41. Kapitel
Ich ließ Maggy nicht mehr los. Ich hielt sie ganz behutsam und weinte mit ihr. Wir ließen die ganze Trauer raus, die sich die letzten Tage angesammelt hatte und benutzten den jeweils anderen als Stütze. Es hatte dazu kommen müssen. Wir könnten das beide nicht alleine durchstehen, wir haben einen weiteren geliebten Menschen verloren und durften uns gegenseitig in so einer Zeit nicht auch noch verlieren. Natürlich fühlte ich mich schuldig. Hätte ich auf Maggy gehört und wäre hier geblieben, dann wäre Jim nicht in so eine Lage wie im Wald gekommen. Anderseits... vielleicht ist das einfach Schicksal. Diese Mistkerle hätten ja nicht aufgegeben. Sie hätten mich woanders aufgesucht und alles getan um an mich ran zu kommen. Sie kannten meine Schwächen. Die Menschen die mir wichtig waren. Maggy, Derek, April, ja sogar Jeremy und sein Dad. Ich musste sie alle beschützen. Durch mich wurde ihr Leben viel komplizierter und gefährlicher. Aber ich hatte einen Plan. Derek und April würde ich eine eigene Pistole besorgen. Sie würden sich wehren können und der Angreifer war ihnen nicht gänzlich überlegen. Bei Maggy würde ich bleiben. Ich würde sie nicht alleine lassen. Wir gehörten zusammen, wir waren eine Familie.
Maggy schluchzte weiterhin an meine Schulter. Ich drehte meinen Kopf zu Derek, der mich anlächelte. Ich nickte ihm erleichtert zu, damit er verstand, dass er wieder ins Haus zurückgehen konnte. Es war alles wieder gut.
Nach einer Weile sah ließen wir voneinander ab und ich sah Maggy in die Augen. „Maggy, ich brauche dich. So wie du mich brauchst. Wir können und sollten das nicht alleine durchstehen.", sie sah mich nur an und nickte. Sie wusste, dass ich Recht hatte. Es machte mich verrückt in diesem Haus zu sein. Jim war überall anwesend. Ob es seine Spielsachen im Wohnzimmer waren, seine Zimmertür an der man jedes Mal vorbeikam wenn man ins Badezimmer wollte oder die Filzstiftstriche an der Wand von vor ein paar Wochen, als Maggy und ich nicht zu Hause waren und er Langeweile bekommen hatte. Mensch hatte er Ärger am Hals als Maggy seine Verunstaltung der Tapete entdeckt hatte.
Wir hatten mittlerweile meine Sachen von Jeremy geholt und Jims Sachen alle in seinem Zimmer untergebracht. Ohne die bunten Legosteine, die überall herumfuhren sah das Haus ziemlich trist und farblos aus. Vielleicht lag es auch einfach nur an der Atmosphäre.
Eine Woche später klingelte es plötzlich an der Tür als wir gerade dabei waren uns Gedanken darüber zu machen, das Haus zu verkaufen. Zu viele Erinnerungen machten den Alltag unerträglich.
„Jeremy?", ich war ziemlich überrascht ihn vor dem Haus zu sehen, nachdem ich die Türe geöffnet hatte.
„Hey Eden.", sagte er kleinlaut.
„Alles in Ordnung?", wir hatten nicht viel Kontakt gehabt in letzter Zeit.
„Ja, ich wollte dich nur sehen... Ich vermisse dich, es war schön als du bei uns gewohnt hast. Nicht, dass ich mich nicht für dich freue, also dass du dich wieder mit deiner Tante vertragen hast aber ja...", er grinste mich schuldbewusst an. Ich hatte ihn ja auch vermisst, Jeremy war mir wirklich wichtig geworden und auch wenn ich mir mittlerweile sicher war, dass Derek und ich etwas ganz besonderes hatten. Jeremy war wie ein Bruder für mich. Das klang zwar irgendwie falsch, da ich nicht leugnen kann mich zu ihm hingezogen zu fühlen, doch es war ganz anders als bei Derek.
„Ich... Ich meine, ich habe dich auch vermisst, aber...", weiter kam ich nicht, da mich Jeremy freudestrahlend unterbrach.
„Wirklich? Ich wusste es, och man Eden ich dachte schon du willst nichts mehr von mir wissen und dass du mit diesem Derek rumhängst, wir haben ewig nicht mehr geschrieben, ich bin extra gekommen um mit dir zu reden, weil..."
„Moment mal, also...", und schon wieder wurde ich unterbrochen. Diesmal waren es jedoch nicht Jeremys Worte, sondern sein Mund, den ich ganz plötzlich auf meinen Lippen spürte. Ich war wie erstarrt. Seine Hände schlangen sich um mich und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Mensch, er konnte gut küssen. Aber ich wollte doch mit Derek zusammen sein?
„Eden!?", ach ja, Derek... er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt mich Eden zu nennen. Jemanden den man sehr gern hat, sollte man auch beim richtigen Namen nennen - das waren seine Worte gewesen. Moment mal, seine Worte... war das gerade Derek gewesen? Ich riss mich von Jeremy weg und starrte auf die gegenüberliegende Straßenseite. Da stand Derek neben seinem Truck und starrte uns entgeistert an. Toll, jetzt hatte Jeremy etwas total missverstanden und Derek hat ihm dabei zu gesehen. Naja, er hatte wohl eher uns dabei zu gesehen. Oh, nein.
„Derek, es ist nicht so wie es aussieht!", toll Eden, ganz toll! Das war ja mal wirklich der klischeehafteste Spruch den ich je aus deinem Mund gehört habe. Meine Gedanken brachten mich noch um.
„Du hängst immer noch mit dem rum? Gerade hast du doch gesagt...", Jeremy starrte mich entgeistert an. Was sollte ich nur tun? Wie war ich in diese verzwickte Lage geraten? Oh ja genau, du hast Jeremy gesagt, dass du ihn vermisst hast. Aber ich habe ihn doch nicht auf so eine Art und Weise vermisst. Zumindest dachte ich das.
Derek sah mich immer noch enttäuscht an und schüttelte dann langsam den Kopf. In mir drinnen verkrampfte sich alles. Nein, bitte ich wollte dich doch nicht verletzen. Ich hab doch gar nichts gemacht, außer dass ich mich nicht sofort von Jeremy losgerissen habe.
„Da sieht man mal wo ich wirklich bei dir dran bin Eden... oder Lou, ich weiß anscheinend immer noch nicht, wem ich wirklich gegenüberstehe. Ich dachte wirklich mal, dass du es wert bist, aber da hab ich mich wohl getäuscht. Gut gespielt Eden, es ist vorbei.", damit drehte sich Derek um und marschierte in sein Haus. Ich stand wie erstarrt da und schaute ihm hinterher. Mir stiegen Tränen in die Augen, oh nein, nicht vor Jeremy weinen. Bleib stark, Eden! Wie konnte etwas so wehtun, wie konnte sich alles in einem drinnen zusammen ziehen und wie konnte man das Gefühl bekommen, nicht mehr richtig atmen zu können. Wieso spielten sich seine Sätze immer und immer wieder in meinen Gedanken ab. Jeremy starrte mich immer noch entgeistert an. Toll, heute gleich zwei Menschen auf einmal verletzt, wie bekommst du das nur immer hin. Ach ja, darauf wurde ich ja seit ich klein bin spezialisiert. Nur leider wollte ich nicht die Leute, die mir wichtig sind verletzten.
„Jeremy, ich...", ich wusste nicht was ich sagen sollte.
„Das war's dann wohl. Ich dachte ich habe dir was bedeutet.", warum war heute jeder so dramatisch?
„Aber du bedeutest mir doch etwas.", nur vielleicht nicht das, was du dir erhoffst.
In meinem Kopf drehte sich alles. Und asozial wie ich war, drehte ich mich um und verschwand im Haus. Die Tür machte ich vor seiner Nase zu. Ich konnte nicht mehr denken, ich konnte nicht mehr sprechen, ich musste jetzt erst mal für mich selber klare Gedanken fassen und verstehen was ich eigentlich wollte und was das alles zu bedeuten hatte. Der Tag hatte doch so gut begonnen, wieso passiert so was immer mir?
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Jaaaa, ein neues Kapitel! Also, nochmal sorry für fast 2 Jahre Pause. Leute ich hatte so viel Schulzeug und die Geschichte hat mir nichtmehr so gefallen AAABER, ich hab jetzt mein Abi geschrieben, wieder viel Zeit und will keine halben Sachen machen, deshalb schreib ich Eden Brace fertig. Die Kapitel werden immer so in einem 3 Tage Abstand hochgeladen, hoffe ich:)
Hoffentlich gefällt euch das neue Kapitel. Team Jeremy oder Team Derek?? Über Feedback freue ich mich wie immer seeehr, vorallem nach einer so langen Zeit... Vielleicht hab ich das schreiben ja verlernt:oo♥

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Eden Brace
AzioneEdens Vater ist Tot und sie muss zu ihrer Tante ziehen, eine neue Identität annehmen und als normaler Teenager leben. Eden ist es nämlich nicht gewohnt normal zu leben. Ihr Vater war Agent einer Spezialeinheit des Präsidenten und sie wurde deshalb i...