10. Kapitel

793 28 2
                                    

10. Kapitel

Ich sah ihm direkt in die Augen, zeigte aber nichts von der Panik, die sich in mir drinnen ausbreitete.

„Würden sie uns kurz entschuldigen? Wir sind gleich wieder bei ihnen.“, wandte er sich an den Angestellten, dem das nichts auszumachen schien, denn er war immer noch dabei die richtigen Unterlagen hervor zu holen.

Derek ging voran aus dem Haus und ich folgte ihm ohne zu Zögern. Das ...würde nämlich auf meine Angst aufmerksam machen.

Draußen vor dem Eingang drehte er sich zu mir um.

„Her damit!“, forderte er auf und ich sah ihn ernst an. Wenn er einer von Ihnen war, war es wirklich eine schlechte Idee ihm die Waffe zu geben.

„Wieso hast du eine Glock 17 in deinem Wagen?“, und gleich nachdem ich das gesagt hatte hätte ich mir mit der Hand gegen den Kopf schlagen können. Was tust du denn? Wenn Derek nicht einer von denen war, dann würde er sich jetzt sicherlich wundern warum ich wusste dass das eine Glock 17 ist. Ich regte mich innerlich so sehr über mich selber auf, dass ich gar nicht bemerkte wie Derek sich die Waffe einfach so aus meiner Hose schnappte. Ich sah ihn empört an. Das war ein sehr schlechter Zug von mir gewesen. Immer wachsam sein, nicht wahr? Ich war übermüdet. Ganz schlecht, vor allem im Moment. Zu meiner Erleichterung ging er auf seinen Wagen zu und verstaute die Waffe im Handschuhfach.

„Wir wollen doch nicht, dass das jemand sieht. Wieso nimmst du dir meine Sachen?“, fragte er erneut, doch ich konnte auf diese Frage nicht antworten bevor ich nicht seine Antwort auf meine wusste.

„Das sage ich dir erst, wenn du mir sagst wozu du eine Waffe in deinem Handschuhfach hast.“, plötzlich änderten sich seine Augen und er sah zu Boden. Als er wieder zu mir blickte, waren sie ganz glasig und er musste sich wegdrehen, damit ich nicht sah, wie ihm eine Träne kam. Doch er riss sich zusammen.

„Hast du das Bild in meinem Wagen gesehen? Vorne am Spiegel? Das ist meine kleine Schwester Anna. Sie wurde vor einem Jahr entführt. Zwei Wochen später wurde sie tot auf einem Spielplatz gefunden. Das ist der Grund warum ich mich so sicherer fühle. Zufrieden?“, jetzt kullerte ihm eine Träne die Wange runter, doch er wischte sie schnell weg und räusperte sich. Jetzt bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte ihn Verdächtigt und die Wahrheit ist extrem traurig. Ich sah zu Boden. Er hätte auch gut lügen können, aber ich wusste einfach dass er es nicht tat. Ich konnte seine Trauer spüren. Und diese Trauer war echt, weil seine kleine Schwester ermordet wurde.

„Es… Es tut mir Leid…“, stammelte ich und er nickte nur. Dann atmete er tief durch und ging wieder nach drinnen. Wir schwiegen beide während ich die Unterlagen ausfüllte und der Angestellte mir irgendwelche Papiere in die Hand drückte. Im Großen und Ganzen sollte ich in zwei Tagen wieder kommen, dann wäre es fertig gereinigt und bereitgemacht um mich, seinen neuen Besitzer willkommen zu heißen.

Wir stiegen in Dereks Wagen und er fuhr mich nach Hause. Bei jeder Kurve wackelte das Bild von Anna nach rechts und links und ich fühlte mich wirklich schlecht.

„Ich habe deine Frage noch nicht beantwortet. Ich habe die Waffe genommen, weil ich unsicher war was du damit vorhattest. Ich kenne dich ja nicht und bin nach dem Unfall von meinem Dad vorsichtig wem ich vertrau, es ist ein Freund von ihm gefahren und er war anscheinend betrunken gewesen, was mein Dad nicht gewusst hatte.“, im Lügen war ich wirklich gut. Das war nun mal von mir gefordert. Es war ja aber nicht alles ganz gelogen. Ich war wirklich Unsicher gewesen was er mit mir vorhatte.

Derek nickte nur. Mich machte das ganz nervös, dass er nur so da saß und nichts sagte. Irgendwie wollte ich ihn gar nicht verletzten und jetzt tut es mir wirklich leid. Ich wusste wie es sich anfühlte enttäuscht zu werden. Und momentan hatte ich ihn enttäuscht. Aber ich kannte ihn doch gar nicht, wie sollte ich ihm also trauen? Als wir in unsere Straße bogen sah ich Maggys Auto in der Einfahrt. Ich war wirklich erleichtert jetzt zu Hause zu sein. Die Fahrt war endlos lang und qualvoll. Derek hatte nicht ein Wort mit mir gewechselt obwohl ich es versucht hatte. Als ich ausstieg und über die Straße lief drehte ich mich nochmal um.

„Ciao, und danke dass du mich gefahren hast.“, ich lächelte, doch er sah mir nicht mal in die Augen als er antwortete.

„Kein Ding.“, und er verschwand durch seine Haustür.

Eden BraceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt