| 20 |

2.4K 142 7
                                    

the stupid, the proud

der dumme, der stolze

\ /
||
/ \

Im schwachen Licht der Öllampe zeichnete sich eine zierliche Silhouette auf der Fensterbank ab. Das Gesicht war zum Fenster gerichtet, der Blick verfolgte die eisernen Regentropfen welche sich im Sturm verfingen. Die braunen Naturlocken lagen reglos auf ihren Schultern, kein Zweifel, es war Granger.

"Jetzt habe wohl ich dich erwischt, was?" eine raue Stimme ertönte. Mit einem Zucken hatte Hermine ihren Kopf umher geschwenkt. Aus der Dunkelheit der Bibliothek trat nun ein großer, schlanker Junge. Das Licht der Öllampe erfasste nun seinen Körper und legte die Schuluniform, als auch die Blonden Haare inklusive Gesicht frei. Die Lampe ließ ihn nur halbdunkel erleuchten, doch sie erkannte seinen Gesichtsausdruck. Dieser wechselte nun von dem festen, triumphierenden zu einem, in welchem Hermine eine gewisse Weichheit erfassen konnte.

"Geht's dir nicht gut? Oder sind Regentropfen von hier unten interessanter zu beobachten?" nun legte sich etwas Sarkasmus in seine Stimme, welcher Hermine jedoch kalt ließ.

"Geht dich 'n Scheißdreck an." warf sie scharf zurück. Malfoy schien seine Worte erkannt zu haben, denn er setzte einen Schritt auf sie zu. Beinahe gleichzeitig schob sich Hermine näher ans kalte Fenster.

"Bleib weg." zischte sie, mit einem beinahe ängstlichen Hauch in ihrer Stimme.

"Hey," Hermine schlug nun mit einem Arm nach ihm, "Hey, hey!" protestierte Malfoy, doch Hermine hörte nicht auf. Beinahe panisch rappelte sie sich nun auf und ließ sich von der Fensterbank gleiten. Sie setzte zwei Schritte in Malfoy's Richtung um an ihm vorbei zu rennen. Doch seine Reflexe waren schnell, und somit packte er mit einem letzten "Hey!" Ihre beiden Oberarme, und drückte sie an das hohe Regal hinter ihr.

Unsanft drückte er sie gegen das Regal. Sie ließ einen Schrei los, welchen sie vor Schock halb verschluckte.
"Ruhig, okay? Ganz ruhig, ich tue dir nicht weh!" atemlos schaute er Hermine eisern an.

Ihr Blick war panisch auf seine Hände an ihren Oberarmen gerichtet. "Glaubst du das?" brummte Draco monoton, "Glaubst du, ich würde dir etwas antun?" Als noch immer keine Antwort kam schüttelte er ein Mal unsanft an der Gryffindor. "Ist es so? Antworte!"

Quiekend wand sich Granger unter seinem festen Griff, kam jedoch nicht los. "Hast doch sonst immer so ein vorlautes Mundwerk?" "Lass mich los!" quiekte sie nun panisch. Draco dachte keine Sekunde daran, sie los zu lassen. Nicht, bevor er keine Antwort erhalten hatte.

"Ich-" keuchte Granger nun, "ich hab' keine Angst vor dir! Und auch Nicht davor, dass du mich verletzen könntest! Und jetzt lass' mich gehen!"

"Wieso schlägst du mich dann, und rennst vor mir weg? Hm?" "Ich will einfach nicht mehr mit dem Malfoy den ich von früher kenne in Kontakt stehen, klar?" "Wieso der Sinneswandel?" "Kein Sinneswandel. Ich habe mich ganz einfach geirrt." "Ähm, Granger.. du dachtest ich hätte mich geändert? Geändert, zu so einem weichgespülten Lappen, welcher alles bereut was er getan hat? Das ist-" "albern. Ich weiß Malfoy, ich weiß." "Niedlich." vollendete der Blonde seinen ursprünglichen Satz.

"Bitte?" "Ja, niedlich, dass du glaubst ein Malfoy würde sich ändern, oder gar Reue zeigen."

Mit einem gezielten Ruck hatte sich Hermine nun aus Empörung losgerissen. Einen Schritt sprang sie zur Seite ehe sie sich ein letztes Mal zu ihm umdrehte.

"Du bist so stolz, so dumm stolz Draco Malfoy!"

Ihre laute Stimme hallte durch die finstere Bibliothek, und schallte doppelt in die Ohren der zwei Schüler zurück.
Mit einem Schwung hatte sich Hermine umgedreht und war aus der Bibliothek gelaufen.

Es war für sie unfassbar, wie sehr Malfoy wie sein Vater geworden war. Wie konnte sie so naiv gewesen sein zu glauben, er würde sich in irgendeiner Weise von Lucius unterscheiden? Malfoy war schon immer ein egoistischer, dummer, stolzer Malfoy gewesen. Und er würde sich nicht ändern, niemals.

Mit tief hängenden Augenbrauen verließ auch Draco die Bibliothek. Granger hatte seine, eigentlich ganz angenehme Laune, auf den Tiefpunkt gebracht. Er selbst konnte nicht verstehen weshalb, es war immer egal gewesen was sie dachte. Sie durfte ihn hassen, ihn für anstrengend halten, von ihm nicht angefasst werden wollen (was er selbst auch nie wollte), oder auch ihm böse Blicke zu werfen.
Doch was war geschehen?

Ihre panischen Schläge, sowie Bewegungen ließen ihn nicht kalt. Auch ihre Worte nicht. Schon als sie das erste Mal nach ihm geschlagen hatte und er versucht hatte sie verbal, ohne körperliche Eingriffe davon abzuhalten fühlte er sich nicht wohl. Ihre Augen blitzten vor Panik. Oder doch nur vor Übermüdung?

Ihre Füße waren kalt, eisig. Mit zwanghaft geöffneten Augen starrte sie auf das Pergament vor sich. Noch immer war er leer, ohne Worte.

Sie dachte das Sitzen in der Bibliothek, ihrem Lieblingsort, würde sie beruhigen. Sie dachte sie würde auf Ideen kommen, wie sie sich ausdrücken könnte. Doch dank Malfoy kam sie nicht auf kreative Ideen, sondern ihr war eher unwohl.

Sie fühlte sich ertappt, doch wobei? Etwa als er sagte, sie hätte 'ernsthaft geglaubt er hätte sich geändert'? Nein. Nein, das war unmöglich. Ihr war es bewusst, dass er sich nicht geändert hatte. Sie wollte es aber wohl einfach nicht wahrhaben.

Mit einem kräftigen Kopfschütteln hatte sie sich wieder ins Hier und Jetzt befördert.
"Schluss Hermine," flüsterte sie sich selbst zu, "zu viele Gedanken an Malfoy verschwendet!"

Noch bis tief in die Nacht saß sie vor dem leeren Pergament. Kein einziges Wort brachte sie hervor, keinen Ansatz eines Wortes!

Tiefe Augenringe mattierten ihr Gesicht. Die Mundwinkel hangen tief, die Laune ebenso. Es war ein klarer Morgen, ganz anders als die Tage zuvor. Beinahe war es Hermine unheimlich, dass sie den blauen Herbsthimmel sehen konnte.

"Das ist das erste Mal diesen Monat, dass ich dich nicht wecken muss." Ginny stand vor ihrer Kommode und kramte sich einige Socken heraus. "Bin trotzdem nicht ausgeschlafen.." knurrte Hermine finster.

Ihr Blick fiel auf ihr Schreibpult auf welchem noch immer das leere Pergament an Ron lag.
Sie schloss die Augen und atmete schwer aus.
Sie wusste nicht weshalb es ihr so schwer fiel ihm zu schreiben. Wahrscheinlich einfach weil sie wusste, dass somit die komplette Freundschaft zerbrechen würde.

Noch immer ziemlich angeschlagen bog Hermine neben Ginny um die Ecke in die große Halle. Wie ein Blitzschlag spürte sie Malfoy's Blicke auf sich. Es war ihr unangenehm beobachtet zu werden. Doch noch unangenehmer wurde es, als sie auch Anthonys Blicke auf sich spürte.

Sprach sich was rum?

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt