the stupid, the proud | Dramione

| 9 |

Es war nun schon das dritte Mal hintereinander, dass Malfoy etwas sinnvolles von sich gab, weshalb Hermine sich nun seufzend zurücklehnte. Sie würde heute ja doch nichts sinnvolles mehr beitragen können.

"Und wenn wir statt der Winkelgasse eine Runde Quidditch spielen? Wenn die Kleinen ihre erste Flugstunde hatten, dann dürfen wir das sicherlich. Wir können ja die Anfängerbälle nehmen?" schlug Anthony nun vor, und Malfoy schaute direkt etwas abgeneigt.

"Anfängerbälle? Peinlich genug, dass die existieren. Aber mit denen Qudditch spielen..?" "Du sollst ja nicht den Hauspokal gewinnen, sondern die Freude der Schüler." Hermine sah von der Seite seinen eher unbegeisterten Blick, verdrehte daraufhin jedoch nur die Augen und setzte sich aufrecht hin.

"Also ich finde das eine gute Idee. Zwar bin ich nicht die Begabteste in diesem Sport, aber für eine Runde mit den Erstklässlern wird's reichen." Anthony grinste und verschränkte die Arme.

"Ah ja? Und wann bist du zuletzt einen Besen geritten?" Hermine schaute etwas höher, als würde sie stark nachdenken, was eigentlich völlig überflüssig war.

Jahrelang saß sie auf keinem Besen mehr. Um ehrlich zu sein saß sie einzig und allein bei ihrer ersten Flugstunde auf einem Besen. Und diese lag nun schon sieben Jahre in der Vergangenheit.

"Im ersten Schuljahr. Das klingt jetzt erbärmlich, aber-" "das stimmt so nicht ganz." brach ihr Malfoy das Wort ab.

Etwas verwirrt blickte sie zu ihm hoch, doch er ließ sich gar nicht vom Weg abbringen.

"Das letzte Mal, Miss Granger, saßt du im Raum der Wünsche auf einem Besen, als wir vor dem Feuer geflüchtet sind. Da, wo Goyle.." sie hörte ihn leise schlucken. Auch Hermine schlug dieser Gedanke etwas auf den Magen, doch sie räusperte sich ein Mal.

"Genau, richtig." Anthony schien die drückende Stimmung nicht aufgefallen zu sein, denn er klatschte nun ein Mal in die Hände.
"Super. Dann können wir das ja einfach mit der Hütte tauschen."

Erleichtert atmete Hermine auf. Sie hatte nun mit einer abwertenden Bemerkung von Malfoy gerechnet. Doch der Blonde hatte sich versteift und blickte stur zu Boden. Er machte nichtmal Anstalten zu Blinzeln.

•

Das Treffen kam ihm noch schier endlos vor, wie er dort nun saß und an seinen ehemals besten Freund dachte.
Goyle war schon seit der ersten Klasse ein Teil von ihm gewesen.
Er war sein treuester Freund, eine ehrliche Haut. Keineswegs war er ein guter Mensch gewesen, doch für Draco war er unersetzbar.

Als Anthony alle verabschiedete, ließ sich Draco die Zeit nicht nehmen. Er stand abrupt auf und verließ den Raum.

Er war erst um eine Korridorecke gebogen, als er hastige Schritte hinter sich hörte. Er rechnete nun mit Pansy's Stimme, die schon seit Beginn des Treffens auf ihn gelauert hatte. Doch stattdessen ging nun neben ihm Granger, welche ihn unentwegt von der Seite aus anstarrte.

"Ich bin keine Kunsthalle." knurrte er nun trocken. Er wollte nicht freundlich sein, nicht jetzt.

"Das tut mir leid." Draco legte die Stirn in Falten. "Na, dass du damals deinen besten Freund verloren hast." Draco nickte brummend und bog erneut ab.

"Wenn du reden-" "Nein! Nein Granger, zufälligerweise möchte ein Mensch der einen Raum hastig verlässt nicht 'drüber reden'!" keifte er nun, während er sein Tempo noch mehr anzog.

Granger musste mittlerweile immer ein bis zwei Schritte laufen, um mithalten zu können.

"Entschuldige bitte, dass ich einmal meinen Stolz beiseite gelegt habe! Du bist nicht der einzige der Menschen verloren hat!"

"Wen hast du denn verloren? Dumbledore? Lupin?" Draco schnaubte verachtend, "Deine Verluste sind nicht mit meinen zu vergleichen! Ich habe Familie verloren, Granger! Und ich habe meinen engsten Freund verloren! Du hast deine noch, ich nicht! Er fiel unter mir in die Flammen. Ich konnte leben, er verbrannte dort unten! Du hast keine Ahnung wie das ist!"

•

So viel hatte sie Malfoy noch nie über den Krieg reden hören, und vor allem nicht so ernst und glaubhaft seriös.

Auch, wenn sie es widerlich fand wie er über ihre Verluste sprach, konnte sie nicht leugnen dass er auf einer Seite recht behielt.

"Gut, ich weiß nicht wie es ist den besten Freund zu verlieren! Aber ich weiß wie es ist Jemanden den man sehr mochte sterben zu sehen!"

"Du kannst uns nicht vergleichen, komm' damit klar. Reinblut." Die Tür zum Slytherin Gemeinschaftsraum öffnete sich, und Malfoy ließ eine angesäuerte Hermine vor dem Kerker zurück.

•

Mit sagenumwoben schlechter Laune knallte Hermine rücksichtslos die Tür ins Schloss. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck wurde sie von Ginny gemustert.

"Was'n mit dir passiert?"
"Malfoy ist mit mir passiert." fauchte sie erbittert, und vergrub ihr Gesicht in ihren Kissen wie sie es immer tat, wenn sie nicht reden wollte.

Es war nun schon später Nachmittag, und Hermine hatte sich mal wieder in der Bibliothek niedergelassen.

Etwas gedankenverloren blätterte sie in einem der Schulbücher umher. Sie wusste weder was sie las, noch wie lange schon. Ihre Gedanken hangen definitiv woanders.

"Entschuldigung?" Wie hochgeschreckt schaute Hermine nun auf. Doch sie musste nicht viel hoch schauen um die Person zu erkennen, die halbherzig lächelnd vor ihr stand. Denn vor ihr stand ein kleiner, blonder Junge.
Unverkennbar; es war Scorpius.

"Ja?" grinste Hermine etwas aufgesetzt. "Darf ich mich zu Ihnen setzen? Ich muss Hausarbeiten machen und Malfoy möchte jetzt nicht mit mir lernen."

Hermine stutzte. "Wie? Er 'möchte nicht mit dir lernen'?" Scorpius kletterte auf den Stuhl neben Hermine und zuckte mit den Schultern.
"Er war ganz schön schlecht gelaunt. Er sagte nur er habe wichtigeres zu tun als mit mir zu lernen."

Hermine öffnete leicht der Mund. Sie fand es unfassbar unseriös, dass Malfoy seine schlechte Laune an dem kleinen Jungen ausließ. Sie hatte auch keine gute Laune, und trotzdem blieb sie nett und höflich.
Aber das sah dem neureichen Malfoy mal wieder ähnlich.

"Nehm' Malfoy das nicht so böse. Er hat, denke ich, momentan viel um die Ohren. Ich bin mir sicher er wird wieder netter werden. Dann kann er mit dir lernen," sie stockte kurz und dachte dann an Malfoy's Unterrichtsbereitschaft, ".. oder du mit ihm, so wohl eher."

Grinsend vergrub sie ihre Nase wieder in ihrem Buch, wie gerne sie Malfoy jetzt eine gezimmert hätte..