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Es hatte schon beinahe etwas gruseliges, wie der versteinerte Holzboden der Bibliothek unter Hermines Füßen nur ein leises Klacken ihrer Solen hinterließ.

Vorsichtig zog sie ihren Zauberstab hervor und brachte ihn erneut zum Leuchten. Mit vorsichtigen Schritten trat sie auf die hinteren Regale zu, in welchen es um Sagen und Mythen ging.

Doch kurz bevor sie die richtige Abteilung erreicht hatte, hörte sie das Rascheln von Buchseiten, ehe ein lautes Ratschen zu hören war, als hätte Jemand eine Buchseite heraus gerissen. Bei dem Gedanken drehte sich Hermine der Magen um.
Wie konnte man einem Buch nur ein Teil seiner Seele heraus reißen? Unmenschlich, wenn man sie fragte.

Unsicher schaute sie um die Regalecke, hinter welcher drei Sessel standen. Hinter den Sesseln stand auch noch ein Tisch an der düsteren Fensterbank. Auf diesem brannte eine kleine Öllampe, und vor dieser Öllampe saß ein großer Junge.

Schüchtern trat Hermine etwas aus der Defensive hervor. Im Schein der Öllampe erkannte sie nun das weißblonde Haar.
Etwas in ihr schrie, dass sie wieder weg laufen sollte. Doch wieso sollte sie nun gehen? Sie war Vertrauensschülerin, sie musste ihn ermahnen. Es kam ihr etwas albern vor, da er selbst einer war. Doch anscheinend legte er ja recht wenig wert auf dieses Amt.

"Ähem.." räusperte sie sich etwas lauter als gewollt. Malfoy zuckte zusammen und drehte sich auf dem Stuhl um.

"Granger!" stellte er erschrocken fest, "was machst du denn hier?" "Dasselbe könnte ich dich fragen, Mister Vertrauensschüler."

"Du doch auch, Scheinheilige!" Hermine kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum. Er hatte Recht, sie war auch Vertrauensschülerin. Auch sie hatte eine Schulregel gebrochen. Doch würde sie jetzt sicher nicht nach geben!

"Keine Gegenaussagen! Ich habe dich erwischt, nicht du mich!" Malfoy lachte leise und belustigt auf. "Immer wieder amüsant dir dabei zuzusehen, wie du dir selbst nicht eingestehen willst wie recht ich doch habe."

"Um beim Thema zu bleiben, Malfoy," fuhr sie ohne Beachtung fort, "was liest du da?" "Geht dich 'n Scheißdreck an." fauchte er bitter ernst. Mit einer schnellen Bewegung hatte er das Buch auf dem Tisch zu geschlagen und in seine Schultasche, welche neben dem Tisch stand, geschoben. Hastig stand er auf und schulterte seine Tasche.
Er wollte sich hastig an Hermine vorbei drängeln. Diese griff jedoch nach seinem Taschengurt, und zog ihn zurück.

"Du bleibst hier, bis du mir das Buch gezeigt hast."
"N' Scheißdreck werde ich tun!" fauchte er wütend.

Hermine beunruhigte es sehr, dass er sie so anfuhr. Er schien aggressiver und empfindlicher als sonst.

"Beruhige dich! Zeige mir einfach das Buch, dann kannst du gehen."

"Was verstehst du an 'es geht dich 'n Scheißdreck an' nicht? Jetzt lass' mich gehen, oder ich muss dir wehtun."

"Wäre ja nicht das erste Mal." feixte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Ne Granger, jetzt komm' mir echt nicht so." Mit einem groben Schlag hatte er ihre Hand beiseite geschlagen.
Quiekend ließ sie die Tasche los, sodass Malfoy sich nun umdrehte und davon stratzte.

Wütend über Malfoy's Abweisung trat sie willkürlich gegen den Stuhl auf welchem er eben noch gesessen hatte.
Ihr Blick fiel auf die Tischplatte, auf welcher ein Pergament zurück geblieben war.
Es war zum Teil beschrieben, mit Notizen.
Vorsichtig nahm es Hermine in die Hand und begann die ersten Zeilen zu überfliegen.

- Zugangsstraße : Winkelgasse 48
- Geöffnet : 13:00 - 15:00
- Foto nicht vergessen
- Verteidigung g. d. dun. Künste ausfallen lassen

Mit tiefen Augenbrauen faltete Hermine das Pergament zusammen, und steckte es ein. Gleich morgen Mittag würde sie recherchieren wo Malfoy hin wollte, und weshalb.

Ein unsanftes Gerüttel an ihren Schultern ließ Hermine aus dem Schlaf Schrecken.

Mit großen Augen starrte sie in Ginny's grünen. Die Rothaarige ließ von ihr ab und stellte sich aufrecht hin.
"Manchmal glaube ich echt du würdest einfach den Tag verschlafen, würde ich dich nicht wecken.."
"Sorry. Lange Nacht. Wie spät ist es denn?" "Zeit zu Frühstücken."

Hermine verdrehte etwas genervt ihre Augen, pellte sich jedoch aus ihrem Dornröschen Bett und schlurfte ins kleine Bad.

Ihre Haarpracht band sie in einen lockeren Dutt, welcher zur Hälfte so aussah als wäre er mit einer Augenbinde befestigt worden. Überall standen kleine Härchen heraus. Doch es war Hermine rechtlich egal wie sie aussah, jedenfalls heute.
Sie würde heute sowieso keine wichtigen Menschen sehen, auf wessen Meinung sie wert legte, also konnte sie auch herum laufen wie ein Penner.

Noch während sie sich einen Löffel Haferschleim zwischen die Zähne drängte schrieb sie Malfoy's Notizen exakt ab und faltete diese klein zusammen. Mit einem zufriedenen Grinsen stieß sie sich von der Tischplatte ab, und bewegte sich mit schnellen Schritten um die Haustafeln.

Von hinten hörte er hastige Schritte. Draco trank einen Schluck Kürbissaft, als auch schon neben seinen Kopf ein kleiner Zettel gehalten wurde.

"Ich weiß nicht was es ist, aber sobald ich es tue, bist du dran."

Mit aufgerissenen Augen drehte er seinen Kopf herum und blickte direkt in Granger's braune Augen.

Sie sagte nichts mehr, sondern richtete sich wieder gerade auf und machte auf dem Absatz kehrt. Mit wippenden Schritten verschwand sie aus der Großen Halle.

"Was wollte die denn?" "Keine Ahnung." log Draco. Blaise musste immerhin nicht alles wissen, besonders nicht wenn es um Draco's Private Angelegenheiten ging.

Immer wieder schaute er hin. Zwei, vier, zehn Mal! Bekam jedoch keine Blicke zurück.
Es ließ ihn nicht kalt. Granger ließ ihn nicht kalt.
Er wollte nicht, dass sie herausfand was er alles vor hatte. Es waren an sich keine schlimmen Dinge, doch es waren private Dinge, Dinge die Granger nichts angingen.

Zaubertränke ging schnell vorbei. Die Stühle schoben sich laut über den Boden und die Gryffindors und Slytherins drängelten sich hintereinander aus dem Raum hinaus.

Draco war kurz hinter Granger und griff ihr nun in den Gurt ihrer Tasche. Unsanft wurde sie zurück gedreht und blickte nun Starr in Draco's graue Augen.

"Was willst du?" keifte sie zickig. "Sei nicht so frech. Und hör' auf mir nachzuspionieren!" Granger lachte gespielt, ekelhaft fand Draco. "Bitte? Ich hab' das nicht nötig. Und jetzt lass' mich los! Ich hab' dir schon mal gesagt, du sollst mich nicht mehr anfassen!" Mit einem schnellen Kneifen Draco's Armes ließ dieser jauchzend los und schaute der Brünette angesäuert hinterher.

Kleine, fiese Ratte.

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt