Während alle genüsslich weiter aßen, stieß sich Hermine mit einem "entschuldigt mich kurz" vom Tisch ab, und verließ die Große Halle.
Sie bog nach links und hörte schon in der Ferne das Schluchzen eines kleinen Jungens.
Hermine beschloss sich bedeckt zu halten, und lugte deshalb nur hinter einer Säule hervor.Malfoy hatte den Jungen auf eine der Fensterbänke gesetzt, und stand ungefähr einen Meter davon entfernt.
"Weißt du, was ich immer gemacht habe, wenn mir Briefe Angst eingejagt haben?" seine Stimme klang weich, beinahe mitfühlend. Der kleine Blonde schüttelte den Kopf.
"Ich habe sie als erstes Zerrissen." Mit einer schnellen Bewegung zerriss Malfoy das rote Papier. "Dann habe ich es gedreht," er tat wie eben gesagt, "und erneut zerrissen." Der Blonde Junge schaute immer noch gebannt zu.
"Dann, wenn die Schnipsel klein genug waren, habe ich in den obersten Korridoren ein Fenster geöffnet," er öffnete des Fenster gegenüber des Jungen, "und mit meiner vollsten Wut gegen die Schnipsel gepustet und mir vorgestellt, ich würde all meine Sorgen weg pusten." Nun hielt er dem Blonden die Schnipsel hin, welcher nun einen kräftigen Zug Luft holte, und diesen gegen Malfoy's Hand blies.Wieder huschte ein unerwünschtes Lächeln über Hermines Gesicht. Unfassbar wie ungeniert Malfoy über seine Kindheit reden konnte, wenn er nur den richtigen Gesprächspartner hatte. Und dass dieser ausgerechnet ein 11 Jahre alter Slytherin sein würde, hätte Hermine niemals vermutet..
"Und wenn du dann nach Hause kamst?" "Hab ich's über mir ergehen lassen."
Hermine schnaubte leise. Ganz fehlerfrei waren seine Tipps dann wohl doch nicht.
"Ich weiß das klingt jetzt aussichtslos, aber manchmal kannst du dich gegen bestimmte Dinge nicht wehren. Es ist dann so, Scorpius, als würdest du versuchen nicht zu weinen." Hermine schaute nun hinter der Säule etwas hervor um Malfoy sehen zu können, der sich ebenso auf die Fensterbank gesetzt hatte. Nur reichten Seine Beine, im Gegensatz zu denen des Kleinen, bis zum Boden.
"Nach einer Weile hast du dich unter Kontrolle, du lernst damit umgehen zu können. Doch es geht nicht immer. Manchmal muss ein Mensch weinen, um sich loslassen zu können. Und es ist keine Schande wenn du das tust. Und lass' dir ja von Niemanden der kleinen Jungs da drinnen einreden, du wärst kein richtiger Mann. Sie wissen alle nicht, was du zuhause erlebst."
Mit diesen Worten kehrte Stille ein. Doch nach kurzer Zeit räusperte sich Malfoy, welcher nun 'Scorpius' von der Fensterbank hob.
"So," er strich sich die Hände aneinander, "Und jetzt gehst du mit erhobener Brust zurück zum Essen." Der kleine Blonde nickte, und lief los, als wäre nie etwas passiert.Kaum war der kleine verschwunden, verschränkte Hermine ihre Arme vor der Brust und trat schmunzelnd hervor, sodass es aussah als wäre sie gerade erst gekommen.
"Kennen wir uns, oder bist du verflucht?" zog sie ihn etwas verschmitzt auf. Malfoy richtete schlagartig seinen Kopf auf. "Was hast du alles gehört?"
Hermine schlenderte zu ihm, noch immer mit verschränkten Armen, und lehnte sich neben ihn an die Fensterbank. "Ach was, kaum was." log sie im Wissen, er würde sie für die Wahrheit noch mehr verabscheuen.
"Ah." brummte er nur trocken, und schaute zu Boden.
"Du hattest doch mit ihm geredet," begann Hermine nun doch, "was ist es denn nun? Er wird geschlagen, richtig?" Malfoy seufzte ein Mal tief.
"Ich glaube Schläge sind die kleinsten Dinge die er erlebt." Hermine schluckte.
Ihr machte es Angst, dass sie wusste dass es Malfoy damals nicht anders ergangen war. Beinahe hatte sie Mitleid, doch dafür konnte sie ihn einfach zu wenig leiden.
"Ich denke wir sollten zurück." räusperte sich Malfoy nun, für den diesen Situation sichtlich unangenehmer schien, als für Hermine.
"Sicher." brummte diese nun, und folgte dem Slytherin, welcher bereits einige Schritte Richtung Große Halle gesetzt hatte.
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Er konnte sich selbst kaum erklären weshalb, oder eher woher, er diese Worte für Scorpius gefischt hatte, doch er hatte es getan.
Und wenn er ehrlich war, fühlte es sich gut an. Es fühlte sich gut an, mit seinen negativen Erfahrungen Jemandem helfen zu können, der das gleiche durchlebte wie er.
Das war so gar nicht die feine Malfoy Art, warnte er sich selbst. Doch er verwarf den Gedanken, als er an das glückliche Gesicht des Kleinen dachte, für welches diese Ehrverletzung definitiv kein Opfer war.
Der nächste, verregnete, Morgen ließ nicht lange auf sich warten. Verschlafen, kaum mit offenen Augen, stocherte Draco in seinem Haferschleim herum. Er hatte weder Appetit, noch hatte er Durst.
Er war wie in einer Art Trance, in welcher sein Bett die einzige Medizin gewesen wäre.Hättest wohl früher zu Bett gehen müssen, Blödmann!
Er schnaubte gegen seine Gedanken an. Auch wenn sie vielleicht recht hatten: gestern Nacht saß er noch zu lange am Fenster.
Es klingt wie ein albernes Klischee, doch es fühlte sich richtig gut an für Draco die Tiefe Nachtluft einzuatmen. Als würde er alles schläfrige ausatmen, und alles Wache ein.
Problem: der Morgen ballerte ihm die Gegenwirkung entgegen, und er war doppelt so stark müde, wie am Abend zuvor.
"Wow, hat dir Jemand Kesselruß unter die Augen geschmiert, oder hattest du keinen Schlaf? Die Ähnlichkeit ist nahezu seltsam!" Blaise ließ sich auf die Bank gegenüber von Draco plumpsen. "Letzteres, Danke." grummelte Draco, welcher seinen Arm nun doch zu einem Löffel voller Haferschleim überreden konnte.
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Ginny hatte sich schon gewundert wo ihre beste Freundin blieb, bis ein kleines, zierliches Mädchen ihren Weg Richtung Gryffindor Tafel suchte.
"Wow, so ausgeschlafen habe ich dich ja schon lange nicht mehr gesehen!" grinste Ginny sarkastisch, als sich Hermine gegenüber von ihr auf die Bank fallen ließ.
"Mit Glück habe ich vier Stunden geschlafen. Krummbein wollte letzte Nacht einfach keine Ruhe geben, egal was ich getan habe." "Und wie hast du ihn dann still bekommen?"
"Eventuell habe ich ihn ausgesperrt?" krächzte Hermine nun Schuldbewusst, und stopfte sich direkt ein halbes Toast in den Mund.
Während sie so dasaß musterte sie den Slytherin Tisch. An diesem saß ein komplett zerstörter Malfoy, wessen Augenringe einer Kiesgrube ähnelten.
Als diese wandelnde Kiesgrube nun aufschaute, und sich seine grauen mit ihren braunen Augen trafen, lächelte Hermine ihm leicht ertappt zu, und vergrub sich anschließend hinter einer Pracht an Haaren.
Sie wollte nicht nett sein! Das hatte sie sich von Anfang an gesagt! Sie würde nicht auf seinen falschen Charme reinfallen! Sie nicht!
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the stupid, the proud | Dramione
FanfictionDer Traum auf ein normales, ruhiges zweites Schuljahr war verflogen. Hermine würde sich nicht auf den Lernstoff konzentrieren können, nicht nur. Ihr machte es nichts aus Vertrauensschülerin zu sein, es ehrte sie sogar. Doch brauchte sie nun mal eine...