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Sie waren nun schon so tief im Wald, dass Hermine befürchtete niemals mehr hinausfinden zu werden.

"Geht schon mal weiter, mein Schnürsenkel ist auf." "Beeil dich!" sagte Anthony streng, ging jedoch weiter während sich Hermine hinunter bückte.

"Dämliches Ding," fauchte sie, als ihr Schnürsenkel sich etwas verknotete, "geh' doch zu!"

Nach ungefähr 40 Sekunden hatte sie ihn wieder geschnürt, verfiel jedoch in leichte Panik als sie die anderen weder hören, noch sehen konnte- sie war also alleine.

Vorsichtshalber zog sie ihren Zauberstab hervor und setzte vorsichtig einen Schritt vor den Nächsten.

Hinter einem großen Baum vernahm sie nun ein Knacken von Ästen, weshalb sie still stehen blieb und auf den Baum starrte. Das Laub raschelte verdächtig, als sie schon die Silhouette einer Person erkannte.

"Willst du hier irgendwem was beweisen?" Die große Silhouette entpuppte sich als Malfoy, welcher nun auf sie zukam und theatralisch mit den Händen wedelte.
"Schlagzeile: Hermine Granger allein auf Erkundungstour!"

Hermine verfiel aus ihrer Schockstarre und schaute ihn bitter ernst an.
"Das ist nicht witzig, ich hab' euch wirklich nicht mehr gefunden."

Nun stand Malfoy unmittelbar vor ihr, was ihn beängstigend groß wirken ließ, was er so gesehen auch war.

"Aber, Malfoy! Jetzt hast auch du die Gruppe verloren!" Eine kurzzeitige Stille kehrte zwischen die beiden, bis Malfoy jedoch das Wort ergriff.

"Manchmal gehe ich gerne Risikos ein."

Entgeistert schaute Hermine nun hoch, direkt in seine grauen Augen. Sie strahlten eine gewisse Kälte aus, welche Hermine beinahe als ausdrucksstark empfand.

"Das meinst du nicht ernst." sagte sie dann flapsig, und ging einige Schritte an ihm vorbei, auf der Suche nach einer Spur der anderen.
Malfoy stolperte ihr langsam hinterher,

"Glaub' was du willst." seufzte er, und holte sie schnell wieder ein. Sie ging streng weiter und erleuchtete nun ihren Zauberstab mit 'Lumos'.

Sie gingen nun schon eine Weile so durch den Wald als wäre der andere gar nicht da, als Hermine doch das Wort erneut ergriff.

"Aber dein Patronus-" "Granger," fauchte Malfoy nun entnervt, "wieso beschäftigt dich das so?" Hermine dachte eine kurze Zeit nach, ehe sie seine Frage leise beantwortete.

"Naja, jeder Mensch hat doch einen Patronus, einen glücklichen Moment, welchem alle Ängste und schlimmen Erfahrungen weichen?"

"Das ist nicht wahr. So gutherzig du auch sein magst, dir muss doch klar sein, dass nicht jeder Mensch eine so krasse Glückseuphorie erlebt hat?" "Du kannst mir nicht erzählen, du warst noch nie glücklich? Allein all die Male, die du Harry oder Ron, oder auch mich, geärgert hast, müssten doch die reine Wohltat gewesen sein?"

"Da irrst du dich, gewaltig!" Nun ließ auch Malfoy seinen Zauberstab leuchten, "Ich handelte, wie mein Vater es von mir verlangte. Und um auf die Frage zu antworten: na klar war ich mal glücklich! Nur überwiegt die Dunkelheit, die Angst, der Schmerz nun mal die schönen Erlebnisse."

"Das glaube ich dir nicht." "Du kannst mein Leben überhaupt nicht nachvollziehen." gab Malfoy flapsig zurück.

Hermine wollte etwas erwidern, doch ihr fiel auf wie recht er hatte. Sie hatte keine Ahnung wie es mit so einem Vater zu leben wäre. Ihre Eltern waren Muggel, sie hatten keinen Einfluss auf sie, solange sie in Hogwarts war.
Malfoy's Eltern haben ihn rund um die Uhr im Visier. Er ist wie ihre Marionette; er trifft keine eigenen Entscheidungen.

"Ich glaube, Granger, es ist besser wenn wir umdrehen." "Aber die anderen-" "die Anderen werden auch ohne uns einen Platz finden." beendete Malfoy nun ihren Satz. Seufzend nickte sie nun, und folgte Malfoy zurück.

Doch wo lang mussten sie? Klar, einfach in die entgegen gesetzte Richtung- aber ob das auch so richtig war? Immerhin sind sie oft abgebogen..

"Weise mir die Richtung." Hermines Zauberstab drehte sich auf ihrer Handfläche einige Male, und deutete dann etwas nach rechts.
"Wie kamst du denn jetzt auf diese Idee?" Malfoy kam neben Hermine und schaute auf sie herab.

"Harry hat mir diesen Spruch gezeigt. Ich wusste gar nicht, dass das mit einem Zauberstab geht."
"Bitte? Du hast etwas von Potter gelernt?" Hermine nickte. War es denn so abwegig, dass sie auch von anderen lernte?

In der Ferne erkannte sie nun schon die wohl vertrauten Lichter Hogwarts'. Ein Seufzen der Erleichterung entfuhr ihr.

Kurz vor'm Waldrand brannte Hermine jedoch noch immer eine ganz bestimmte Frage auf der Zunge.

"Du scheinst den kleinen Blonden wirklich zu mögen, was?" Malfoy schnaubte abwertend.

"Das hat nichts mit mögen zu tun Granger, sondern mit Verständnis. Er hat es nahezu genauso schwer wie ich es hatte, oder habe. Ich weiß genau wie er sich fühlt, was er erlebt, was für Angst und Zweifel in ihm aufkommen, und wie sehr er sich eine andere Familie wünscht. Ich tue nicht mehr als meine Erfahrungen mit Jemandem zu teilen, der sie gebrauchen kann."

So viel sinnvolles hatte Hermine Malfoy noch nie sagen gehört. Es hatte sie berührt, tief in ihrem Inneren spürte sie wie ihr Herz warm wurde. Sie hatte es geschafft. Nach sieben Jahren hatte sie die andere Seite des arroganten, stolzen Malfoy's aufgedeckt.
Es schien ihr immer unmöglich, jemals einen vernünftigen Satz von ihm zu hören, doch das gerade war mehr als das. Es war, als würde er einmal alles sagen, was er auch wirklich wollte.

Doch da es ja immer noch Draco Malfoy war, welcher neben ihr herging, musste er natürlich seinen Stolz beibehalten.

"Aber wieso erzähle ich dir das überhaupt? Schlammblüter haben andere Probleme.." Er verschnellerte seine Schritte nun und war nun schon einige Meter vor ihr.
Schlammblut? Und sie dachte wirklich er würde das nicht mehr sagen..

"Zehn Punkte Abzug für Slytherin!" fauchte sie angesäuert.

Die Bezeichnung 'Schlammblut' tat ihr nicht mehr weh.
Jedenfalls versuchte sie sich das einzureden. Sie selbst wusste jedoch mit am besten, dass dem nicht so war.

Endlich hatte auch sie Hagrids Hütte erreicht, und kletterte nun etwas unsicher den Berghang hinauf, zum Schloss.

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt