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Granger ließ sich lustlos auf ihren Bankplatz fallen. Keine Sekunde später ließ sich auch Astoria vor ihm nieder.

Mit einem breiten Grinsen starrte sie in seine grauen Augen.
"Ist was?" brummte er schwermütig. Die braunhaarige Prinzessin schürzte die Lippen. "Für ein 'guten Morgen' bist du dir wohl auch zu fein, was?" "Was sollte an diesem, oder überhaupt jenem, Morgen gut sein? Man ist müde, unausgeschlafen und weiß, dass man gleich im Unterricht vergammelt. Ich weiß nicht, was du daran positiv findest?" "Pessimist." zischte die temperamentvolle Slytherin, und begann sich Haferschleim aufzutun.

Er stand nun schon eine Weile vor der großen Holztür, hinter welcher er gleich zusammen mit den Gryffindors Verteidigung gegen die dunklen Künste haben würde.
Granger stand einige Schritt entfernt an einer Säule und blickte zu Boden. Ihre Augen fielen beinahe zu und auch ihre Haare sahen nicht nach einem ausgeschlafenen Mädchen aus.

"Hermine," hörte Draco nun eine Stimme hinter sich, welche sich nun Granger näherte, "Ist alles okay?" Granger nickte stumm.

Draco tat einen Schritt nach vorne um besser lauschen zu können, was Anthony Goldstein Granger zu sagen hätte.

"Ich mach' mir ehrlich gesagt etwas Sorgen. Du siehst nicht gut aus.." "Das hat du lieb gesagt." keifte Granger empfindlich. "War ja nicht so gemeint. Nur solltest du die heutige Sitzung vielleicht ausfallen lassen, um etwas Schlaf zu bekommen." "Das ist albern, Anthony. Ich bin fit genug um eine weitere Besprechung der Vertrauensschüler zu führen."

Goldstein jedoch schien weniger begeistert von Granger's Idee, an der Sitzung teilzunehmen. Mit einer übertriebenen Handbewegung fuchtelte er vor ihr herum.
"Also schön, ausgeladen!" "Du kannst mich nicht aus der Sitzung bannen!" Granger schien sichtlich empört, doch Goldstein sprang daraufhin gar nicht erst an. "Dann sieh' mal besser hin. Hermine, schlaf' ein paar Stunden, und komme zur nächstgelegen Sitzung einfach wieder dazu."

Ohne eine Antwort von Granger abzuwarten kam Goldstein wieder auf Draco zu. Dieser griff nun in den Ärmel von Goldstein und hielt ihn fest.

"Du lädst Granger aus?" "Hast du sie mal angeschaut? Die ist völlig fertig." "Schaue die nicht so oft an," log er, "aber das scheint mir entgangen zu sein." Eine zweite Lüge, großartig Draco. "Wie auch immer, sehen uns später im Gemeinschaftsraum."

Gesagt, getan.
Gleich nach dem Unterricht machte sich Draco eher weniger begeistert auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Vertrauensschüler.

Der Raum war relativ leer. Es waren lediglich Hannah Abbott und Goldstein anwesend.

"Ist der Rest auch 'ausgeladen'?" fragte Draco schnippisch, als er lässig die Tür ins Schloss fallen ließ.
"Was bist du denn so beleidigt? Bist doch sicher froh Hermine mal eine Weile los zu sein.." "Du musst es ja wissen." knurrte er widerwillig, schaute dann aber erwartungsvoll auf den kleinen Holztisch, auf welchem einige Unterlagen aufgedeckt waren.

"Wir haben die Zustimmung von McGonagall, wir dürfen übermorgen Quidditch spielen. Bist du dabei?" Goldstein grinste vielsagend, Draco nickte bestätigend. "Sicher doch. Zu einer kleinen Runde Quidditch sage ich nicht 'nein'. Aber was ist mit den weniger talentierten unter uns?"

"Redest du von Hermine?" warf Abbott lächelnd ein. Draco verdrehte nur angenervt seine Augen. "Zum Beispiel."

"Wir hatten gedacht, dass die Erfahreneren den Anfängern etwas unter die Arme greifen. Und damit sind nicht nur die Erstklässler gemeint." "Das schreit ja nach Spaß.." Abbott stand abrupt auf. "Ja dann komm' doch einfach nicht, Herr Hochwohlgeboren."

"Ron, es geht mir nun schon seit Wochen durch den Kopf. Ich schlafe kaum noch, da es mich nicht in Ruhe lässt. Du bist so fern ab von meinem Leben, dass sich dieses auch immer mehr von dir distanziert. Ich brauche Jemanden der mir zuhört, mir tief in die Augen blickt, meine Hand hält, als würde ich vor dem sicheren Tod stehen, meine Küsse schätzt, als wären sie der siebte Horcrux. Und bei allem Willen den ich auftreiben wollte, dass du derjenige bist, der mir all diese Gefühle schenkt, musste ich leider feststellen, dass dieser Mensch nicht Ronald Weasley heißt. Seit Wochen fühle ich mich alleine, leer, verlassen. Du hast mich nach hinten geschoben, deine Arbeit einfach bevorzugt. Ich komme damit nicht klar und finde außerdem, dass ich das auch nicht muss. Du kennst mich besser als ich selbst, also warum hast du mir das angetan? Es tut weh, noch immer." seufzend faltete Hermine das Pergament zusammen. Ihr Blick wich hoch zu Ginny, welche heulend auf ihrem Bett saß.

"Gott, Hermine, das ist so traurig! Ich meine, es ist wie in einem Film! Dein ganzes Leben ist wie in einem Film!"

"Spinnerin," lächelte Hermine, "mein Leben ist aber ein grottiger und erbärmlicher Film."
"Überhaupt nicht." protestierte Ginny. Mit einer langsamen Handbewegung wischte sie sich ihre Augen halbwegs trocken. "Willst du das wirklich machen?" "Es wird mir besser gehen, Gin."

"Ronald Weasley, Bulgarien." Mit einer kraftvollen Handbewegung half Hermine einer der Schuleulen in den dunklen Nachthimmel hinauf.
Sie flog den Sternen entgegen, den Brief an Ron fest umklammernd.

Es waren keine fünf Minuten vergangen, und Hermine fühlte sich schon alleine. Dabei war es ihre eigene Entscheidung. Aber warum fühlte sich ausgerechnet diese so falsch an?

Mit einem lauten Seufzer hatte sich die Brünette ins Stroh des Eulenturmes fallen lassen.
Ihre Blicke schweiften hinaus in die Nacht, fernab von Hogwarts. Ihre Gedanken hangen dauerhaft bei Ron, und was er ihr antworte würde.
Würde er überhaupt antworten? Würde er den Brief jemals bekommen? Hatte er vielleicht sogar schon eine neue Freundin, und würde sogar über ihren Brief lachen?

Eine stille Träne löste sich aus ihrem Wimpernkranz. Sie machte sich nicht mal die Mühe, diese zu trocknen. Und so folgten der einen noch weitere. Sie heulte nicht, lediglich flossen ihr stumme Tränen die Wangen hinab, als wäre sie eine der sieben Schwestern.

Fernab von ihren aktuellen Gedanken vernahm Hermine das Quietschen einer Tür, und das knirschende Stroh unter Schuhen. Doch ehe sie die Silhouette entziffern konnte, welche nun die Wendeltreppe aus Stein empor stieg, waren ihre Augenlider zugefallen, und ihre Träume hüllten ihr Gehirn in einen weichen Nebel...

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt