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"Wie meinst du das?" fragte Hermine unsicher. "Wir waren beide blind. Zu blind um zu sehen, dass Niemand von uns allseits das Richtige getan hat. Gut, ich bin wohl das schwärzeste Schaf, aber du bist auch nicht perfekt. Die Antwort auf die Frage, wieso ich mir auf ein Mal Sorgen um dich gemacht habe, ist simpel." Ein leises Flügelschlagen der Eulen draußen war zu vernehmen, Malfoy schwieg nun jedoch. Hermine schaute ihn auffordernd an.

"Du bist mir nicht mehr egal," er holte kurz Luft, "du bist alles, aber nicht egal."

Ihr Herz setzte zwei Schläge aus, nur um anschließend im doppelten Tempo weiter zu schlagen.
Es dauerte eine Weile, bis sie seine eben gesagten Worte verarbeitet hatte, und noch länger brauchte sie, um einen passenden Antwortsatz zu formulieren.

"Ich.." nervös biss sie sich auf ihre Unterlippe, "Also ich.. ähm.." "Lass' es, sag bitte einfach nichts. Es war albern heute mit dir zu streiten, so auch mit Terence. Es war albern mir Sorgen zu machen um ein Mädchen, die doch so denkt wie all die anderen Drecks Menschen dieses Planeten. Vergiss es einfach, okay? Bleib' einfach bei deiner Meinung zu mir, und dein Leben wird in kein Chaos gestürzt." Draco setzte einige Schritte rückwärts, "Vergiss alles." Mit einem Schwung war er umgedreht, und in der Dunkelheit des Schlosses verschwunden.

Sauer auf sich selbst verpasste Draco seinem Bettpfosten einen gewaltigen Tritt. Dieser knackte laut und daraufhin saß Blaise kerzengerade in seinem Bett gegenüber.

"Was machst du denn, man?" Augenreibend stand der dunkelhaarige auf und trat vor Draco.
"Komm' mir nicht näher, Penner!" Draco schubste Blaise unsanft beiseite. Dieser knallte gegen die Pinnwand, an welcher alle Zeitungsartikel und Hinweise zu Goyle hangen. Die schwere Tafel löste sich von der Wand, und rauschte hinter Blaise zu Boden.

Entsetzt schrie Draco laut auf. "Spinnst du? Richtest du nicht so schon genug Scheiße an?" Blaise kassierte einen gewaltigen Hieb unter's Kinn, woraufhin seine Lippe leicht anfing zu bluten. Das schien Draco noch immer nicht zu reichen. Er trat mit voller Wucht in die Magengrube von seinem besten Freund, der schon auf dem Boden lag.
Ein bebender Schrei von Blaise entflammte Draco zum erneuten Tritt gegen Blaise' Handgelenk, welches daraufhin ein gefährliches Knacken von sich gab.

"Habt ihr denn alle nicht genug von meiner dunklen Seite gesehen, oder wieso provoziert ihr es alle immer wieder neu?" Mit einem gewaltigen Schwung war die Tür des Zimmers zugeflogen, und Draco aus dem Zimmer verschwunden.

Blaise lag blutend zu Boden. Zitternd raffte er sich auf und schleppte sich die wenigen Meter zum Gemeinschaftsraum, wo er auf der Stelle zu Boden sackte und dort liegen blieb.

"Er hat dir gesagt, dass er dich mag?" Ginny's Augen flackerten aufgeregt als Hermine ihr von der nächtlichen Begegnung erzählte. "Er meinte ich sei alles, aber nicht egal. Mehr sagte er nicht." "Unbegreiflich, wenn du-" Ginny's Blick erhob sich. Ihre Stimme verstummte und ihre Augen weiteten sich. "Ginny?" Die Rothaarige deutete mit einem Finger auf den großen Eingang.

Blaise Zabini, Ginny's heimlicher Liebhaber, kam gerade hindurch. Er trug eine Armschlinge. Sein Auge war blau und an seiner Lippe prang eine schmale Narbe. Dazu humpelte er und sah auch so ziemlich mitgenommen aus.

"Was ist passiert?" fragte Hermine vorsichtig, Ginny zuckte daraufhin nur mit den Achseln.

Kaum hatte sich Zabini neben Astoria Greengrass gesetzt, kam die nächste Person in die Halle, Malfoy.

Er war jedoch deutlich schneller unterwegs. Mit schnellen, gezielten Schritten war er an der Slytherin Tafel und griff sich ein Toast aus der Halterung. Während er kräftig hineinbiss warf er Zabini einen finsteren Blick zu. Dann drehte er sich auch schon wieder, und verließ die Halle.

"Entschuldige mich kurz." fauchte Hermine bitter, und erhob sich. Hektisch, um ihn noch einzuholen, lief Hermine aus der großen, goldenen Tür. Gleich dahinter bog sie nach links ab, wo es tiefer ins Schloss führte, die kleine steinerne Treppe hoch, auf welcher Umbridge und McGonagall im fünften Jahr so gestritten hatten.

Gerade noch erblickte sie sein linkes Bein, welches auch sogleich um die Ecke verschwand- Hermine folgte.

Ihr Weg führte sie bis hin in den Slytherin Kerker, in welchen sie sich durch den letzten kleinen Spalt der eben geöffneten Tür geschoben hatte.
Im Flur der Zimmer hörte sie die Tür Nummer 07 zuschlagen, dort musste er sein: in seinem Schlafsaal.

Nervös lehnte sie ihr Ohr an die Holztür, doch nichts. Es schien beinahe so, als wäre er disapperiert. Ein Glück, dass das in Hogwarts nicht möglich war.
Leicht und langsam klopfte Hermine nun dreimal gegen die alte Tür. Niemand öffnete ihr, weshalb sie erneut gegen klopfte und ein leises "M- Malfoy?" von sich gab. Sie war unsicher. Es wirkte eben in der großen Halle so, als wäre er höchst aggressiv, weshalb sich Hermine ziemlich unwohl fühlte hier unten alleine mit ihm zu sein. Sie würde ihm zwar nicht zutrauen, dass er ihr etwas antun würde, aber neulich hatte er auch fast einen Stein in ihr Gesicht getreten?

Aus dem Zimmer war ein angestrengtes Seufzen zu hören, ehe sich Schritte der Tür näherten. Als diese mit einem Ruck geöffnet wurde, zuckte Hermine kräftig zusammen.

"Was-" er stutzte, "Granger." stellte er etwas erschrocken fest. Hermine seufzte leicht. "Ist.. ist alles okay?" "Was soll sein?" brummte Malfoy, und versuchte wohl unbemerkt die Tür etwas weiter zu zuschieben. Hermine war jedoch schneller, und stellte ihren Fuß vor diese.

Ohne eine Wort zu sagen schob sie die Tür zurück. Zu Ihrer Verwunderung blieb Malfoy still, und beobachtete nur ihre Schritte.
Langsam, und mit immer größer werdenden Augen blickte sich Hermine im Zimmer um.

Der Spiegel an der Wand hing schief, Malfoy's Bettpfosten hatte einen Knacks, und das was wohl am meisten auffiel: die große Pinnwand, an welcher Tausende von Zeitungsartikel hangen, lag zu Boden. Einige der Artikel waren hinuntergerissen, und achtlos auf dem Boden gelassen.

"Nein, warte-" Malfoy wollte gerade Hermines Arm packen, als diese sich jedoch schon hinunter gebückt hatte, und den ersten Zeitungsartikel aufgehoben hatte. Ihre Augen verengten sich und sie legte ihn vorsichtig zu Boden. Ihre Augen überflogen auch den restlichen Boden mit all den Artikeln. Nach einigen stillen Minuten der Musterung des Bodens erhob sich Hermine langsam.

"Draco," Malfoy senkte die Augenbrauen, "die sind alle über ein Thema, über das Feuer." Noch immer erwiderte Malfoy keine Rechtfertigung. Stattdessen sank sein Blick zu Boden. Er sah nun eher bemitleidenswert aus.

Langsam trat Hermine vor Draco. Ihr Blick erfasste seine Sturm grauen Augen. Der ganze Glanz, und der ganze Stolz war verblasst. Eine Haarsträhne hing ihm in die Stirn. Langsam erhob Hermine ihre linke Hand, und schob die Strähne vorsichtig hoch zu all den anderen Platinblonden Haaren.

"Du hattest Recht. Ich habe damals nicht meinen Besten Freund verloren. Dafür aber meinen engsten Feind."

the stupid, the proud | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt