9. Kapitel

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9. Kapitel

Ich ließ mir die Panik nicht anmerken. Das war wirklich wichtig, denn wenn dein Kidnapper bemerkt, dass du ihm auf die Schliche kommst, dann wird er sehr wahrscheinlich schneller versuchen dich auszuschalten. Ich blieb ganz ruhig. Innerlich kochte ich jedoch. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Zum ersten Mal war ich wirklich ratlos. Wir waren mitten in der Pampa und nirgendwo war auc...h nur ein Anzeichen von Zivilisation. Ich hatte nicht mal Signal auf meinem Handy. Irgendwann beschloss ich einfach abzuwarten und ihn möglichst davon ab zu halten ans Handschuhfach zu kommen.

„Ach man. Ich kann echt keine Karten lesen. Das ist mir ziemlich peinlich gerade. Magst du mal schauen?“, er sah mich immer noch mit dieser Unschuldsmiene an und ich nahm ihm die Karte aus der Hand. Er lehnte sich zu mir rüber und ich atmete tief. Er konnte jeder Zeit aus dem Hinterhalt angreifen und mit seiner Hand meinen Nacken packen. Ich konzentrierte mich auf jede seiner Bewegungen und konnte deshalb nicht den richtigen Weg finden.

„Hast du kein Navi?“, fragte ich irgendwann genervt, weil ich es satt hatte, dass er mir so nah war. Es war auch irgendwie gruselig. Seine Augen hellten sich auf und er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.

„Stimmt, natürlich!“, er holte sein Handy raus und ich legte die Karte beiseite, blieb mit meiner Aufmerksamkeit aber bei ihm. Ich übersah nichts. Nicht die leiseste Bewegung.

„Kein Netz, ach Mist. Ich schau schnell ob ich draußen was finde.“, sehr gut, dachte ich mir. Das war wirklich kein guter Zug von ihm gewiesen.

Während Derek draußen wie ein doofer rumlief und Signal suchte, öffnete ich unbemerkt das Handschuhfach, nahm die Pistole an mich und steckte sie ihn meinen Hosenbund. So wie gewöhnlich und wieder mal wurde ich an mein altes Leben erinnert. Ich seufzte. Wenigstens erinnerte mich das hier an meinen Dad und ich spürte ihn bei mir. Er ließ mich nicht allein und war bei mir um mir zu helfen. Er war mein Schutzengel.

Ich stieg aus dem Auto und lief vorsichtig auf Derek zu, der stehengeblieben war und auf seinem Handy rumtippte. Kein gutes Zeichen. Ich sah mich in der Gegend um. Nahm alles ins Visier. Was deutete auf einen Hinterhalt hin?

„Steig wieder ein, ich hab’s, ich weiß jetzt den Weg. Lou oh Mann, nochmal sorry.“, irgendwie sagte mir etwas dass er sich wirklich entschuldigen wollte. Für was diese Entschuldigung im Endeffekt war, wollte ich gar nicht wissen.

Ich gehorchte und stieg ohne ein Wort in den Wagen. Neben mir stieg Derek ein und er startete den Motor. Bis jetzt war alles noch okay. Als er jedoch mit seiner Hand zum Handschuhfach griff, musste ich ihn irgendwie aufhalten.

„Können wir bitte fahren. Ich will jetzt wirklich heim, das war zu viel.“, ich wurde wirklich ernst und energisch und keiner hätte mir in diesem Moment widersprochen. Nicht mal Derek. Er sah mich teils verwirrt, teils schockiert und entschuldigend an.

Dann holte er sein Handy raus und gab es mir. Ich sollte ihm die Bilder zeigen die er von dem richtigen Weg in ‚Maps‘ gemacht hatte. Ich tat was er sagte und nach etwa 15 Minuten standen wir vor dem Autohändler in der Nachbarstadt. Ich war wirklich erleichtert. Entweder er hatte Verdacht geschöpft, dass ich davon wusste und versuchte nun von sich ab zu lenken, oder er war gar nicht einer von denen.

Wir stiegen aus und betraten das Gebäude. Ich hatte seine Pistole immer noch in der Tasche und es war wirklich unglaublich wie wohl und sicher ich mich damit fühlte. Es war eben doch ein Teil von mir und das war irgendwie gruselig.

Als ich mit dem Angestellten über das Auto sprach, welches ich gesehen hatte und mir gerne genauer anschauen wollte, konzentrierte ich mich eher auf mein Umfeld als auf das was ich sagte.

Wir gingen nach draußen und schauten uns den Audi TT quattro 2000 in schwarz an. Ein wirklich toller, schon etwas älterer Sportwagen. Ich war sofort verliebt und mit dem Preis für den Gebrauchtwagen auch zufrieden. Als wir wieder nach drinnen gingen um die Dokumente auszufüllen, bemerkte ich, dass meine Schnürsenkel offen waren. Während der Angestellte die Unterlagen hervor holte beugte ich mich also nach unten um sie wieder zu, zu binden. Als ich wieder hoch kam und Derek anblickte sah er mich streng und mit ernsten Augen an.

„Ist das meine?“, mein Herz fing an zu pochen. Er zeigte direkt auf meine Hüfte wo sich die Glock 17 befand.

Eden BraceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt