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Das Butterbier war schon beinahe kalt, doch Granger hatte noch immer keinen Schluck getrunken. Stumm und regungslos starrte sie in den blubbernden Schaum hinein. Kritisch musterte Draco ihre Gesichtszüge, welche alles andere als eine gesunde, junge Gryffindor hervor brachten.

"Willst du warten bis es von selbst in deinen Mund schwebt?" "Nein," protestierte Granger, "aber ich denke ich sollte momentan kein Bier trinken. Das verträgt sich mit dem-" abrupt stoppte sie, und Draco schaute sie fordernd an. "-mit meinem Magen nicht so gut. Ich muss etwas schlechtes gegessen haben. Ich sollte gehen, danke trotzdem für den Versuch Malfoy, aber ich sollte Sozialkontakt wohl besser vermeiden."

Verwirrt von diesem Sinneswandel stand Draco ebenfalls auf, und folgte Granger, welche sich schon durch die Tür geschoben hatte. Sie ging schnellen Schrittes hoch zum Schloss, er dicht hinter ihr. Sie bog jedoch nicht zu den bewegenden Treppen ab, sondern in Richtung Steinkreis, welcher über Hagrid's Hütte lag.

Sie war gerade so an einem der Steine angekommen, als sie spürte wie ihre Beine flau wurden. Erschöpft sank sie daneben zu Boden, und senkte ihren Kopf in ihre Hände. Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln und schlichen sich bis runter zu ihrem Kinn. Erschöpfung und Traurigkeit breiteten sich in ihr aus. Auch der Selbsthass von vor ein paar tagen kam wieder hoch. Schluchzend lehnte sich sich etwas vor und weinte nur noch mehr.

Langsame und ruhige Schritte vernahm sie von einiger Entfernung. Sie wusste dass es Malfoy war, und dass sie wegrennen sollte und bloß aufhören sollte zu weinen. Doch ihr Körper sträubte sich gegen jegliche Bewegungen die sie machen wollte.

Ein Körper fiel neben ihr zu Boden, und kurz darauf legte sich ein Arm um ihre Schultern. Dieser zog sie etwas näher an Malfoy heran. Ihr Kopf fiel gegen seine Brust, ihre Hände zu Boden. Malfoy's Hand hielt ihre Schulter sehr fest an sich, und seine andere griff nun langsam nach ihrer rechten. Über diese fuhr sein Daumen einige Bahnen, er sagte jedoch nichts.

Es war auch besser so, dass er nichts sagte. Sie war nicht in der Lage einen anständigen Satz herauszubringen, geschweige denn ihm irgendetwas erklären zu können. Abgesehen davon wollte sie ihm auch gar nichts erklären, denn es war zu spät. Slughorn hatte die Schüler gewarnt, es würde wie eine Droge werden von der man nicht weg kam, und dass sie einen Erschöpfen würde wusste sie auch schon längst. Doch sie hatte sich darüber hinweg gesetzt. Und als schlimmste Folge des Trankes hatte sie Menschen verletzt und beiseite gelgt, die sie so sehr liebte.

"Granger.." kam es nun von Malfoy. Hermine spürte einen Hieb in ihrem Bauch, was wohl das schlechte Gewissen war.

Malfoy's Arm umschloss sie noch fester, und sein Daumen hörte auf Bahnen über ihre Handfläche zu fahren.

"Wieso bist du noch hier?" kreischte Hermine beinahe unter der Sturzflut, welche aus ihren Augen kam. "Wieso du? Du bist der letzte der hier sein sollte." "Nein, ich bin der erste der hier sein muss. Denn ich war es, der von Anfang an wusste, dass du einen Spion brauchst, der auf dich aufpasst." Hermine krallte sich in seinen Pullover. "Ich hasse dich aber." "Ich dich auch, Granger." "Ich weiß." schluchzte sie enttäuscht, und ließ seinen Pullover wieder los. Ihre Augen brannten und sahen vermutlich aus, als hätte sie ihre Pupillen in Essigsäure gelegt.

"Auch wenn du mich hasst, weiß ich nicht weshalb du so bist, wie du bist. Das ist nicht Hermine Granger, niemals." Malfoy ließ ihre Hand nun los, und legte sie stattdessen an ihre Wange, an welcher er ihren Kopf leicht hochdrückte und dann den Kopf schüttelte. "Niemals."

Hermine schluckte ein Mal fest, und griff sich dann in die Jackentasche. Hervor zog sie einen silbernen Flachmann, welchen sie wortlos Malfoy reichte, und anschließend wieder weg schaute.

Malfoy nahm den Flachmann entgegen, und musterte ihn. Schulterzuckend führte er ihn zu seiner Nase, und roch ein Mal daran. Ungläubig schaute er auch hinein. Er schien sich nicht sicher zu sein, was es ist. Seine Blicke musterten Hermine erneut, und er schien langsam auf die richtige Spur zu kommen, denn er schaute nun bitter ernst auf Hermine hinab, welche noch immer gegen seine Brust lehnte.

"Das ist nicht dein Ernst?" murmelte er völlig entgeistert. Hermine nickte nur stumm. "Wie lange trinkst du das Zeug schon?" zichte er unruhig. "Granger, rede mit mir."

"Seit fünf Wochen." krächzte diese nur, und konnte sich noch immer nicht überwinden in Malfoy's Augen zu schauen. "Bist du wahnsinnig?"

"Ja, genau das bin ich geworden!" schrie sie entsetzt, und setzte sich schlagartig aufrecht hin. "Du weißt nicht wie es ist, sich komplett abkapseln zu müssen, weil man einfach keine Gespräche mehr führen kann. Wie es ist, morgens kaum noch die Augen aufzukriegen, oder du jedes Buch vier Mal lesen musst, um die Überschrift zu verstehen. Und wenn du weißt, dass das einzige Mittel gegen dieses Loch, die Verschlimmerung ist, dann fängst du an wahnsinnig zu werden! Du trinkst immer mehr, da es für einige Stunden ein tolles Gefühl in dir breit macht. Du fühlst dich sorgenlos, weil du nicht über einen Menschen nachdenkst, der verboten ist. Wenn du so verzweifelst, dass du nicht mal mehr um Hilfe bitten kannst. Du hast keine Ahnung, von gar nichts!"

Malfoy sagte nichts, sondern schaute nur still in den Verbotenen Wald hinein. Hermine drehte nun langsam ihren Kopf zu ihm, woraufhin auch er zu ihr schaute.

"Und für bitte welche Person nimmst du das alles in Kauf? Nur um sie zu vergessen? Wer ist denn soetwas wert? Dass du dich komplett aufgibst?"

"Du bist es, einzig und allein nur du."

Ihre Worte donnerten in seinem Schädel umher. Völlig unglaubwürdig fand er die Vorstellung, Granger hatte sich das alles angetan, um nicht mehr an ihn denken zu müssen. Generell stellte er sich die Frage, seit wann sie an ihn denken musste. Es war nie kompliziert gewesen ihr Verhältnis nach dem Krieg zu beschreiben: Zwei Mitschüler, die sich nicht besonders mochten aber auch ohne einander vermutlich verloren wären.

Sein Kopf senkte sich zu Boden, und seine Augen wurden glasig. "Nein, ich war es ganz bestimmt nicht wert, ich nicht." Granger ließ ihren Kopf wieder in ihre Hände gleiten. "Mir warst du es aber. Für mich gab es nichts schlimmeres als zu spüren, dass ich dich immer mehr mochte, es aber nicht durfte. Das war der letzte Ausweg für mich." "Einwirkung auf deine Gefühle durch Drogen ist kein Ausweg, sondern ein krankhafter Versuch zu hassen."

"Du weißt nicht wie es ist, hassen zu müssen, es aber nicht kannst. Du kennst es nicht anders, als einfach alles zu hassen was anders ist als deine Rahmenvorstellungen." Draco lachte erheiternd auf. "Stimmt, ich weiß bestimmt nicht wie es ist, Gefühle unterdrücken zu müssen, auch wenn es scheinbar nicht möglich ist. Meine Vergangenheit besteht noch, Granger. Noch immer ruhen die Erlebnisse von vier Jahren Zwangshaft in mir. Das werde ich nicht los, nie mehr. Deshalb war es umso wichtiger, dass ich mich woanders wiederfinde, in Jemand anderem als in meinem Vater. Ich brauchte Jemandem, der mich doch so mochte, wie ich eigentlich war oder bin. Jemanden, der mich hasste aber sogleich auch nicht ohne mich funktionierte. Und ob du es nun überhaupt wahrnimmst mit deinem Traumlos- Trank.. Dieser Mensch warst du."

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt