremy nichts sagte und komischerweise fühlte es sich so gut an, als er sich neben mich setzte und mich in den Arm nahm. Ich ließ Jim langsam aus meinen Händen gleiten und lehnte mich an seinen Oberkörper, nur um noch mehr zu schniefen und weinen und bald sein ganzes Oberteil nassgetrieft hatte. Er strich mir ganz ruhig nur über den Rücken. Als ich aufsah bemerkte ich den langen, dürren Angreifer auf dem Boden liegen. Er war tot. Und das ließ mich wieder an Jim denken, der es ebenfalls war und ich wollte es nicht wahr haben. Jeremy meinte vielleicht er hätte mir einen Gefallen getan in dem er ihn getötet hatte, doch es führte nur dazu, dass ich mich schlechter fühlte. Jetzt hatte ich zwei Leute auf dem Gewissen. Ich musste hier weg, in ein anderes Land. Was ich befürchtet hatte war eingetreten und jemand geliebtes war gestorben. Mein Kopf tat so sehr weh, dass ich gar nicht wusste was ich zu tun hatte, wieso ich oder Jeremy hier waren oder wer ich war. Meine Gedanken galten ganz alleine Jim und meinem Dad und ich wusste einfach nicht mehr weiter. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich sprachlos und ich sah zum Himmel und betete. Ich betete um Hilfe, denn das war zu viel für mich. Als ich versuchte mich zu rühren und auf zu stehen brachte ich keinen Muskel dazu sich zu rühren. Es war hoffnungslos. Ich war hoffnungslos. Hoffnungslos traurig und verloren und ich löste mich von Jeremys Schulter um mich wieder an Jim zu klammern. Und plötzlich wurde alles schwarz vor meinen Augen und ich versank in einem Tränenmeer.

Eden BraceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt